„Die Ausstellung als Kunstwerk“: Choreographiertes Raumerlebnis
„Die Ausstellung als Kunstwerk“ ist eine Ausstellung übers Ausstellungmachen. Eine kleine, aber feine Sonderschau im Ferdinandeum.
Von Barbara Unterthurner
Innsbruck – Die Kunst selbst war für ihn stets das höchste Gut. Gerade deswegen beschäftigte sich René d’Harnoncourt (1901–1968) als Kurator, Gestalter und Museumsdirektor des MoMA in New York auch derart intensiv mit dem Ausstellen selbst. Die Ausstellungsgestaltung sei überhaupt nur dann gut, wenn die Inszenierung vergessen werde, resümierte er 1967 – und das Kunstwerk erinnert wird.
Nach dieser Prämisse vorgehend, leistete der gebürtige Wiener von 1941 bis 1967 am berühmten Museum of Modern Art (MoMA) Pionierarbeit. Im Titel der neuen Sonderschau der Tiroler Landesmuseen (TLM) werden seine Ausstellungen nun gar zu „Kunstwerken“ geadelt. „Die Ausstellung als Kunstwerk“ zeigt erstmals Zeichnungen des MoMA-Direktors. Keine auf den ersten Blick künstlerischen, sondern größtenteils gezeichnete Modelle, die der gebürtige Wiener und ausgebildete Chemiker im Vorfeld seiner Ausstellungen anfertigte. Entdeckt hatte sie Michelle Elligott, Leiterin des MoMA-Archivs, im Nachlass des Ex-Direktors. Ein Fund, den sie 2018 schließlich in Buchform veröffentlichte.
Wie das Buch nun Ausstellung wurde, davon hat Elligott gestern anlässlich der Eröffnung dieser kleinen, aber feinen Sonderschau erzählt. Familiäre Verknüpfungen d’Harnoncourts zur Familie Trapp ist zu verdanken, dass die TLM mit dem sonst so fernen MoMA überhaupt in Kontakt kamen. Dass sich diese ungewöhnliche Schau ins TLM-Programm aber durchaus schlüssig einfügt, erfahren BesucherInnen dagegen im Vorraum der Ausstellung. Für das 200-Jahr-Jubiläum des Museumsvereins 2023 wird das hauseigene Ausstellungsarchiv derzeit neu aufgearbeitet. In einem filmischen Prolog flirren deshalb etliche historische Ausstellungsansichten über die Wand – schwere Vorhänge und sperrige Vitrinen inklusive.
Dagegen wirken die gemalten Ausstellungsgestaltungen d’Harnoncourts schon in den 1940ern luftig leicht. Mit feinen Farbkonzepten setzte er die „Künste der Südsee“ in Szene, rückte Picasso und Jean Arp mit subtilen Gesten ins Licht – choreographierte aber auch die Bewegung der BesucherInnen im Raum. Warum? Es ging d’Harnoncourt ums Raumerlebnis, ums Erzählen einer Geschichte – lange bevor „narrative design“ oder „Storytelling“ auch im Museumsraum Anwendung fanden. Die Kuratorinnen Rosanna Dematté und Vero Schürr wünschen sich, dass BesucherInnen nach dem Betrachten seiner Zeichnungen auch die anderen Ausstellungen im Haus unter neuen Gesichtspunkten wahrnehmen. Für jeden wird das wohl nicht funktionieren.