Kulturförderung

Die Tiroler „kulturspielwiese“ will nicht austrocknen

„Unsere Plattform wird in jedem Fall bleiben – mit oder ohne Förderungen von der öffentlichen Hand“, sagt FJO-Obfrau und Musikerin Rita Goller. Klaus Plank (WKO-Fachgruppe Gastro): „Die ,kulturspielwiese‘ ist ein Erfolgsprojekt für beide Seiten. Ich hoffe, dass es 2023 so weitergeht.“
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Musikförderung als Unterstützung für Gastro und Kultur: Die Aktion „kulturspielwiese“ vernetzt und schießt Gelder für Gigs zu. Aber wie lange noch?

Von Barbara Unterthurner

Innsbruck – Seit inzwischen über einem Jahr lädt das Land Tirol die von der Pandemie gebeutelte Livemusik-Szene zum Spielen auf die „kulturspielwiese“. 220.000 Euro an Subventionen wurden 2021 in die Förderaktion für heimische MusikerInnen gesteckt. Das Budget wurde für das abgelaufene Projektjahr auch voll ausgeschöpft, berichtete das Frauen Jazz Orchester (FJO) als Trägerverein von „kulturspielwiese“ gestern in einer Pressekonferenz. Und für 2022 sei man auf einem ähnlichen Weg, erklärt FJO-Obfrau und Musikerin Rita Goller. Seit 1. Mai 2022 bezuschusst „kulturspielwiese“ wieder Konzerte heimischer MusikerInnen, die von heimischen Gastrolocations veranstaltet werden – mit bis zu 80 Prozent und maximal 600 Euro pro Act. Bereits 237 Konzerte wurden heuer mit diesem Modell möglich gemacht.

Dabei ist erst seit März überhaupt fix, dass „kulturspielwiese“ auch weitersprießen kann. 225.000 Euro liegen heuer im Topf, verkündete FJO gestern – und damit erstmals gleich viel wie der Tiroler Volksmusikverein für „Tirol zualosn“, eine ähnliche Fördermaßnahme, zur Verfügung hat. Als Konkurrenten versteht man deshalb nicht, sagt Barbara Hofler von FJO. Jeder habe klare Zielgruppen: „Tirol zualosn“ richtet sich an Volksmusikgruppen, „kulturspielwiese“ kümmert sich um alle anderen Musikgenres – nur eben mit den gleichen finanziellen Mitteln.

2021 sorgte diese Genre-Aufteilung für Irritationen. KritikerInnen orteten auf der „kulturspielwiese“ eine Bevorzugung volkstümlicher Gruppen, denen beim Volksmusikverein niemand „zualosn“ – die also niemand bezuschussen wollte. So landete die volkstümliche Musik endgültig neben Pop, Rock, Elektro, Klassik und etlichen weiteren Musikrichtungen auf der „kulturspielwiese“. Und dort bleibt sie auch 2022. Dass sich da niemand an beiden Töpfen bedient, darauf werde jetzt penibel geachtet, heißt es vom „kulturspielwiese“-Trägerverein. Ausgeschlossen werden könne so ein Missbrauch aber nie ganz.

Missbräuchliche Verwendung

Missbräuchlich wurde „kulturspielwiese“ wohl aber schon 2021 verwendet. Weil sich VeranstalterInnen mit dem Fördertopf quasi eigene „HausmusikerInnen“ mitfinanzieren ließen. An dieser Stelle wurde jetzt nachgebessert, so FJO. 2022 werden nur noch 2500 Euro für Gagen pro VeranstalterIn ausbezahlt. Außerdem darf jede Location nur zweimal die gleiche Band engagieren. Schließlich will „kulturspielwiese“ die Durchmischung der Szene fördern. Wer überhaupt förderwürdig ist (ausgeschlossen sind etwa reine Coverbands), entscheidet übrigens eine Jury. Insgesamt 30 Köpfe prüfen Registrierungen auf der digitalen Plattform. 306 KünstlerInnen sind aktuell gelistet – ca. 220 davon sind „förderwürdig“.

Ist das erst einmal geklärt, kann in schönstem Datingplattformen-Denglisch „gematcht“ werden. „kulturspielwiese“ sei eben ein Erfolgsprojekt für beide Seiten, sagte gestern Gastronom Klaus Plank, der die Plattform für seine Lokale gern nutzt. Und er hofft weiter auf Unterstützung.

Dabei droht „kulturspielwiese“ 2023 vielleicht die Austrocknung. Wie lange die Corona-Hilfe-Maßnahmen noch weiterlaufen, ist bis dato unklar. FJO nimmt’s noch locker: „kulturspielwiese“ als Plattform mit eigenem Eventkalender soll in jedem Fall weiterbestehen, verspricht Goller. Derzeit sei man zusätzlich auf der Suche nach privaten GeldgeberInnen. Noch hat sich kein Finanzier gefunden. FJO ist es auch wichtig, dass die „kulturspielwiese“ unabhängig bleibt. Technisch jedenfalls könne die Plattform, die 2021 mit Mitteln aus dem Digitalfördertopf des Landes finanziert wurde, alle Stückeln spielen, sagt Hofler. 103.000 Euro an Fördergeldern wurden heuer schon für 237 Konzerte darüber abgewickelt.