Landeck

Per Postross über den Reschen

St. Valentin auf der Haide – vier Pferde zogen die Postkutsche.
© Archiv Tröger

Vor 200 Jahren hat die Habsburger Amtsverwaltung die strategisch wichtige Postlinie Landeck-Meran eingerichtet. Postmeister und Postwirte waren die Logistik-Manager.

Von Harald Wenzel

Landeck, Meran – Es war ein vernichtender Bericht, den Tirols landesfürstlicher Hofbaumeister Jörg Kölderer 1524 unter dem Titel „Der böse Weg“ zusammenfasste. Kölderer beschrieb darin den miserablen Zustand der Reschenroute.

Heute sausen unfassbare Datenmengen auf der direkten Nord-Südtiroler Glasfaser-Autobahn über den Reschen. Die Landeshauptleute Platter und Kompatscher haben die ultraschnelle Verbindung 2019 in Nauders gefeiert.

Post-Drehscheibe in Landeck war das Hotel Post.
© Archiv Tröger

In diesem fast 500-jährigen Zeitfenster steckt ein Meilenstein, der jetzt 200 Jahre auf dem Buckel hat: die Postwagenlinie Landeck-Meran. „In Gemäßheit eines hohen Dekrets, Zahl 43934, hat sich die Hofkammer veranlasst gefunden, einen eigenen Postkurs von Meran über Mals bis Landeck einzuleiten“, verlautbarte Karl Graf von Chotek, Gouverneur (Landeshauptmann) für Tirol und Vorarlberg, im Dezember 1822. Briefpost sollte ab Jänner 1823 zunächst einmal wöchentlich befördert werden. Aber auch Pakete, versperrte Kisten mit Akten sowie militärische Nachrichten gingen auf Reise.

Brief 1854: Als Adresse genügte „Alois Tambosi in Trient“.
© Archiv Tröger

Wie überall im Postnetz der Monarchie waren k. k.-Postmeister sowie Postwirte die Logistik-Manager entlang der Reschenroute – auf der Strecke Landeck-Ried-Pfunds-Nauders-Mals-Eyrs-Latsch-Meran, die damals mit 21,5 Meilen (163 Kilometer) vermessen wurde. „Der Postmeister musste die Pferde für die Kutsche zur Verfügung stellen“, weiß Josef Tröger vom Briefmarken- und Ansichtskartenverein Landeck. Tröger hat eine Ausstellung mit Schautafeln zum Thema „200 Jahre Postlinie Landeck-Meran“ konzipiert. „Der Postmeister durfte aber auch das Ritt-, Trink- und Schmiergeld von den Mitreisenden kassieren. Wobei es beim Schmiergeld nicht um Bestechung, sondern und Geld für die Achsen- und Wagenschmiere ging“, hat Tröger herausgefunden.

Die Zeitreise „200 Jahre Postlinie Landeck-Meran“ ist von 30. August bis 26. Oktober auf Schloss Landeck zu sehen.
© TT/Wenzel

Zum wichtigsten Stützpunkt entwickelte sich die 1822 eröffnete k. k. Postkutschenstation in Eyrs bei Laas (Südtirol): Am Postplatz wurden Pferde gewechselt, die Pferdezucht lebte auf. Eyrs war zudem Verkehrsknoten für die Verbindung Trafoi-Stilfserjoch-Worms (heute Bormio). Von 1825 bis 1848, als die Lombardei zu Österreich gehörte, führte eine ganzjährige Postlinie über das Stilfserjoch. Im Winter fuhr die Kutsche auf Kufen, Schneeschaufler mussten zu Räumarbeiten ausrücken. Die Habsburger hatten – aus militärstrategischen Überlegungen nach den napoleonischen Kriegen – großes Interesse an einer schnellen Verbindung von Wien über Innsbruck nach Mailand. Im Mailänder Militärhauptquartier residierte nämlich der legendäre Feldmarschall Radetzky.

Der rührigen Postmeisterfamilie Josef Müller (Vater und Sohn) verdankt Landeck auch einen ersten touristischen Aufschwung.

Die Ausstellung

„200 Jahre Postlinie Landeck-Meran" in der Turmgalerie (Schloss Landeck) ist ab 30. August täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

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Monika Schramm

Monika Schramm

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Matthias Reichle

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