Unwetter in Österreich

Rekordregen, fünf Tote und neue Warnungen: Die Lage nach den Unwettern

Starkregen hat am Freitag in Vorarlberg zu Überschwemmungen und Vermurungen geführt. Im Bild überflutete Schrebergärten in Altach im Rheintal.
© DIETMAR STIPLOVSEK

Während sich Westösterreich und Kärnten gerade wieder von den Unwettern der vergangenen Tage erholen, erwarten nun Ostösterreich große Regenmengen.

Wien, Bregenz, Klagenfurt ‒ Starke Unwetter werden bis Mittwoch im Osten Österreichs erwartet, für den Westen Österreichs gibt es aktuell keine Warnungen mehr, teilte die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) am Montag mit. Für die Wiener Berufsfeuerwehr gilt aktuell eine Entwarnung, die Lage werde aber weiterhin genau beobachtet, sagte Feuerwehrsprecher Jürgen Figerl.

"Insgesamt ist der Regen noch nicht vorbei, es wird aber Abschwächungsphasen geben", erklärte Christian Retetzky von der ZAMG.

Die stärksten Unwetter werden am Montag im Burgenland und in Niederösterreich vorausgesagt. In Wien und der Steiermark wird starkes Unwetter prognostiziert. In Oberösterreich ist mit normalem Unwetter zu rechnen und in den restlichen Bundesländern Kärnten, Salzburg, Tirol und Vorarlberg gibt es aktuell keine Warnungen. Konkret geht es um das Niederschlagsfeld, welches sich in kleinräumigen Überflutungen von Grün- und Ackerflächen und lokalen Beeinträchtigungen im Straßenverkehr auswirken kann.

Eine Störungszone aus dem Osten bringt teils anhaltenden Regen, wobei eingelagerte Schauerzellen Niederschläge zusätzlich verstärken können. Es sei mit Regen zwischen 30 und 70 Millimeter zu rechnen, so Retetzky.

Wiener Donau stieg in zwei Tagen um mehr als zwei Meter

Durch starke Unwetter und vor allem Regen ist die Donau in Wien in den letzten Tagen über zwei Meter angestiegen. Allerdings sei das nicht weiter beunruhigend. "Es ist eine einfach erklärbare Entwicklung. Regen hat Wasser nachgebracht und wenn diese Tiefdruckzonen wieder abziehen, wird auch der Pegel wieder sinken", so Christoph Caspar, via-donau-Sprecher. Es seien natürliche Schwankungen, aber die Donau habe ein sehr stabiles Niveau, so die Informationen am Montag.

Gemessen werden die Pegelstände der Schifffahrtsroute in der Donau zwischen Kienstock in der Wachau und Wildungsmauer östlich von Wien. Der Wert in Kienstock am Montag lag bei 344 Zentimetern, Wildungsmauer wies einen Wert von 347 Zentimetern auf (Stand: 22.08.2022). Für Schiffsfahrten gesperrt werde die Donau nur bei Hochwasser und Eis.

Weiter Ermittlungen nach Drama in Kärnten

In Kärnten, wo durch das Unwetter vergangenen Donnerstag zwei junge Mädchen gestorben waren, wird unterdessen weiter ermittelt. Aktuell geht es darum, ob das Umstürzen der Bäume verhindert hätte werden können. Das teilte Markus Kitz, Sprecher der Staatsanwaltschaft Klagenfurt, mit.

In Vorarlberg hat am Freitag stundenlanger Starkregen zu Rekordwerten von 200 Liter pro Quadratmeter Niederschlag in Bregenz geführt. Der bisherige Höchstwert wurde 1968 mit 174 Litern gemessen. Verletzte gab es keine.

1500 Feuerwehreinsätze in Vorarlberg

Der Starkregen in Vorarlberg hatte am Freitag zu mehr als 1500 Feuerwehreinsätzen geführt. Die Rekordniederschläge führten zu Überflutungen von Ortsteilen, Straßen und Unterführungen - mehrere Autos steckten in den Wassermassen fest. Keller und Garagen liefen voll und Muren gingen nieder. Abschnitte der Rheintalautobahn (A14) waren stundenlang gesperrt. Verletzt wurde aber niemand.

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Unwetter in Österreich

Trauer und Betroffenheit: Fünf Tote und Schäden nach Unwetter-Tragödie

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Tirol/Vorarlberg

Tannheimer Straße nach Mure wieder frei, Wetter-Besserung in Sicht

📽️ Video | Aufräumarbeiten nach Starkregen in Vorarlberg

In Kärnten, in St. Andrä im Lavanttal, waren am vergangenen Donnerstag mehrere Bäume an einem Badesee umgestürzt. Zwei Mädchen im Alter von drei und acht Jahren starben, 13 Menschen wurden teilweise schwer verletzt. Die Bäume werden aktuell von einem Sachverständiger untersucht.

Es gelte zu klären, ob diese ordnungsgemäß gepflegt worden waren und die Tragödie verhindert werden hätte können. Laut Markus Staatsanwaltschaft Klagenfurt wird wegen fahrlässiger Tötung gegen unbekannte Täter ermittelt.

Wege in Gaming (NÖ) nach Tod von Frauen weiter gesperrt

In Gaming (Bezirk Scheibbs) bleiben nach dem Tod von drei Wanderinnen während eines Unwetters am vergangenen Donnerstag der "Alpinweg" und die Forststraße/Wanderweg von Seehof in Richtung Mittersee, Obersee, Herrenalm weiterhin gesperrt. Das werde der Fall sein, "bis Gefährdungen beseitigt sind", heiß es am Montag auf Anfrage bei der Bezirkshauptmannschaft Scheibbs.

Während des Unwetters waren zahlreiche Buchen und Fichten umgestürzt. Zwei Niederösterreicherinnen und eine Oberösterreicherin im Alter 52, 57 und 58 Jahren wurden von einem Baum mit einem Stamm von etwa einem Meter Durchmesser getroffen. Für die Frauen gab es keine Hilfe mehr.

Die Alpinpolizei begann noch am Donnerstagabend mit Ersterhebungen. Dabei wurde festgestellt, dass die Bäume augenscheinlich keine Vorschäden aufgewiesen hatten und offensichtlich durch den Sturm umgestürzt waren. Die polizeilichen Ermittlungen in dem Fall seien abgeschlossen, sagte Chefinspektor Johann Baumschlager am Montag auf Anfrage. An die Staatsanwaltschaft sei Bericht erstattet worden.

📽️ Video | Fünf Tote durch umgestürzte Bäume in Kärnten und NÖ

Rekordwerte an 24-Stunden-Regenmengen

In Vorarlberg war das Gebiet von Bregenz bis Dornbirn besonders betroffen, genauer die Gemeinden Wolfurt und Kennelbach. Das Ortszentrum Wolfurt wurde überflutet und von Muren verschlammt. Weiter im Süden, in Götzis im Bezirk Feldkirch, stand nach einem Dammbruch eine 200 Quadratmeter große Tiefgarage zwei Meter unter Wasser, in Altach wurde der Bereich vor dem Schwimmbad Rheinauen geflutet.

Laut Daten der ZAMG gab es Rekordwerte an 24-Stunden-Regenmengen. 200 Liter pro Quadratmeter entspricht einer doppelten Regenmenge eines durchschnittlichen August-Monats. Der Pegel der Dornbirner Ache überschritt die Marke eines hundertjährlichen Hochwassers um 20 Zentimeter.

Insgesamt wurden in Kärnten 640 Unwettereinsätze innerhalb von 24 Stunden verzeichnet. 172 Feuerwehren mit 2.500 Einsatzkräften rückten aus. Besonders betroffen waren die Bezirke St. Veit an der Glan, Feldkirchen, Völkermarkt und Wolfsberg. Bei den Aufräumarbeiten galt es vor allem Gemeindestraßen und Seitenwege von umgestürzten Bäumen zu befreien und Sturmschäden an Dächern zu beheben. 20.000 Haushalte waren am Donnerstag ohne Strom.

Schäden in Vorarlberg noch nicht abschätzbar

Bei der Vorarlberger Landesversicherung (VLV) wurden bisher 400 Schadensmeldungen eingereicht. Allerdings werde mit insgesamt 1000 Schadensmeldungen gerechnet, so Christian Schertler, Leiter der Schadensabteilung. Eine Schadenshöhe könne noch nicht genannt werden. "Wir haben noch keinen Überblick. Der eine hat nur einen feuchten Betonkeller, der andere dagegen einen voll ausgebauten. Es war ja noch kein Gutachter vor Ort", so Schertler. Laut Erfahrungswerten komme man bei Einfamilienhäusern auf einen Wert zwischen 3000 und 5000 Euro.

Die Schäden für die Landwirtschaft seien laut Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger noch nicht abschätzbar. Ablagerungen seien zwar weniger das Problem, dafür aber Flurschäden wie Unterspülungen und Hangrutschungen, so Moosbrugger.

Verlegte Straßen im Unterland und Tannheimer Tal

Murenabgänge, Überschwemmungen, vollgelaufene Keller und gesperrte Straßen. Starke Unwetter hinterließen am Freitag bzw. Samstag insbesondere im Tiroler Unterland bzw. im Außerferner Tannheimer Tal ein Bild der Verwüstung.

In Auffach in der Wildschönau etwa verlegte ein Murenabgang am Freitagnachmittag eine Gemeindestraße auf einer Länge von 100 Metern. "Wir sind nochmal mit einem dunkelblauen Auge davongekommen", resümierte der Kommandant der FF Auffach, Bernhard Margreiter. Die Straße wurde für mehrere Stunden gesperrt und geräumt. "Ich befürchte, dass wir noch einmal ausrücken müssen", sagte Margreiter am Abend. Auch in Scheffau, Kundl und Wörgl gab es Alarmierungen wegen Wasserschäden. Zuvor war eine offizielle Regenwarnung ausgegeben worden.

📽️ Video | Zahlreiche Einsätze im Tannheimer Tal

Nach den starken Niederschlägen hatte dann am Samstagvormittag eine Mure die Tannheimer Straße (B199) verlegt. Sie war zeitweise ab Weißenbach nicht mehr passierbar, ab Mittag war sie aber wieder zweispurig befahrbar. Innerhalb der Gemeinde Nesselwängle war der Ortsteil Rauth aufgrund einer unterspülten Straße nicht erreichbar. Zudem wurde auch in Nesselwängle ein Hangrutsch gemeldet. Mehrere Feuerwehren im Außerfern waren am Wochenende mit den Aufräumarbeiten beschäftigt.

Sowohl in Nesselwängle als auch in Grän traten mehrere Bäche über die Ufer, Keller liefen voll. Auch das Sägewerk Grän war etwa eineinhalb Meter tief im Wasser, in Tannheim stand in Betrieben das Wasser bis zu einem Meter hoch. (TT.com, APA)