Abwerzger mit offenem Brief an ÖVP-Wähler: „Mattle steht für Linksruck"
Nachdem ÖVP-Spitzenkandidat Anton Mattle eine Koalition mit der FPÖ ausgeschlossen hatte, schreibt deren Chef Markus Abwerzger nun einen „offenen Brief" an VP-Funktionäre und -Wähler. Darin schildert er seine Sicht: „Wer die Liste Mattle wählt, wählt nicht konservativ, sondern rot oder grün".
Innsbruck – Der Spitzenkandidat der Tiroler Freiheitlichen Markus Abwerzger wendet sich in einem offenen Brief an Funktionäre und Wähler der ÖVP. Der Brief ist eine Reaktion auf die gestrige Ankündigung von VP-Chef Anton Mattle, eine Koalition mit den Freiheitlichen auszuschließen.
Abwerzger rechtfertigt seinen "ungewöhnlichen Schritt" damit, dass Mattle klar gemacht haben, "wohin die Reise gehe". Mattle stehe für einen "Linksruck" sowie für "Positionen die bürgerliche, konservative Tirolerinnen und Tiroler wohl kaum teilen können", behauptet Abwerzger. Alle möglichen restlichen Koalitionspartner der VP seien links der Mitte angesiedelt, so Abwerzger. Die Ankündigung Mattles, Amtsinhaber Alexander Van der Bellen bei der Bundespräsidentwahl zu unterstützen, sei ein "Schlag ins Gesicht" gewesen.
Man müsse sich fragen, ob die Volkspartei nicht mittlerweile "zum Erfüllungsgehilfen des linken Zeitgeistes geworden" sei, so Abwerzger. Und ob man den "Mattle-Irrweg" unterstützen wolle. Mattle sei in Wahrheit ein "Grüner im Nadelstreif", wütete Abwerzger. Wer die Liste Mattle wähle, wähle "nicht konservativ, sondern rot oder grün und bekommt genau das", schrieb Abwerzger, der zur Wahl der eigenen Partei aufrief.
Keine Koalition zwischen VP und FP in Tirol
Tirols ÖVP-Obmann und Landtagswahlspitzenkandidat Anton Mattle hatte eine mögliche Koalition mit der FPÖ und deren Obmann Markus Abwerzger am Mittwoch definitiv ausgeschlossen. Eine Koalition mit den Blauen sei "undenkbar".
Als Begründung, weshalb er sich nun – entgegen der sonstigen Usance der Tiroler ÖVP – vor einer Wahl in Sachen Koalitionen deklariere, meinte Mattle: "Ich weiß, dass es in der Politik üblich ist, sich immer alle Optionen offen zu halten. Aber diese parteitaktischen politischen Spiele sind nicht das meine. Die Menschen sollen wissen, woran sie sind. Das ist mein politischer Zugang und meine innere Überzeugung."
Grüne gratulieren Mattle
Der ÖVP-Koalitionspartner Grüne gratulierte indes Mattle zu seiner FPÖ-Absage: "Ich möchte meine Anerkennung für diese klare Haltung der Volkspartei zu einer Koalition mit den Freiheitlichen in Tirol ausdrücken. Es ist wichtig, dass es Grenzen für politische Absichten gibt", erklärte Spitzenkandidat Gebi Mair in einer Aussendung. Gleichzeitig nahm er aber die SPÖ ins Visier: Denn "umso bedenklicher" sei die "ausbleibende Festlegung" von SPÖ-Chef Georg Dornauer gegenüber der FPÖ. "Der einzige Spitzenkandidat, der sich bisher nicht von den radikalen Positionen der Freiheitlichen distanzieren will, ist Georg Dornauer. Das ist für die Wähler*innen aber eine entscheidende Frage. Sind die Freiheitlichen in Tirol für Dornauer als Koalitionspartner denkbar ja oder nein?", verlangte Mair rote Klarheit.
Die oppositionellen NEOS nutzen indes am Donnerstag eine Pressekonferenz, um erneut für eine Dreierkoalition mit den potenziellen Partnern ÖVP, SPÖ und Grünen zu werben. Welcher der drei möglichen Koalitionspartner dann letztlich in Frage komme, machte Spitzenkandidat Oberhofer an einer Koalitionsbedingung fest: "Ein Energieplan muss fest verankert sein", hielt der Oppositionspolitiker fest. Nur die FPÖ komme als Partner nicht in Frage, hatte Oberhofer bereits mehrmals erklärt. Ganz generell benannte der NEOS-Chef das Dreiermodell als zentrales NEOS-Alleinstellungsmerkmal. "Wir wollen das auch weiterhin zu unserem Thema machen", kündigte er an.
Grundsätzlich ortete Oberhofer bei dem von den NEOS forcierten und als zentral angesehenen "Sofortplan Energiewende" Bewegung auf ÖVP-Seite und bei deren Spitzenkandidaten Mattle. "Es freut mich persönlich sehr, dass sich Mattle nicht gegen die Windkraft stellt", so Oberhofer bei dem gemeinsamen Pressegespräch mit der EU-Abgeordneten Claudia Gamon. Weiters attestierte er ihm auch eine grundsätzliche Bereitschaft für eine Dreierkoalition. Man müsse schauen, wie man am besten mit den in Tirol vorhandenen Möglichkeiten in Sachen Wind, Wasser und Sonne umgehe, konstatierte er. "Weiters muss gefragt werden, wo genau welche Energiequellen eingesetzt werden und wie der Stromnetzausbau möglichst schnell vorangehen kann", fügte Oberhofer hinzu. (TT.com)
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