Kunst

Bill Viola in Salzburg: Ästhetiken, die verstören und betören

Videos von Bill Viola zeigt das Salzburger Museum der Moderne.
© Rainer Iglar

Salzburg im Sommer bedeutet nicht nur Festspiele, sondern auch Ausstellungen mit absolutem Weltklasseniveau.

Von Edith Schlocker

Salzburg – In den Videos von Bill Viola ist eigentlich nicht viel los – und doch unendlich viel. Da bewegt sich etwa eine sonderbare Prozession durch einen Kiefernwald. Woher die Menschen unterschiedlichster Ethnien, Alte und Junge, Männer und Frauen kommen bzw. wohin sie gehen, ist ungewiss. Was einem als BetrachterIn eigentlich egal sein könnte, ist es aber nicht. Genauso wie man sich intuitiv in die Menschenmenge versetzt, die spektakulär von einem Wasserschwall regelrecht überwältigt wird. Gefilmt vom 73-jährigen Amerikaner in extremer Zeitlupe, was die Archaik des Geschehens ins Extreme steigert.

Violas Personale im Salzburger Museum der Moderne (bis 30. Oktober) ist erstaunlicherweise die erste Präsentation des Ausnahmekünstlers in institutionellem Rahmen in Österreich. In dessen bildgewaltigem Werk der Mensch schlechthin in seiner ganzen Verletzlichkeit steht. Verortet in einer betörend visionären Ästhetik, die genauso verstört wie intuitiv berührt. Wenn der Künstler etwa in einem mehrteiligen Video Menschen zeigt, die ertrunken zu sein scheinen. „Zugedeckt“ von Wasser, das die statischen Körper auf geheimnisvolle Art und Weise zu verlebendigen scheint.

Kontrastprogramm einen Stock tiefer, wo mit Richard Kriesche dem Amerikaner Bill Viola ein so prinzipiell anders tickender österreichischer Pionier der Medienkunst in seiner ganzen Komplexität gegenübergestellt wird.

Malerei vom Feinsten ist dagegen Sean Scullys Zyklus „Shadow of Figuration“, den die Galerie Ropac (bis 24. September) in ihrer sommerlichen Schau in der Villa Kast ausbreitet. Deren Wände der inzwischen 77-jährige Ire mit großformatigen Leinwänden behängt hat, die durch ausgeklügelt horizontal wie vertikal ineinander verkeilte Farbblöcke strukturiert sind. Komplexe abstrakte Bildräume eröffnend, die von der „Rauheit des Lebens“ inspiriert sind, wie der weltweit gefeierte Künstler sagt. Zelebriert als sensibles Miteinander von Meditativem und sinnlich Vitalem.

Einmal in Salzburg, sollte man allerdings auch die Ausstellung von Elfie Semotan im Fotohof (bis 24. September) nicht versäumen. In der die wunderbare Fotografin – was sie ganz selten tut – in ihr privates Fotoalbum blicken lässt.

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