VP will mit Mattle von Galtür aus Aufholjagd starten
Die ÖVP beging am Samstag in Galtür den Startschuss für die Wahlkampf-Intensivphase. Spitzenkandidat Mattle will einen LH „von Kickls Gnaden“ verhindern und mit der ÖVP „deutlich über 30 Prozent“ einfahren.
Galtür – Von den aktuellen Umfragen, in denen die Tiroler ÖVP derzeit unter 30 Prozent rangiert, will sich Anton Mattle nicht irritieren lassen. In der vom Meinungsforschungsinstitut „Gallup“ durchgeführten Umfrage im Auftrag der TT würden momentan nur 26 Prozent die ÖVP wählen. In der eigenen Umfrage aus der Vorwoche, so heißt es, liege man allerdings besser – und zwar bei 31 Prozent. Im Vergleich zur TT-Umfrage, wo die FPÖ mit 20 Prozent knapp die SPÖ (19 Prozent) überholt, ist es im schwarzen Stimmungsbild anders. Dort sind die Sozialdemokraten augenblicklich die Nummer zwei.
Auf „Zahlen“-Spekulationen möchte sich Mattle jedoch nicht einlassen. In der Koalitionsfrage hat er keine Präferenzen, es sei noch zu früh, um mehr darüber zu sagen, meinte er. Die FPÖ schließt Mattle trotzdem bereits aus. „Da ist das Fass nämlich übergelaufen. Die FPÖ ist eine Partei, die Werte nicht achtet, den Klimawandel leugnet und den sozialen Frieden in unserem Land untergräbt.“
📽️ Video | Wahlkampf-Auftakt der Tiroler ÖVP in Galtür
Der ÖVP-Chef möchte vielmehr mit einer Politik der Mitte Landeshauptmann werden und deshalb deutlich über 30 Prozent erreichen. „Wir starten hier und heute, in der westlichsten Gemeinde Tirols, die große Aufholjagd“, rief er den rund 150 KandidatInnen und Einheimischen auf dem Dach des Alpinariums zu. Selbst die auf Platz 72 der Landesliste gereihte ehemalige Innsbrucker Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer war ins Paznaun gekommen.
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Bewusst versuchte Mattle am Samstag einen Spagat: Die „natürliche Verbundenheit“ mit seiner Heimatgemeinde Galtür soll aus seiner Sicht nicht den Blick in den städtischen Bereich und in die Ballungszentren trüben. Dort hat die ÖVP die größten Mobilisierungs- und Akzeptanzprobleme. Deswegen will der ÖVP-Spitzenkandidat inhaltlich neue Wege beschreiten und empfiehlt der Stadt Innsbruck, beim leistbaren Wohnen ebenfalls auf die Vertragsraumordnung zu setzen. Die Leerstandsabgabe und ein Spekulationsverbot sind Mattle auch „enorm wichtig“.
Der Sinneswandel in der Kinderbetreuung, bei der Mattle mit seiner Partei plötzlich zum Rechtsanspruch schwenkt, verstärkt diesen Eindruck. Denn: „Uns muss klar sein, dass sich die Zeit und die Gesellschaft verändern und wir neue Antworten geben müssen. Und das werde ich tun“, appelliert er an seine Funktionäre.
Die Energiewende mit dem Ausbau der Wasserkraft und neuen Technologien für erneuerbare Energien will der Wirtschaftslandesrat vorantreiben. Und die Pflegeausbildung attraktiver gestalten. In den nächsten Wochen wird er mit dem Mattle-Bus und seiner Wahlbewegung 42 Regionen im Land besuchen.
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Landeshauptmann Günther Platter fehlte in Galtür, er nahm an der Landesversammlung der Südtiroler Volkspartei in Meran teil. Doch das sollte auch bewusst so gehandhabt werden, um alles auf seinen potenziellen Nachfolger Toni Mattle auszurichten. (pn)
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Ein Heimspiel mit „T“
Galtür – „Servus Toni!“ Im Minutentakt wird der ÖVP-Spitzenkandidat von vorbeigehenden Galtürern aus seinen Gesprächen gerissen. „Griaß di Gott!“, grüßt Mattle zurück. Sichtlich erfreut über jedes bekannte Gesicht. Beim Wahlkampfauftakt in seiner Galtürer Heimat setzt die ÖVP-Gemeinde ihre angekündigte Wetterfestigkeit in die Tat um. Dem Nieselregen zum Trotz wird die Dachterrasse des Alpinariums zur offenen Bühne.
Ein Blick auf die gegenüberliegende Tischlerei Mattle lässt unschwer erkennen, dass es sich beim Namen des Listenersten um ein Galtürer Original handeln muss. Zugegeben, seine Vorfahren sind aus dem Schweizer Wallis zugewandert. Auf den Parkplätzen sammeln sich die Toni-Autos mit E-Antrieb und Wahlkampfaufschrift. Was ist das? Bei genauerem Hinsehen entdeckt man auf einem Paar weißen Sneakers einer Kandidatin aus dem Unterland sogar ein aufgedrucktes Stimmkreuzerl. Natürlich für den Toni.
„Als ich mit 29 Jahren Bürgermeister von Galtür wurde, hatte die Gemeinde rund 780 Einwohner. Tirol hat nun 780.000 Einwohner. Ob ich mir das damals zugetraut hätte – ich weiß es nicht“, erinnert sich Toni Mattle lebhaft an seinen bisherigen politischen Weg und die Entscheidung, als Landeshauptmann zu kandidieren. Galtürs amtierender Bürgermeister Hermann Huber muss heute noch darüber schmunzeln, als ihn Mattle im Juni informierte. „Toni meinte schlichtweg zu mir, dass seine Telefonnummer ja die gleiche bleibe“, spielt Huber auf die charakteristische Bescheidenheit seines Vorgängers an.
Mattles Wahlkampf-Rede wird mehrmals von Applaus unterbrochen. Standesgemäße „Toni“-Zurufe untermalen sein angekündigtes Vorhaben, „aus dem Wahlkampf eine Wahlbewegung zu machen“. Nicht nur die Sneakers fallen auf, sondern auch Anstecknadeln in „T“-Form. Selbstverständlich soll das „T für unseren Toni“ stehen, lassen die Funktionäre keine Zweifel aufkommen. Ein Spitzname, der dem Landeshauptmannkandidaten laut eigenen Angaben seit seinen Zwanzigern geblieben ist und seinem vollen Namen um nichts nachsteht.
Beim traditionellen Wahlkampfbier und -würstel findet der Wahlkampfauftakt vor dem Alpinarium seinen Ausklang und führt die Gäste in die bereitstehenden Tourbusse. Wohin geht’s? Selbstverständlich „geradeaus“. (veo)