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Taycan Sport Turismo: Porsches elektrisierende Mischung

Egal ob von vorne oder von hinten: Die Silhouette des Porsche Taycan GTS Sport Turismo ist immer betörend.
© Letzner

Porsche versucht mit dem Taycan Sport Turismo Sportlichkeit mit Effizienz zu verbinden und dabei noch alltagstauglich zu sein. Im Test beweist er eindrucksvoll, dass das Projekt gelungen ist.

Von Lukas Letzner

Innsbruck – Eine elektrisierte Sportlimousine von Porsche? Wirklich? So in der Art begannen kürzlich einige Gespräche rund um einen unserer Gäste im TT-Test-Fuhrpark: den Porsche Taycan GTS Sport Turismo. Obwohl sich Porsche mit dem Taycan schon länger dem Thema Elektromobilität widmet, können das viele nach wie vor nicht so richtig glauben. Das sportliche Image aus Zuffenhausen passt nicht zur elektrischen Effizienz, doch genau diesen Spagat schafft der Taycan und in der Sport-Turismo-Variante bringt er zudem noch reichlich praktischen Stauraum mit.

Schon die Optik unseres Taycan ist konsequent auf Sportlichkeit getrimmt: Er schwebt tief über dem Asphalt, rollt auf schicken 21-Zoll-Latschen mit roten Bremssätteln an, hat die abfallende Dachlinie und gekonnt platzierte Carbon-Zierelemente. Der Auftritt passt.

Im Innenraum wird die sportliche Optik um einen porschetypischen Hauch von Luxus ergänzt. Zudem findet sich allerhand Hightech, die das Leben des Taycan-Fahrers zusätzlich versüßt. Doch beginnen wir am Anfang. Wir werden von 18-fach verstellbaren Sportsitzen in Empfang genommen, die sich wirklich perfekt anschmiegen und den Fahrer richtig ins Auto integrieren. Das äußerst griffige Sport-Lenkrad lässt schon im Stand vermuten, wie wieselflink sich der Taycan damit ums Eck zirkeln lässt. Dekoreinlagen aus Carbon und sportliche Ziernähte runden die Optik schließlich ab. Dass im Taycan GTS allerhand Hightech verbaut ist, lassen schon die vier großen Bildschirme vermuten, mit denen sich sämtliche Systeme steuern lassen. Selbst der Beifahrer hat die Möglichkeit, mittels Touchscreen durch die Menüs zu huschen. Beeindruckend ist auch das Panoramaglasdach, welches auf Fingertipp transparent oder matt wird. Viel wichtiger ist allerdings die Frage, wie sich der Elektro-Porsche auf der Straße macht, denn schließlich bedeutet Porsche fahren auch Auto fahren.

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Schon auf den ersten Metern merkt man – und das im „Normalo“-Modus –, dass unser Taycan einen wirklich fulminanten Antritt hat, der nicht so ganz zur Effizienz eines E-Autos passt. Kein Wunder, denn die beiden Elektromotoren – einer an der Vorder-, der andere an der Hinterachse – leisten in der neuen Maßeinheit 380 kW (517 PS) und sorgen für Allradantrieb. Im Overboost-Modus schicken sie sogar kurzzeitig 598 PS an die vier 21-Zöller, die sich dann mit maximal 850 Nm Drehmoment in den Asphalt krallen. In der Praxis bedeutet das, dass die 100-km/h-Marke in 3,7 Sekunden pulverisiert wird. Die Höchstgeschwindigkeit wird dann bei 250 km/h elektronisch begrenzt. So viel zum Zahlenwerk.

Viel interessanter ist aber, dass er sich genauso konsequent fährt, wie man es von anderen GTS-Modellen gewohnt ist. In manchen Situationen fühlt er sich sogar noch straffer und ehrlicher an als seine Artgenossen. Das ist vor allem der 93,4 kWh großen Batterie geschuldet, die den Schwerpunkt nach unten und das Gewicht nach oben schraubt. Das Gewicht macht sich auch am Kurveneingang für einen kurzen Moment bemerkbar, denn hier neigt der Taycan leicht zum Untersteuern. Doch das ist gleich wieder vergessen, denn er folgt sofort jeder Lenkbewegung und drückt – je nach Eklatanz des Gasfußes und des gewählten Fahrmodus – heckbetont aus der Kurve. Wer glaubt, dass man im Elektro-Porsche auf die klangliche Untermalung dieses Spektakels verzichten muss, der irrt. Per Knopfdruck ertönt der typische Porsche-Sound aus der Bose-Anlage.

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Die Kraft wird derart sauber verteilt, dass die feinfühlige Elektronik selten zum Einsatz kommt. Ebenso ausgewogen arbeitet die Bremsanlage, die mittlerweile sehr nah an die konventionellen Stopper herankommt. Bei einem Elektroauto fährt aber immer noch ein bisschen Reichweiten-Angst mit, weshalb man – von kurzzeitigen Performance-Eskapaden abgesehen – sogar in einem Porsche Taycan gerne zu segeln beginnt, vor allem weil der Taycan GTS beeindruckend weit rollt. Das liegt daran, dass beide Elektromotoren noch schneller entkoppeln, als man das von anderen Modellen kennt, und so keine Schleppverluste erzeugen. Gefühlt kommt er dabei trotz breiter Pneus weiter als alle anderen. Über 500 Kilometer weit soll der Taycan GTS Sport Turismo rollen. Wir kamen im Test auf 380 Kilometer, weil wir den Akku auch nicht komplett ausreizen wollten. Wenn der ensprechende Schnelllader zur Verfügung steht (maximal 270 kW), lädt man in etwas mehr als 20 Minuten von 5 bis 80 Prozent.

Wer den Taycan GTS Sport Turismo an seine hauseigene Wall-Box hängen möchte, muss mindestens 136.000 Euro am Konto haben. Unser Taycan kostete dann – mit einigen Extras – schon 157.500 Euro.

Die Technik

Motor: zwei Elektromotoren

Batteriekapazität netto: 83,7 kWh

Drehmoment: 850 Nm ab 0 U/min

Leistung: 380 kW/517 PS

L/B/H: 4963/1966/1409 mm

Gewicht: 2385/2875 kg

Kofferraumvolumen: 446–1212 l

Laden CCS: max. 270 kW

Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h

0–100 km/h: 3,7 Sekunden

Testverbrauch: 23,8 kWh/100 Kilometer

Kraftübertragung: Allradantrieb

Preis: 157.498 Euro

CO2-Emission: 0 g/km