Volksleiden Arthrose: Bewegung und Abnehmen als Gegenstrategie
Rund ein Viertel aller Erwachsenen leidet in Österreich unter Arthrose bzw. Arthritis. Die Krankheit entwickelt sich oft aus Knorpelschäden und kann über Jahre schleichend verlaufen.
Alpbach/Wien – Der demografische Wandel mit immer mehr Hochbetagten und das ständig wachsende Problem von Übergewicht und Adipositas befeuern die Verbreitung von Arthrosen. Regelmäßige Bewegung von Kindheit an und Prävention von Übergewicht sind entscheidend, um die größten Schwierigkeiten in Sachen "Gelenksabnützung" zu verhindern, stellten vor einigen Tagen führende österreichische Experten im Rahmen eines Praevenire Gipfelgesprächs in Alpbach in Tirol fest.
Insgesamt wird das Problem von Arthrose bzw. Arthritis immer größer. "Derzeit sind etwa ein Viertel der Erwachsenen betroffen. Bis 2032 werden es ein Drittel sein. Die Arthrose ist belastend, sie verursacht Schmerzen, Funktionseinschränkungen und eine verminderte Lebensqualität. Die Arthrose ist nach Diabetes und Demenz jene Erkrankungen, die am dritthäufigsten mit Behinderungen einhergeht. 50 Prozent aller Menschen im erwerbsfähigen Alter haben eine Arthrose", sagte Univ.-Prof. Dr. Stefan Nehrer, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention.
Im zunehmendem Alter mit immer schwereren Symptomen, vor allem Schmerzzuständen, verbundene Gelenksschäden sind im Grunde Endpunkt einer oft seit Jahrzehnten ablaufenden Entwicklung. Nehrer: "Meist haben wir eine Verletzung in jungen Jahren." Aus einem ersten Knorpelschaden entwickle sich schließlich die mit Symptomen verbundene Erkrankung. Genau das gelte es zu verhindern. Der Experte: "Eine etablierte Osteoarthrose ist dann unheilbar. Da haben wir schon verloren. Wir können nicht mehr gewinnen."
Noch kein Medikament gegen Krankheit
Das Problem, so der Experte: Jede Behandlung einer Arthrose kann nur die Schmerzen lindern. Es gibt kein zugelassenes Medikament, das eine Arthrose verhindern und/oder das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen kann. Die gängigen Therapiekonzepte mit Kortison, nichtsteroidalen Antirheumatika und Schmerzmitteln hätten sich in 50 Jahren nicht geändert. "Eine Operation kann natürlich das Gelenk ersetzen, aber nicht wieder herstellen", sagte Nehrer.
Am wichtigsten wäre schon frühzeitig regelmäßig ausreichend Bewegung samt Stärkung der Muskulatur, um die Gelenke in Balance und allfällige Schäden in Grenzen zu halten. Das ist eine Sache von Jahren und Jahrzehnten. "Mein Dauerbrenner ist Krafttraining", sagte der Tiroler Orthopäde Ralf Rosenberger. Im Fitness Center seien mit gezieltem Krafttraining abseits von Body Building gute Erfolge zu erzielen.
Mit dem zunehmend "sitzenden" Lebensstil aber wird einerseits mangelnder Muskelkraft zur Stabilisierung von Wirbelsäule und Gelenken Vorschub geleistet, andererseits wird dadurch auch die Entwicklung von Adipositas gefördert. Das beansprucht die Gelenke noch zusätzlich.
Der Wiener Kinderarzt und Ernährungsmediziner Kurt Widhalm: "Wir haben inzwischen 50 Prozent Erwachsene mit Übergewicht und 30 bis 40 Prozent übergewichtige Jugendliche. Wir haben vor zehn Jahren die erste Studie publiziert, die gezeigt hat, dass übergewichtige Jugendliche zu einem erheblichen Ausmaß Osteoarthritis-Zeichen aufweisen." Es müssten also "gesunde" körperliche Betätigung und Prävention von Übergewicht und Adipositas zusammenkommen, um der Entwicklung Herr zu werden. (APA)
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