Niedrigwasser: Schiffe wurden in Regensburg oder Passau teilentladen
Entspannung am Rhein erst im Herbst. Unternehmensberater und Logistikexperte rät Unternehmen, sich mit Risiken in der Lieferkette zu beschäftigen.
Wien – Die zuletzt niedrigen Pegelstände am Rhein haben auch Schiffe betroffen, die auf der Donau unterwegs sind. Güterschiffe, die den Rhein ansteuerten, seien teilweise bereits auf der Donau mit geringerer Beladung unterwegs gewesen, oder wurden in Regensburg und Passau teilentladen, um mit weniger Fracht weiterzufahren. Die Frachtkosten sind infolge der niedrigen Pegelstände deutlich gestiegen, sagte der Logistikexperte Patrick Lepperhoff von BCG Inverto im Gespräch mit der APA.
Zum Teil müssten die Schiffe in Passau drei Tage warten, um teilentladen zu werden, damit sie mit weniger Fracht die seichten Stellen befahren können. Insgesamt schätzt Lepperhoff, dass sich das Frachtvolumen am Rhein in der Vorwoche auf 60 Prozent reduziert hat. Das sei auch insofern bedeutsam, wenn man bedenkt, dass ein Schiff im Normalfall bis zu 150 Lkw ersetzt.
Eine gänzliche Einstellung der Schifffahrt erwartet Lepperhoff vorerst nicht. Selbst beim bisherigen Tiefststand, als der Pegel bei Kaub auf 25 Zentimeter sank, sei die Schifffahrt nicht behördlich untersagt gewesen, sie habe allerdings ökonomisch keinen Sinn mehr ergeben. Dies sei auch bei den Pegelständen zwischen 30 und 35 Zentimetern zum Teil der Fall. Das heißt eine Einstellung passiere nicht aus technischen sondern aus wirtschaftlichen Gründen und geschehe graduell. Unter 30 Zentimetern sei nur mehr eine notdürftige Versorgung mit minimaler Beladung möglich.
Aufgrund der Gewitterfront und den Niederschlägen im Einzugsgebiet des Rheins erwartet die deutsche Wasserstraßenverwaltung in Kaub diese Woche Pegelstände von mehr als einem Meter. Für die Schifffahrt entspannt sich die Lage also vorerst. Lepperhoff schließt aber auch für die nächsten Monate weitere Einschränkungen nicht aus. Es sei heuer ungewöhnlich gewesen, dass das Niedrigwasser so früh in der Saison auftrat. Er geht davon aus, dass sich die Lage Ende September oder Anfang Oktober normalisiert, abhängig von der Wetterlage.
Unternehmen rät Lepperhoff, sich grundsätzlich mit Risiken in ihren Lieferketten zu beschäftigen. Die niedrigen Pegelstände seien nur ein aktuelles Beispiel, was alles in der Logistik passieren könne. Auch die Coronapandemie oder die Blockade im Suez-Kanal hätten zuletzt die Lieferketten gestört. Um Risiken zu minimieren, sei es gut einen Plan B oder mehrere und wenn möglich auch lokale Lieferanten zu haben, um den Betrieb aufrechterhalten zu können, empfiehlt der Experte. (APA)