Krieg in Ukraine

IAEA-Mission während schwerer Kämpfe, Ukraine zerstörte russische Depots

Die IAEA schickte Inspekteure in das umkämpfte AKW.
© IMAGO/Konstantin Mihalchevskiy

Die Internationalen Atomexperten arbeiten im AKW Saporischschja, während in der Nähe des Atomkraftwerks Kämpfe toben. Die Ukraine zerstörte nach eigenen Angaben indes sechs Munitionsdepots der russischen Angreifen im Süden des Landes.

Kiew – Die ukrainischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben sechs Munitionsdepots im von russischen Truppen besetzten Süden des Landes zerstört. Fünf Munitionslager seien im Gebiet Cherson vernichtet worden, teilte das Kommando "Süd" des ukrainischen Militärs am Freitag auf Facebook mit. Daneben soll in der Stadt Melitopol im Gebiet Saporischschja ein Depot zerstört worden sein. Gleichzeitig herrsch Skepsis hinsichtlich einer neutralen IAEA-Begutachtung des AKW Saporischschja.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zeigte sich über die bisherige Inspektion enttäuscht. Der IAEA warf er am Donnerstag in seiner allabendlichen Ansprache vor, nicht deutlich die "Entmilitarisierung" des unter russischer Kontrolle stehenden Nuklearstandorts gefordert zu haben. Dabei habe er noch am Dienstag während eines Treffens mit IAEA-Chef Rafael Grossi in Kiew darüber gesprochen.

Zwei Inspektoren sollen dauerhaft im Kraftwerk bleiben

Bereits am Freitag erklärte Selenskyj, die Mission der IAEA könnte trotz der Schwierigkeiten, die durch die russische Präsenz vor Ort entstanden sind, weiterhin wichtig sein. "Wir haben alles getan, um sicherzustellen, dass die IAEA Zugang zum Kernkraftwerk Saporischschja erhält, und ich glaube, dass diese Mission immer noch eine Rolle spielen kann", sagte Selenskyj. Nach russischen Angaben werden zwei IAEA-Inspektoren dauerhaft im Kernkraftwerk bleiben.

IAEA-Chef Rafael Grossi will nach seiner Rückkehr aus der Ukraine noch am Freitagabend in Wien vor die Presse treten. Auf dem Flughafen in Schwechat ist laut IAEA gegen 20.00 Uhr MESZ eine Pressekonferenz geplant, teilt die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) mit. Grossi leitet den IAEA-Einsatz in Saporischschja.

Ukraine wirft russischen Besatzern Lügen und Fälschungen vor

Das staatliche ukrainische Atomunternehmen Enerhoatom bezweifelt indes, dass die Mission internationaler Atomexperten im Atomkraftwerk Saporischschja im Süden des Landes zur Klärung beitragen kann. "Die Besatzer lügen, verfälschen Tatsachen und Beweise", kritisierte Enerhoatom am Freitag mit Blick auf Russland am Freitag im Nachrichtenkanal Telegram. Der Delegation sei zudem der Zutritt ins Krisenzentrum der Anlage verwehrt worden. Dort sei derzeit russisches Militärpersonal stationiert. Russland unternehme alle Anstrengungen, dass keine Fakten zum AKW bekannt würden.

Nach Angaben des russischen Verteidigungsministers Sergej Schoigu hat seine Armee keine schweren Waffen im besetzten Atomkraftwerk Saporischschja in der Südukraine stationiert. "Ich erkläre verantwortungsvoll, dass wir keine schweren Waffen auf dem Gelände des Kernkraftwerks oder in den angrenzenden Gebieten haben", sagte er am Freitag in Moskau. Er hoffe, die Experten der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA könnten sich davon überzeugen. Gleichzeitig warf er der Ukraine erneut vor, das Atomkraftwerk zu beschießen und damit eine nukleare Katastrophe in Europa zu riskieren.

Russland behauptet Scheitern der ukrainischen Gegenoffensive

Die ukrainische Gegenoffensive im Süden des Landes scheiterte Schoigu zufolge weitgehend. "Die ukrainischen Streitkräfte setzen den Versuch von Angriffen im Raum zwischen Mykolajiw und Krywyj Rih und in anderen Richtungen fort, der Feind erleidet hohe Verluste", sagte Schoigu am Freitag.

Ziel der ukrainischen Angriffe ist es, die westlich des Dnipro stehenden russischen Truppen im Gebiet Cherson hinter den Fluss zurückzutreiben. Im Gegensatz dazu erklärte Schoigu, die russischen Truppen seien an die Gebietsgrenze zur benachbarten Region Mykolajiw vorgestoßen. Unabhängig lassen sich die Angaben nicht überprüfen.

Ukraine gibt keine Details über Bodenoperation preis

Über den Verlauf der Bodenoperationen hüllt sich die ukrainische Militärführung in Schweigen. Informationen gibt es lediglich über die Schläge der eigenen Artillerie. Demnach wurden neben den fünf Depots auch zwei von den Russen genutzten Fährverbindungen über einen Fluss getroffen. Die Brücken seien ebenso weiter unter Beschuss, teilte das ukrainische Militär mit. Die Fähr- und Brückenverbindungen gelten als strategisch wichtig für den Nachschub der russischen Kräfte westlich des Flusses Dnipro.

Im ebenfalls teilweise von russischen Truppen besetzten Gebiet Saporischschja ist erneut Melitopol Ziel ukrainischer Artillerieangriffe geworden. Ein Munitionslager nahe des Flughafens sei dabei so genau getroffen worden, dass es noch stundenlang Explosionen gegeben habe, teilte der ukrainische Bürgermeister der Großstadt, Iwan Fjodorow, auf seinem Telegram-Kanal mit. Auf dem beigefügten Video sind heftige nächtliche Detonationen zu erkennen.

Briten bestätigen schwere Kämpfe im Süden

Auch Großbritannien zufolge gehen die schweren Kämpfe im Süden der Ukraine weiter – auch im Bezirk Enerhodar, in dem das AKW Saporischschja liegt. Das teilte das britische Verteidigungsministerium mit. In Enerhodar geriet laut britischen Angaben ein Wohnhaus unter Beschuss. Soldaten liefen umher und Hubschrauber flögen über dem Gebäude. Es war nicht möglich festzustellen, wer geschossen hatte.

Der von Russland eingesetzte Gouverneur der Region Saporischschja, Jewgeni Balizki, sagte, beim ukrainischen Beschuss von Enerhodar seien mindestens drei Menschen getötet und fünf verwundet worden. Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak meinte dagegen, Russland habe den Vorfall in Enerhodar inszeniert, um der Ukraine die Schuld zu geben. (APA, dpa, Reuters)

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