Lkw fuhr in Grillfest: Sechs Tote in der Nähe von Rotterdam
Ein Sattelschlepper kam am Samstagabend in Nieuw-Beijerland in der Nähe von Rotterdam von einem Deich ab und fuhr in ein Grillfest. Sechs Menschen wurden getötet, sieben verletzt.
Rotterdam – In einem kleinen holländischen Ort endet ein Grillfest in einer Katastrophe mit sechs Toten: Ein Lastwagen ist am Samstagabend bei Rotterdam von einem Deich abgekommen und in die Feiernden gefahren. Sieben Menschen wurden schwer verletzt, gegen den festgenommenen Lastwagenfahrer werde wegen des tödlichen Unfalls ermittelt, teilte die Polizei am Sonntag mit.
Der 46-Jährige war aus noch ungeklärter Ursache aus der Spur geraten. Einige der Toten konnten erst geborgen werden, als viele Stunden später der Lastwagen weggeschafft wurde. Die Polizei prüft auch die Schilderung, wonach der Lkw-Fahrer einem Lieferwagen ausweichen musste.
Zu dem Unfall mit dem spanischen Lastzug kam es in der kleinen Ortschaft Nieuw-Beijerland an einer Kreuzung. Der Lkw habe an der Kreuzung zunächst angehalten und sei beim Wiederanfahren von der schmalen Straße geraten, sagte eine Polizeisprecherin.
Der spanische Fahrer, der unverletzt blieb, habe keinen Alkohol getrunken gehabt. Der Lastzug wurde beschlagnahmt. Das tonnenschwere Gefährt war die Böschung herunter unvermittelt mitten in das weiter unten laufende Grillfest gefahren, wo Dutzende Menschen zusammen waren. Binnen Sekunden walzte der Lkw alles nieder. Augenzeugen sprachen von Chaos und einem Bild der Verwüstung.
Rund 100 Menschen hätten sich für das von einem Verein am letzten Wochenende der Sommerferien organisierte Fest angemeldet gehabt, sagte ein Anwohner dem Sender Omroep Rijnmond. Eine Nachbarin sagte, alle seien in Panik gewesen. Jeder habe helfen wollen. "Aber es gab fürchterlich viele Verletzte." Campingtische und Sitzbänke flogen zur Seite und der Grill kippte um. Zehn Krankenwagen und ein Hubschrauber kamen zum Einsatz.
"Sie können sich vorstellen, was das für ein Schlag ist: Während eines Nachbarschaftsfests fährt ein Lkw in diese Menschengruppe, der Schock ist enorm", sagte eine Polizeisprecherin am Unfallort. Die Gemeinde kümmere sich um die Betreuung der zahlreichen Zeugen. Die Menschen wurden in einem nahen Bauernhof betreut.
"Das ist hier in Nieuw-Beijerland eine sehr enge Dorfgemeinschaft", sagte Bürgermeister Charlie Aptroot dem Sender NOS. Für die Einwohner sei das Unglück ein fürchterlicher Schlag. "Die Menschen wollen wissen, wie es ihren Angehörigen oder guten Freunden geht. Aber es gibt noch keine komplette Übersicht", meinte er am späten Abend.
In der Nacht hatte zunächst eine Spezialfirma mit einem Kran den schweren Lastzug wieder auf die Straße gehievt. Dann machten sich Experten an die Bergung und Identifizierung der unter dem Fahrzeug liegenden Toten.
"Schreckliche Nachrichten über das Unglück in Nieuw-Beijerland", schrieb der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte auf Twitter "Meine Gedanken sind bei den Opfern dieses schrecklichen Dramas und ihren Angehörigen."
Auch König Willem-Alexander und Königin Máxima zeigten sich bewegt. "Wir sind geschockt und getroffen durch das fürchterliche Unglück in Nieuw-Beijerland gestern Abend, bei dem es so viele Opfer gegeben hat." Für die enge Dorfgemeinschaft sei dies unvorstellbar traurig.
Der spanischen Zeitung "La Verdad" zufolge erklärte die spanische Spedition, der Fahrer des Lastwagens sei von der Straße abgekommen, als er versuchte, einem Lieferwagen auszuweichen. Das Fuhrunternehmen stehe mit den niederländischen Behörden in Kontakt, um bei der Klärung der Unfallursache zu helfen, berichtete die Zeitung weiter.
Ob ein Lieferwagen in den Unfall verwickelt war, konnte die niederländische Polizeisprecherin noch nicht sagen. Am Unfallabend war allerdings nach einem weißen Lieferwagen gefahndet worden, der auf der Kreuzung gestanden haben soll. Der Fahrer meldete sich später bei den Behörden. Wie die Polizei am Sonntag betonte, seien noch alle Szenarien hinsichtlich des Unfallhergangs offen. (APA/dpa)