London: Krieg gegen Ukraine für Moskau kostspielig und schädlich
Die Moral sei in vielen Teilen der russischen Armee schlecht, es mangle außerdem an Munition, Fahrzeugen und Personal. Fortschritte seien derzeit minimal und eine große Offensive der Ukraine wird erwartet.
Kiew, Moskau, London – Ein halbes Jahr nach dem Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine hat Großbritannien den Angreifern ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Die russischen Truppen kämen kaum voran, sagte Verteidigungsminister Ben Wallace am Mittwoch dem Sender BBC Radio 4. "Russlands Fortschritte können in Metern pro Woche gemessen werden, nicht in Meilen." Wallace sagte, seit dem Angriff am 24. Februar seien mehr als 80.000 russische Soldaten getötet oder verwundet worden oder desertiert.
Das Verteidigungsministerium betonte unter Berufung auf Geheimdienstinformationen: "Operativ leidet Russland unter einem Mangel an Munition, Fahrzeugen und Personal." Die Moral sei in vielen Teilen schlecht und die Armee erheblich eingeschränkt. Russlands diplomatische Macht sei gesunken, die langfristigen wirtschaftlichen Aussichten seien düster. "Die Donbass-Offensive macht minimale Fortschritte, und Russland erwartet einen schweren ukrainischen Gegenangriff", hieß es. Londons Fazit: "Nach sechs Monaten hat sich Russlands Krieg als kostspielig und strategisch schädlich erwiesen."
Moral auf ukrainischer Seite
Wallace sagte, die ukrainischen Truppen seien dabei, sich in eine Position zu bringen, von der aus sie besetztes Gebiet zurückerobern könnten. "Seit Beginn hatte die Ukraine die Moral auf ihrer Seite (...), und wenn Sie sich die Moral der ukrainischen Streitkräfte ansehen, so ist sie der russischen Moral meilenweit überlegen." Die russischen Einheiten seien zudem schlecht ausgebildet.
Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich in beispielloser Form Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor. (dpa)
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