„Losing by Winning“: 33 Positionen der Kunst zum Zeitstrahl gebündelt
Die Ausstellung „Losing by Winning“ im Stift Stams erinnert an die vor 80 Jahren in Auschwitz ermordete Wahrheitssucherin Edith Stein.
Von Edith Schlocker
Stams – Genau gestern vor 80 Jahren wurde die Philosophin und Mystikerin, die Jüdin, Atheistin und Christin, die Frauenrechtlerin und unermüdliche Wahrheitssucherin Edith Stein in Auschwitz vergast. Anlass, ihr in Stift Stams eine von Hubert Salden kuratierte Ausstellung zu widmen. Die er mit Arbeiten von 33 zeitgenössischen KünstlerInnen bestückt hat, die „einen Zeitstrahl“ auf Edith Stein richten sollen, so der Kurator, um auf diese Weise einen breit gefächerten Fragenzusammenhang aufzumachen.
Das Ergebnis zeigt, dass Salden ohne jeden Zweifel ein kluger Kopf ist, das Machen von Ausstellungen gehört allerdings nicht zu seinen Stärken. Zu sehr lässt er den Betrachter/die Betrachterin mit den sich selbst nur schwer erschließbaren Objekten allein, kein Saaltext erschließt das jeweilige Kunstwollen und schon gar nicht, was das Präsentierte mit Edith Stein zu tun haben soll. Schade für eine Schau, die in ihrem subtilen Spiel mit Ambivalenzen, dem Weißen und Schwarzen, dem Positiven und Negativen durchaus Potenzial hat. Angefangen mit den drei Stelen, die Michael Croissant in den barocken Bernardisaal gestellt hat. Stilisierte Figuren, die genauso eine Nonne, eine verschleierte Muslima oder ein Zisterzienser sein könnten.
Die monumentale „Seele“, die Erik Steinbrecher zur Schau beisteuert, ist zwar weiß, ihr ist allerdings die Luft ausgegangen. Das große Bild von Ali Kaaf ist dagegen schwarz, schimmert dafür in sämtlichen Farben. Und eines der Streifenbilder von Gabriele Aulehlas fängt die Atmosphäre des Himmels am Mainufer ein, wie es auch Edith Stein erlebt haben könnte.
Die 42-jährig in den Kölner Karmel eingetreten ist. Eine Zelle, in der sie dort gelebt haben könnte, wurde in die Schau übersiedelt, bestückt mit vier Serigrafien von Yves Klein im Format von Ikonen. Kleine Arbeiten weiterer Größen der neueren Kunstgeschichte wie Louise Bourgeois, Günther Förg, Albert Oehlen oder Luc Tuymans finden sich ebenfalls, genauso wie die Arbeiten von vier Tiroler KünstlerInnen. Etwa Lois Weinberger, von dem u. a. die wunderbar quadratische „Dornenkrone“ mit dem Titel „Katholischer Mondrian“ zu sehen ist. Die Transformation christlicher Motive ist auch für die von Pathos triefenden Arbeiten von Andres Serrano genauso wie für die sehr speziellen Fotoarbeiten von SUSI POP charakteristisch.
Mit dem Wahnsinn nationalsozialistischer Ideologie, deren Opfer Edith Stein geworden ist, setzt sich Franz Wassermann in spielerischem Ernst in zwei Videos auseinander. Der Blick in den von Nina Mair aufgehängten Spiegel ist dagegen fatal. Beamt sich der/die in den Spiegel Schauende auf diese Weise doch auf die zum riesigen Foto aufgeblasene todbringende Rampe von Auschwitz.