Raumfahrt

Testflug zum Mond muss warten: NASA verschiebt „Artemis“-Start

Die Artemis-1-Rakete auf der Startrampe im Kennedy Space Center in Florida.
© GREGG NEWTON

Nach jahrelanger Verzögerung wollte die NASA am Montag einen wichtigen Schritt gehen, um 2025 wieder Menschen zum Mond zu schicken – doch der Start eines Testflugs musste verschoben werden. Nächste Chance: Freitag.

Cape Canaveral – Die US-Weltraumbehörde NASA hat den Start einer unbemannten Mond-Mission für Montag abgesagt. „Der Start von Artemis I wird heute nicht mehr stattfinden. Die Teams arbeiten an einem Problem mit einem Triebwerk-Leck“, teilte die NASA am Montag mit, wenige Minuten nach Beginn des zweistündigen Zeitfensters für den Launch. „Wir starten nicht, bevor alles stimmt“, sagte NASA-Chef Bill Nelson kurz darauf. „Dies ist ein sehr kompliziertes System und alle Dinge müssen stimmen.“ Auch seine eigene „Space Shuttle“-Mission sei vier Mal verschoben worden.

Die „Space Launch System“–Rakete und die „Orion“-Raumschiffkapsel seien aber weiterhin in sicherem und stabilen Zustand, teilte die NASA ergänzend mit. Start-Kontrolleure untersuchten nun, warum ein Triebwerk vor dem Start nicht auf die nötige Temperatur gekommen sei. Die entstandene Verzögerung habe dazu geführt, dass kein Start mehr in dem von Schwerkraft und nötiger Beschleunigung bestimmten Zeitfenster möglich war.

Als weitere mögliche Starttermine hatte die NASA im Juli den 2. und den 5. September genannt. Noch sei aber unklar, ob bis dahin die aufgetretenen Probleme behoben werden könnten. „Das ist eine Verschiebung, aber es geht definitiv weiter“, sagte der deutsche Astronaut Matthias Maurer in einer Sondersendung beim Sender Phoenix.

Testflug zum Mond

Der rund 40 Tage dauernde unbemannte Testflug „Artemis I“ soll die Rückkehr zu bemannten Flügen zum Mond einläuten. Frühestens 2025 will die NASA mit ihrer Mission „Artemis II“ wieder Menschen dorthin schicken, erstmals auch eine Frau und eine nicht-weiße Person. Schon bei früheren Tests waren Probleme aufgetreten und der ursprüngliche Zeitplan hatte sich verzögert.

„Jedes Detail muss funktionieren“, sagte Maurer weiter. „Man hat gewisse Reserven und Redundanzen eingebaut und vorgesehen, aber die möchte man natürlich nicht schon verspielen vor dem Start.“ Astronaut Alexander Gerst ergänzte mit Blick auf „Artemis I“: „Das ist der letzte Test. Beim nächsten sollen schon Menschen mitfliegen. Und da will man natürlich kein Risiko eingehen.“

Stresstest vor dem Transport von Astronauten

„Artemis I“ dient dazu, die komplexeste und leistungsstärkste Rakete der Welt unter realen Bedingungen einem strengen Stresstest zu unterziehen, bevor SLS für den Transport von Astronauten zugelassen wird. SLS ist die größte Rakete, die die NASA seit Saturn-V gebaut hat, die während des Apollo-Mondprogramms in den 1960er und 1970er-Jahren geflogen wurden.

Nach mehr als einem Jahrzehnt Entwicklungszeit mit jahrelangen Verzögerungen und Kostenüberschreitungen in Milliardenhöhe hat das SLS-Orion-Raumschiff die NASA bisher mindestens 37 Mrd. Dollar (37,27 Mrd. Euro) gekostet. Der US-Kongress hat den NASA-Haushalt kontinuierlich erhöht und Mittel für Artemis bereitgestellt. Zu den größten finanziellen Nutznießern gehören die Hauptauftragnehmer von SLS und Orion – Boeing Co. bzw. Lockheed Martin Corp.

Der Start von „Artemis I“ wird mit Spannung erwartet.
© GREGG NEWTON

Europa liefert wichtiges Servicemodul

Auch die ESA ist an der Mission beteiligt und liefert mit dem europäischen Servicemodul (ESM) eine wichtige Komponente des „Orion“-Raumschiffs. Das knapp 13 Tonnen schwere, von Airbus gebaute ESM ist das Herzstück der Orion-Raumkapsel. Es sorgt für dessen Antrieb, die Energieversorgung und die Wärmeregulierung und wird die Astronauten bei künftigen Missionen mit Wasser und Sauerstoff versorgen. Die österreichischen Unternehmen TTTech und Magna haben Komponenten für Orion geliefert, TTTech auch für ESM.

Das Artemis-Programm der NASA – die griechische Göttin Artemis war in der Mythologie die Zwillingsschwester von Apollo – zielt darauf ab, bereits 2025 Astronauten zum Mond zurückzubringen und eine langfristige Mondkolonie als Sprungbrett für noch ehrgeizigere zukünftige Reisen zum Mars zu errichten. „Selbst mit der Aufstockung des Budgets ist es aber zweifelhaft, dass die NASA bis 2025 Menschen auf dem Mond landen wird“, sagte Lori Garver, die während der Konzeption der Rakete als stellvertretende NASA-Verwalterin fungierte, gegenüber Reuters. Wenn alles gut gehe, könne es aber in den Jahren darauf geschehen.

Die Rakete auf dem Weg zum Startplatz.
© IMAGO/JOE MARINO

Zwölf Astronauten waren während der sechs Apollo-Missionen von 1969 bis 1972 auf dem Mond. Es waren die bisher einzigen Raumflüge, bei denen Menschen die Mondoberfläche betraten. Alle diese Missionen erforschten Regionen rund um den Mondäquator.

Neue Generation von Astronauten scharrt in den Startlöchern

Am vergangenen Freitag gab die NASA 13 potenzielle Landezonen rund um den Südpol des Mondes bekannt. Dorthin will sie ihre neue Generation von Astronauten schicken, darunter die erste Frau und der erste farbige Mensch, die den Mond betreten werden. Ein erfolgreicher SLS-Orion-Start ist ein entscheidender erster Schritt dorthin. (dpa/APA/Reuters, TT.com)