Škoda baut um: Neuer Chef mit neuen Plänen
Wenn der Sommer zu Ende geht, stellt sich Škoda neu auf. Auch heuer. Der neue Chief Executive Officer Klaus Zellmer skizzierte die nächsten Visionen.
Prag – Es war genau vor zwei Jahren, als die Weltpremiere des ersten vollelektrischen Enyaq iV auch der erste Auftritt des damals neu installierten Vorstandschefs Thomas Schäfer war. Nun, seit Juli, ist der 52-jährige Manager Markenchef von Volkswagen Pkw und aller Volumenmarken im Konzern. Schäfer trieb nicht nur die Elektrifizierung von Škoda voran, er leitete auch die neue „Strategie 2030, nächste Stufe“ ein.
Anfang Juli übernahm der langjährige Porsche-Mann (in Deutschland, Frankreich und vor allem den USA) Klaus Zellmer, zuvor Marketing- und Vertriebschef bei Volkswagen, den Chefsessel in Mlada Boleslav. Und auch seine erste große Präsentation am Dienstag in der Prager O2-Arena, wo sonst Eishockeycracks harte Checks fahren oder Popstars die Goldene Stadt rocken, lud Zellmer zum Blick in die Zukunft der tschechischen VW-Tochter.
Neue Visionen, neue Markenidentität, verstärkte Aufmerksamkeit für Wachstumsmärkte (da der indische Botschafter Ehrengast war, weiß man, wohin die Reise auch verstärkt gehen wird) und natürlich ein Vorzeigeprodukt des Designteams um Oliver Stefani und Karl Neuhold: Vision 7S ist, wie der Name sagt, eine Studie für einen Siebensitzer, der 2026 auf den Markt kommen soll, als eines von drei neuen E-Autos neben einem Kleinwagen und einem Kompakt-SUV (vermutlich mit Verwandten im Konzern).
Das Design des Vision 7S fiel ganz schön radikal aus, denn damit wird auch die neue Formensprache initiiert. Mit einem markanten Grill („Tech Deck Face“), hinter dem sich alle möglichen Assistenten tummeln werden (und der ad hoc an Jeep erinnert), aerodynamischen Dachlinien zur Steigerung der Effizienz sowie einem Heck mit Dachspoiler und Leuchten, die wiederum an Range Rover erinnern. Aber alles für Škoda äußerst ungewöhnlich. „Das minimalistisch-funktionale Design vermittelt Geborgenheit und strahlt Kraft aus, gleichzeitig werden die Fahrzeuge, die unser Portfolio künftig ergänzen werden, sehr aerodynamisch sein“, erläuterte dazu Stefani. Der Innenraum ist gestreckt (Gesamtlänge rund fünf Meter) und ermöglicht eine ungewohnt mittige, rückwärtsgerichtete Position eines Kindersitzes auf der Mittelkonsole.
Dazu fällt natürlich der neue Schriftzug auf, der Modernität signalisiert – und auf dem Vision 7S kein Traditionslogo mit dem grünen Pfeil mehr zulässt. Der Vision 7S steht auf dem MEB-Baukasten des Konzerns, soll 600 Kilometer Reichweite aus einer 89 kWh-Batterie bieten und bis zu 200 kW Ladeleistung schaffen. „Diese Parameter verdeutlichen, welche technischen Möglichkeiten der Modulare Elektrifizierungsbaukasten bietet“, erklärte Technikvorstand Johannes Neft. Der Innenraum wirkt minimalistisch, behält aber das Škoda-typische große Raumangebot. Und bei den robusten Materialien wird auf Nachhaltigkeit gesetzt. So besteht der Boden des Vision 7S aus recycelten Altreifen. Stoffe sind zu 100 Prozent aus wiederverwerteten Polyester-Garnen.
„70 Prozent wird der Verkaufsanteil der E-Modelle bei Škoda in Europa 2030 betragen“, betonte Zellmer. In die E-Mobilität werden in den nächsten fünf Jahren weitere 5,6 Mrd. Euro investiert, 700 Millionen fließen in die Digitalisierung. Marketingvorstand Martin Jahn erwähnte ein nicht uninteressantes Detail: „Mit dem neuen Markenauftritt machen wir unsere Marke fit für die elektrische Zukunft, positionieren Škoda klar im externen Wettbewerb und grenzen uns gleichzeitig noch deutlicher von den anderen Marken des Volkswagen-Konzerns ab.“
Und alle Škoda-Vorstände versprachen unisono, Kundenbedürfnisse noch mehr in ihre Planungen einfließen zu lassen. Und in ihre Visionen, ganz nach dem Motto des Abends: „Mehr erforschen.“