Krieg in Ukraine

Russland schickt militärische Verstärkung nach Charkiw

Ein aktuelles Bild aus Charkiw: Eine durch Beschuss zerstörte Wohnsiedlung.
© IMAGO/David Ryder

Kiew – Russland hat als Reaktion auf die ukrainische Gegenoffensive gepanzerte Fahrzeuge und Kanonen zur Verstärkung in die Region Charkiw im Nordosten der Ukraine geschickt. Das meldeten russische Nachrichtenagenturen am Freitag mit Verweis auf Bilder des Verteidigungsministeriums, auf denen mehrere Militärfahrzeuge teils mit russischen Flaggen zu sehen sind. US-Außenminister Antony Blinken sagte, die Entscheidung zeige, dass die der Kreml einen "hohen Preis" zu zahlen hätte.

Der von Moskau eingesetzte Verwaltungschef der Region Charkiw, Vitali Gantschew, sagte im russischen Fernsehen, es gebe "heftige Kämpfe" in der Nähe der Stadt Balaklija, deren Rückeroberung die Ukraine am Donnerstag vermeldet hatte. "Wir haben Balaklija nicht mehr unter Kontrolle", sagte Gantschew weiter. Es gebe Versuche, die ukrainischen Streitkräfte zu vertreiben. "Aber die Kämpfe dort sind heftig und unsere Truppen werden am Rande der Stadt festgehalten."

Gantschew zufolge versuchen die ukrainischen Streitkräfte auch, die Verteidigung der etwa 20 Kilometer entfernten Stadt Schewtschenkowe zu durchbrechen. Russische Reserven seien dorthin gebracht worden und die Truppen "schlagen nun zurück".

US-Außenminister Blinken zufolge zeigt die Entscheidung von Russlands Präsident Wladimir Putin, Verstärkung in die Region Charkiw zu schicken, dass der Einsatz die russische Armee teuer zu stehen komme. Es gebe eine große Anzahl russischer Soldaten in der Ukraine. "Leider hat Präsident Putin auf tragische und entsetzliche Weise gezeigt, dass er viele Menschen in diese Angelegenheit verwickeln wird", sagte Blinken bei einem Besuch in Brüssel. Dies führe dazu, dass Russland "einen hohen Preis" zahlen müsse.

Die Region Charkiw ist seit den ersten Tagen von Moskaus Angriffskriegs ab dem 24. Februar teilweise von der russischen Armee besetzt. Zuletzt hatte die ukrainische Armee bei ihrer Gegenoffensive nach eigenen Angaben Erfolge im Süden und im Osten des Landes erzielt. Am Donnerstag hatte das Militär mitgeteilt, mehr als 20 Ortschaften in der nordöstlichen Region Charkiw zurückerobert zu haben.

IAEA fordert Einstellung aller Aktionen bei AKW

Die IAEA forderte unterdessen einem Resolutionsentwurf zufolge Russland auf, alle Aktionen in den Atomanlagen in der Ukraine einzustellen. Das geht aus einem von Polen und Kanada nach Angaben von Diplomaten formulierten Entwurf für die Sitzung des IAEA-Gouverneursrates kommende Woche hervor, der Reuters vorliegt. Dem Papier zufolge bedauert der aus 35 Nationen bestehende Gouverneursrat der Internationalen Atomenergiebehörde "die anhaltenden gewaltsamen Aktionen der Russischen Föderation gegen Atomanlagen in der Ukraine".

Dies schließe die anhaltende Präsenz russischer Streitkräfte und des Personals der russischen Atomaufsicht Rosatom im ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja ein. Russland sei aufgefordert, dies unverzüglich zu beenden, wurde betont. (APA/AFP/dpa/Reuters)