Krieg in Ukraine

Ukraine meldet neue russische Angriffe in Region Saporischschja

Russland und die Ukraine haben sich wiederholt gegenseitig vorgeworfen, das Gebiet des Atomkraftwerks zu beschießen.
© AFP PHOTO/Satellite image ©2022 Maxar Technologies

Erneut gab es Artilleriebeschuss und Luftschläge im Gebiet um das Atomkraftwerk. Die US-Botschaft in Kiew warnt vor Attacken auf zivile Ziele.

Kiew, Saporischschja, Moskau – Russland setzt nach Angaben des ukrainischen Militärs seine Angriffe im Gebiet um das größte europäische Atomkraftwerk in Saporischschja fort. Es habe erneut Artilleriebeschuss und Luftangriffe gegeben, teilte der Generalstab am Dienstag mit. Die US-Botschaft in Kiew warnte davor, dass Russland in den kommenden Tagen verstärkt Angriffe auf zivile Infrastruktur und Regierungseinrichtungen planen könnte.

Auf der Homepage der Botschaft wurden alle US-Bürger erneut aufgerufen, die Ukraine zu verlassen. Der 31. Jahrestag der Unabhängigkeit der Ukraine von der Sowjetunion jährt sich am Mittwoch - am selben Tag, der auch den Beginn der russischen Invasion vor sechs Monaten markiert. Die Furcht vor neuen Attacken wird auch dadurch genährt, dass Russland die Ukraine für den tödlichen Bombenanschlag auf die Tochter des führenden Nationalisten Alexander Dugin, Darja Dugina, verantwortlich macht. Die Ukraine weist dies zurück.

Kämpfe um AKW dauern an

In der Region Saporischschja habe Russland mehrere Orte unter Beschuss genommen, führte der ukrainische Generalstab aus. Russland und die Ukraine haben sich wiederholt gegenseitig vorgeworfen, das Gebiet des Atomkraftwerks zu beschießen. Die Angaben lassen sich unabhängig nicht überprüfen. Das AKW wird seit März von russischen Truppen besetzt gehalten, aber weiter von ukrainischen Technikern betrieben. Russland beantragte für Dienstag eine Sitzung des UNO-Sicherheitsrats zu Saporischschja, wie die staatliche, russische Nachrichtenagentur RIA meldete.

Aus Furcht vor russischen Raketenangriffen haben die Behörden in der ukrainischen Hauptstadt Kiew alle Großveranstaltungen rund um den Unabhängigkeitstag am Mittwoch verboten. Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte am Wochenende gewarnt, dass Russland zum Gedenktag am 24. August "etwas besonders Bösartiges" tun könnte.

Angesichts der Befürchtungen kündigte Selenskyj entschlossene Reaktionen an. Es werde eine mächtige Antwort geben, sagte Selenskyj am Dienstag vor Journalisten. "Ich möchte das jeden Tag sagen (...) diese Antwort wird zunehmen, sie wird stärker und stärker werden." Auf die Frage, wie die Ukraine auf einen möglichen russischen Raketenangriff auf Kiew reagieren werde, verwies Selenskyj auf die Gleichberechtigung aller Städte und Regionen. Auf einen Angriff auf die Hauptstadt werde genauso reagiert wie auf aktuelle Angriffe andernorts. "Für mich als Präsident und für jeden Ukrainer sind Kiew, Tschernihiw, der Donbass alles dasselbe." Dort lebten überall Ukrainer, sagte Selenskyj und nannte darüber hinaus auch die zuletzt stark umkämpften Städte Charkiw und Saporischschja.

Die Ukraine feiert an dem Tag traditionell die Unabhängigkeit von der Sowjetunion im Jahr 1991. Russland war heuer am 24. Februar in das Nachbarland einmarschiert und hat sein Vorgehen als Spezialoperation mit dem Ziel bezeichnet, militärische Kapazitäten zu zerstören sowie im Zuge einer "Entnazifizierung" gegen als gefährlich eingestufte Nationalisten vorzugehen. Die Ukraine und ihre Verbündeten sprechen von einem Angriffskrieg. Bereits seit 2014, als sich die Ukraine klar und deutlich der EU und der NATO zuwandte, hält Russland die Halbinsel Krim von der Ukraine annektiert und hatte militante, pro-russische Separatisten in der Ostukraine unterstützt.

Kremlfreunde trauern um Dugina: "Für Russland gestorben"

Kiew, Moskau – Kremlnahe Politiker, Prominente und Familienmitglieder haben sich in Moskau von der ermordeten russischen Kriegsbefürworterin Darja Dugina verabschiedet. "Sie ist für Russland gestorben", sagte ihr Vater, der rechtsnationalistische Ideologe Alexander Dugin, am Dienstag bei einer Trauerfeier im Fernsehzentrum Ostankino. "In ihrer Kindheit waren fast die ersten Worte, die wir ihr beibrachten, natürlich "Russland", "unser Staat", "unser Volk", "unser Imperium"."

Der Politiker Leonid Sluzki erklärte: "Wir haben das Recht auf unterschiedliche Positionen, aber im Wesentlichen sollten wir geeint sein wie nie zuvor in unserer gemeinsamen modernen Geschichte: Ein Land! Ein Präsident! Ein Sieg!" Dugina galt als innige Verfechterin des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Die 29-Jährige starb am Wochenende bei der Explosion einer Autobombe nahe Moskau. Russland macht für das Attentat ukrainische Geheimdienste verantwortlich. Kiew weist jegliche Beteiligung zurück. (dpa)

Die USA erklärten im Zusammenhang mit dem tödlichen Bombenanschlag auf Dugina, man verurteile ohne Wenn und Aber jeden Angriff auf Zivilisten. Ein Sprecher des Außenministeriums in Washington lehnte es dabei ab zu sagen, ob die US-Regierung wisse, wer für die Tötung der Politikjournalistin Darja Dugina, Tochter des russischen Ideologen Alexander Dugin, verantwortlich sei. Es gebe keinen Zweifel, dass Russland "gewisse Schlüsse" vorlegen werde. Der russische Inlandsgeheimdienst (FSB) machte ukrainische Geheimdienste für den Anschlag verantwortlich, wie russische Nachrichtenagenturen meldeten.

Der FSB veröffentlichte ein Video, das die angebliche Mörderin der Kriegsbefürworterin Dugina zeigen soll. Mehrere aneinander geschnittene Aufnahmen in dem rund zwei Minuten langen Clip sollen zeigen, wie die Ukrainerin in Russland ankommt, das Haus ihres mutmaßlichen Opfers betritt und dann nach der Tat das Land wieder verlässt. Dugina starb in der Nacht auf Sonntag bei der Explosion ihres Autos in einer Moskauer Vorstadtsiedlung. Der russische Präsident Wladimir Putin zeichnete die bei dem Anschlag getötete Dugina nun posthum mit dem Tapferkeitsorden aus. Am Dienstag nahmen Hunderte Menschen in einem Saal des Ostankino-Fernsehzentrums in Moskau an einer Trauerfeier für Dugina teil, darunter auch ihr Vater.

USA rufen ihre Bürger erneut zum Verlassen der Ukraine auf

Washington, Kiew, Moskau – Die USA haben ihre Bürger einen Tag vor dem ukrainischen Unabhängigkeitstag (24. August) erneut aufgerufen, die Ukraine zu verlassen. "Das Außenministerium hat Informationen, dass Russland seine Anstrengungen verstärkt, in den nächsten Tagen in der Ukraine zivile Ziele und Regierungseinrichtungen anzugreifen", heißt es auf der Web-Seite der US-Botschaft in Kiew.

Daher würden US-Bürger aufgerufen, die Ukraine mit privaten Transportmitteln, sofern sicher, auf dem Landweg zu verlassen. (APA/Reuters)

Russland hat unterdessen nach eigenen Angaben einen ukrainischen SU-27-Kampfjet über der Region um Charkiw abgeschossen. Wie das Verteidigungsministerium in Moskau am Dienstag weiter mitteilte, wurden auch zwei M777-Haubitzen amerikanischer Fertigung zerstört. (APA/Reuters/dpa/AFP)

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