Myanmar

Suu Kyi in Myanmar zu weiteren drei Jahren Haft verurteilt

Suu Kyi sitzt seit Juni in einem Gefängnis der Hauptstadt Naypyidaw in Einzelhaft, nachdem sie im Zuge des Militärputsches vom Februar 2021 zunächst unter Hausarrest gestellt worden war.
© PHILIP FONG

In dem Verfahren ging es um angeblichen Wahlbetrug. Die entmachtete Regierungschefin muss auch Zwangsarbeit leisten. Eine britische Ex-Botschafterin muss für ein Jahr ins Gefängnis.

Naypyidaw – Ein von der Militärjunta kontrolliertes Gericht in Myanmar hat die entmachtete Regierungschefin Aung San Suu Kyi zu weiteren drei Jahren Haft verurteilt. Zudem müsse die 77-Jährige in diesem Zeitraum Zwangsarbeit leisten, bestätigten Justizkreise am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. In dem Verfahren ging es um angeblichen Wahlbetrug. Weitere Details wurden zunächst nicht bekannt.

In den vergangenen Monaten war die Friedensnobelpreisträgerin wegen verschiedener Vergehen bereits zu insgesamt 17 Jahren Haft verurteilt worden – darunter Korruption, Anstiftung zum Aufruhr und die Verletzung von Corona-Maßnahmen. Unter der früheren Militärdiktatur in Myanmar (ehemals: Burma) hatte sie bereits viele Jahre in Hausarrest verbracht. Damals wurde sie eine Ikone der Demokratiebewegung. 1991 bekam sie den Nobelpreis.

Chaos und Gewalt

Suu Kyi sitzt seit Juni in einem Gefängnis der Hauptstadt Naypyidaw in Einzelhaft, nachdem sie im Zuge des Militärputsches vom Februar 2021 zunächst unter Hausarrest gestellt worden war. Die Verfahren finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Suu Kyis Anwälte dürfen nicht mit Medien sprechen. Menschenrechtler sprechen von einem Schauprozess.

Die Generäle hatten im Februar 2021 geputscht. Sie begründeten den Umsturz mit angeblichem Betrug bei der Wahl im November 2020, die Suu Kyi mit ihrer Partei Nationale Liga für Demokratie klar gewonnen hatte. Beweise legten sie keine vor. Seither versinkt das frühere Burma in Chaos und Gewalt. Der Gefangenenhilfsorganisation AAPP zufolge wurden seit dem Umsturz bereits mehr als 2250 Menschen getötet und mehr als 15.000 festgenommen.

Britische Ex-Botschafterin muss für ein Jahr ins Gefängnis

Eine britische Ex-Botschafterin und ihr Ehemann wurden unterdessen in Myanmar wegen Verstößen gegen die Einwanderungsbestimmungen zu jeweils einem Jahr Haft verurteilt. Das verlautete am Freitag aus Diplomatenkreisen.

Vicky Bowman war im vergangenen Monat unter dem Vorwurf festgenommen worden, nicht gemeldet zu haben, dass sie unter einer anderen Adresse wohnte als auf ihrer Ausländer-Meldebescheinigung vermerkt. Ihr Mann Htein Lin, ein bekannter Künstler, soll seiner Frau dabei geholfen haben, an einer anderen als der gemeldeten Adresse zu wohnen. Das britische Außenministerium sowie ein Sprecher der Junta in Myanmar reagierten zunächst nicht auf eine Anfrage um Stellungnahme.

Bowman war von 2002 bis 2006 Botschafterin in Myanmar, seit 2013 arbeitet sie als Leiterin des Myanmar Centre for Responsible Business. Ihr Mann Htein Lin war bereits 1998 wegen angeblichen Widerstands gegen die damals regierende Junta festgenommen worden und kam erst 2004 wieder auf freien Fuß.

Seit dem Putsch des Militärs im vergangenen Jahr haben sich die Beziehungen zwischen Myanmar und Großbritannien deutlich verschlechtert. Die britische Regierung hat seit der Machtübernahme der Armee mehrere dem Militär nahestehende Unternehmen und Einzelpersonen mit Sanktionen belegt. Die Festnahmen Bowmans und ihres Ehemanns erfolgten am Vortag einer Ankündigung neuer Sanktionen. (APA/dpa/AFP)