Ex-OMV-Chef Roiss: Abrechnung mit der Abhängigkeit von Russland
U-Ausschuss: Der frühere OMV-Chef Gerhard Roiss berichtete, wie er die Gasversorgung auf mehrere Beine stellen wollte – und scheiterte.
Wien – Gerhard Roiss spricht gern über die Gasversorgung und die Probleme dabei. „Die Republik hat heute keine klare Strategie der Versorgungssicherheit bei leitungsgebundenen Energien“, sagte der frühere Chef des Öl- und Gaskonzerns OMV gestern vor dem ÖVP-Korruptionsuntersuchungsausschuss. Als Auskunftsperson stehen ihm 20 Minuten für eine einleitende Stellungnahme zu. Roiss nutzte diese Zeit, um darzustellen, wie er versucht habe, die Gasversorgung auf mehrere Beine zu stellen – und wie ihm ab 2014 unter dem damals neuen Verstaatlichten-Aufsichtsrat Siegfried Wolf der Abschied aus der OMV nahegelegt worden sei.
Roiss stand 2011 bis 2014 an der Spitze der OMV. Er habe versucht, mehrere Quellen für Gaslieferungen zu erschließen: Norwegen, Rumänien. Dazu habe er die Förderung von Schiefergas in Österreich geprüft. Mit Katar habe er Gespräche über Flüssiggas geführt. Das Pipeline-Projekt Nabucco hätte Gas vom Kaspischen Meer bringen sollen. Die Abhängigkeit vom russischen Gas hätte auf ein Viertel sinken sollen.
2014 sei ihm beschieden worden, er verfolge eine falsche Strategie. Später sei auch eine Medienkampagne gegen ihn gefahren worden.
Unter Nachfolger Rainer Seele wandte sich die OMV verstärkt Russland zu. Roiss kritisierte die Umstände der Beteiligung an einem russischen Gasfeld und an der nie in Betrieb gegangenen Pipeline Nord Stream 2.
Am Ende stand eine massive Abhängigkeit Österreichs von Russland, die in der Ukraine-Krise zum Problem wurde. Als Kritik am russischen Präsidenten Wladimir Putin oder dem Gaskonzern Gazprom seien seine Aussagen aber nicht zu verstehen, meinte der Manager: „Aus ihrer Sicht haben sie einen Superjob gemacht.“
Bereits 2018 verlängerte die OMV die Gaslieferverträge mit Russland sogar bis 2040. Bei der Unterzeichnung in St. Petersburg waren auch Putin und der damalige Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) dabei.
Roiss kritisierte den langen Zeitraum dieses neuen Vertrags. Die Klausel, dass ein Teil der Kosten auch dann anfalle, wenn gar kein Gas bezogen werde, sei aber üblich, meinte der Manager. Immerhin müsse zuvor in die Pipelines investiert werden. (sabl)