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Papst Franziskus ernannte 20 neue Kardinäle

20 Bischöfe wurden in den Kardinalsstand erhoben
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Papst Franziskus hat am Samstag 20 Geistliche in den Kardinalsstand erhoben. Die neuen Kardinäle knieten vor dem Papst nieder, der das Birett und den Kardinalsring überreichte und jedem von ihnen eine Kirche in Rom zuwies. Der Ritus wurde mit dem Glaubensbekenntnis der Kardinäle und dem Eid der Treue und des Gehorsams gegenüber Papst Franziskus und seinen Nachfolgern fortgesetzt.

Die Namen der neuen Purpurträger hatte Franziskus bereits Ende Mai bekanntgegeben. Unter den neuen Purpurträgern sind zwei aus Brasilien, zwei aus Indien, je einer für Singapur, Nigeria, Ghana, Paraguay, Osttimor, Korea und auch einer für die Mongolei. Der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn nimmt von Samstag bis Dienstagabend im Vatikan an der von Papst Franziskus einberufenen Kardinalsversammlung (Konsistorium) teil.

"Ein Kardinal liebt die Kirche, immer mit demselben geistlichen Feuer, ob er sich mit großen oder kleinen Fragen beschäftigt, ob er den Großen dieser Welt begegnet, oder den Kleinen, die vor Gott groß sind", betonte Franziskus.

Nach seiner Predigt bat der Papst um Gebete für Richard Kuuia Baawobr, Bischof von Wa in Ghana, der am Freitag nach seiner Ankunft in Rom aufgrund eines Herzproblems operiert werden musste. Der Bischof von Wa ist einer der zwanzig neuen Kardinäle.

Nach der Zeremonie besuchten Franziskus und die neuen Kardinäle den emeritierten Papst Benedikt XVI. im Kloster Mater Ecclesiae, in dem der 95-Jährige lebt. Benedikt erteilte den neuen Kardinälen seinen Segen und betete mit ihnen. Der Besuch der neuen Kardinäle beim emeritierten Papst ist eine Tradition bei Konsistorien geworden.

Unter den neuen Kardinälen sind die Leiter der vatikanischen Klerus- und der Liturgiebehörde, Lazarus You Heung-sik (70) und Arthur Roche (72), sowie der Regierungschef des Vatikanstaats, Erzbischof Fernando Vergez Alzaga (77). Auch die Erzbischöfe von Marseille (Frankreich), Jean-Marc Noël Aveline (63), von Ekwulobia (Nigeria), Peter Okpaleke (59), und von Manaus (Brasilien), Leonardo Steiner (71), erhalten den Kardinalshut.

Als weitere Kardinäle ernannte der Papst: Erzbischof Filipe Neri Ferrao (69) von Goa und Damao (Indien), Bischof Robert McElroy (68) von San Diego (USA), Erzbischof Virgilio Do Carmo Da Silva (54) von Dili (Osttimor). Außerdem die Bischöfe Oscar Cantoni (71) von Como (Italien), Anthony Poola (60) von Hyderabad (Indien), Paulo Cezar Costa (55) von Brasilia, Richard Kuuia Baawobr (63) von Wa (Ghana), William Goh Seng Chye (65) von Singapur, Adalberto Martinez Flores (71) von Asuncion (Paraguay) und Giorgio Marengo (48), Apostolischer Präfekt in Ulaanbaatar (Mongolei).

Zudem ehrte Franziskus zwei emeritierte, bereits über 80-jährige Erzbischöfe mit dem Kardinalshut: Jorge Enrique Jimenez Carvajal (80) von Cartagena in Kolumbien sowie Arrigo Miglio (80) von Cagliari auf Sardinien. Schließlich erhielten auch der italienische Theologe und Jesuit Gianfranco Ghirlanda (80) sowie Fortunato Frezza (80), Priester am Petersdom, die Kardinalswürde. Der im Mai von Papst Franziskus zunächst ebenfalls als künftiger Kardinal benannte belgische Bischof Luc Van Looy (80) hat hingegen auf seine Kardinalserhebung verzichtet. Im Hintergrund stehen Vorwürfe über den Umgang des früheren Bischofs von Gent mit Missbrauchsfällen in seiner Diözese.

Mit den nunmehrigen Kardinalserhebungen steigt die Zahl der Papstwähler am Samstag von 116 auf (kurzfristig) 132, die Gesamtzahl der Kardinäle von 207 auf 227. Doch schon am 3. September erreicht Kardinal Gregorio Rosa Chavez aus El Salvador die Altersgrenze von 80 Jahren und verliert damit sein Stimmrecht im Konklave.

Schon seit Pius XII. (1939-1958) ist das Kardinalskollegium konsequent immer internationaler geworden. Unter Papst Franziskus ist der Trend "weg von Europa" besonders augenfällig. Die früher quasi naturgesetzliche absolute Mehrheit der Europäer bei der Papstwahl ist schon länger gekippt; die von Europäern plus Nordamerikanern fällt spätestens im ersten Halbjahr 2023, wenn fünf europäische Wähler ausscheiden. Bis September 2023 überschreiten allein sieben Kardinäle aus Italien die Altersgrenze von 80 Jahren.

Der Papst reist am morgigen Sonntag in die Anlass ist die mittelitalienische Stadt L ́Aquila. Anlass ist die traditionsreiche Ablass-Wallfahrt der "Perdonanza Celestiniana" in den Abruzzen. Diese jährlich am 28. und 29. August stattfindende Pilgerfahrt geht auf Papst Coelestin V. (Amtszeit 1294) zurück. Sie bietet Anlass für wilde Spekulationen, da Papst Coelestin der erste Papst war, der freiwillig vom Amt zurücktrat. Und Benedikt XVI. legte in L'Aquila sein Pallium auf das Grab von Coelestin. Darüber hinaus will Franziskus vor allem als Seelsorger in L'Aquila Betroffene des schweren Erdbebens von 2009 treffen.