Schallplatten-Boom sorgt für knappe Kapazitäten bei Presswerken
Schallplatte statt Audio-Datei – Vinyl feiert seit Jahren eine Renaissance. Doch die Produktionskapazität ist begrenzt. Das bekommen auch kleinere Labels und Künstler zu spüren und gehen neue Wege.
Güstrow, Wien – Presswerke können wegen des anhaltenden Schallplatten-Booms die Nachfrage nach den Tonträgern nicht decken. „Wir haben unsere Fertigungskapazitäten in den letzten Jahren deutlich erhöht und arbeiten am weiteren Ausbau, dennoch ist der Bedarf aktuell höher als der mögliche Output", teilte etwa Optimal Media mit. Das Unternehmen betreibt in Röbel an der Mecklenburgischen Seenplatte das nach eigenen Angaben größte Presswerk Europas.
Winfried Söllner von Newbilt Machinery, einem Hersteller für Schallplatten-Pressen, sagte: „Wir haben tatsächlich Musiker als Kunden, die in ihrer Verzweiflung selbst ihre Platten pressen." In Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern hat kürzlich ein neues Presswerk den Betrieb aufgenommen. Der Geschäftsführer Andre Kronert hatte nach eigenen Angaben die Schallplattenproduktion für Künstler und Labels organisiert. Allerdings seien die Wartezeiten immer länger geworden und schließlich habe ihn sein Stamm-Presswerk gar nicht mehr bedient. „Wir machen es jetzt einfach selber."
Seit 2010 hat sich nach Angaben des deutschen Bundesverbands Musikindustrie (BVMI) der Vinyl-Umsatz nahezu verzehnfacht (2021: 118 Millionen Euro). Dabei sei Vinyl von Anfang der 1990er bis 2006 nahezu vom Markt verschwunden gewesen. Ganz ähnlich schaut die Situation in Österreich aus: Hierzulande lag der Umsatz mit Vinyl 2010 bei einer Mio. Euro, im abgelaufenen Jahr waren es 10,1 Mio. Euro, wie aus den Zahlen des Branchenverbandes IFPI Austria hervorgeht.
Dementsprechend verwundert es auch nicht, dass das heimische Presswerk Austrovinyl expandiert. Gemeinsam mit dem Label Napalm Records wird im steirischen Fehring aktuell ein neues Presswerk gebaut, der Spatenstich erfolgte im Februar. Bei einer Gesamtfläche von 825 Quadratmetern ist mehr als die Hälfte für die Produktion reserviert. Vorgesehen ist auch ein Kundenbereich mit Präsentations- und Verkaufsflächen für Besucher der „Schallplattenmanufaktur", wie man mitteilte. (APA/dpa)