Auto-Test

S-Klasse von Mercedes: Schweben im Luxus-Schwaben

Auch die teilzeitstromende S-Klasse steht – in der Langversion – für fünfeinhalb Meter puren Komfort.
© Letzner

Für wen der Schritt in Richtung EQS noch zu gewagt ist, der findet vielleicht in der teilzeitstromenden S-Klasse die passende Alternative. Rein elektrisch im Luxury-Hybrid fast 100 Kilometer weit.

Von Lukas Letzner

Inzing – Die S-Klasse von Mercedes steht seit jeher für puren Luxus auf vier Rädern, der immer auch mit ordentlich Kraft kombiniert wurde. So definierten die Schwaben bisher den Maßstab in dieser Klasse. Jetzt bietet Mercedes seinen Luxus-Liner auch als Teilzeitstromer an, und wer jetzt befürchtet, dass das die bisherigen Qualitäten nur verwässern kann, der irrt sich. Im Gegenteil! Der kleine Namenszusatz „e“, den unser S580 trägt, signalisiert uns, dass der Reihen-Sechser von einem Elektromotor unterstützt wird, und unterm Strich sogar mehr Leistung bereitstellt als der „normale“ S580. Die Systemleistung beläuft sich nämlich auf ordentliche 510 PS (der Achtzylinder liefert „nur“ 503 PS). Doch eigentlich ist die Leistung bei so einem Auto nebensächlich, denn ein derartiger Luxus-Liner lädt eher zum Genießen ein.

Und das konnte man in unserem Testwagen ab Sekunde eins. In dem Moment, in dem die Tür satt ins Schloss fällt und man auf den unglaublich angenehmen Sitzen Platz genommen hat, fühlt man sich, als wäre man auf einem anderen Stern angekommen (stimmt auch irgendwie). Feinste Materialien, eine perfekte Geräuschdämmung und Hightech, wo man hinsieht. Noch besser sitzt man aber in Reihe zwei, wo man sofort von der automatisch ausfahrenden Kopfstütze begrüßt und von einem automatischen Gurtbringer zum Anschnallen animiert wird. Wer will, der kann sich außerdem stundenlang mit der Ambiente-Beleuchtung oder dem per Hand steuerbaren Sonnenrollo im Panorama-Dach beschäftigen.

Ein derart langes Auto (fünfeinhalb Meter) aus der Tiefgarage zu zirkeln, ohne mit den Felgen auf Tuchfühlung zum Randstein zu gehen, ist nicht immer einfach. Mit unserer S-Klasse gelingt das aber problemlos, denn hier sind alle viere (die Hinterachse lenkt bis zehn Grad mit) an der Kurvenfahrt beteiligt. Daher hat der Straßenkreuzer gefühlt einen Wendekreis von einem Bobbycar. Überhaupt: Wer hinter dem Steuer sitzt, der braucht nicht wirklich viel zu tun. Das Auto erkennt Verkehrsschilder, passt die Geschwindigkeit selbstständig an und bremst bei Bedarf auch.

Während der sieben Tage, in denen uns der Über-Benz begleitete, bewegten wir uns vorwiegend elektrisch. Der 28,6-kWh-Akku lieferte genug Strom, um uns fast 100 Kilometer weit zu bewegen. Das reicht, um täglich zu pendeln und die Einkäufe zu erledigen. Wer will, der kann – den entsprechenden Fahrmodus vorausgesetzt – den Verbrenner bemühen. Wir fanden aber mit dem Hybrid-Modus das Auskommen, weshalb der Reihen-Sechser lediglich beim beherzten Tritt aufs Gaspedal das Kommando übernahm. Dass das Fahrwerk perfekt abgestimmt ist, sei der Vollständigkeit halber erwähnt. Egal, wie grob der Untergrund auch sein mag, als Insasse einer S-Klasse bekommt man davon so gut wie gar nichts mit. Wem das serienmäßige Airmatic-Fahrwerk nicht sanft genug sein sollte, der kann auf Wunsch das E-Active Fahrwerk ordern, bei dem Feder- und Dämpferkräfte für jedes Rad individuell geregelt werden. Man schwebt dann förmlich über die Straßen. Unser Testwagen ließ wirklich keine Wünsche offen beziehungsweise erfüllte er welche, von denen wir nicht wussten, dass es sie gibt. Das hat natürlich seinen Preis: 173.132 Euro hätte man für unseren Stern hinblättern müssen. Den NoVA-Vorteil nicht mit berücksichtigt.

Die Technik

Motor: Sechszylinder-Benziner, E-Motor

Hubraum: 2999 ccm

Drehmoment: 500 Nm bei 1600 U/min

Leistung: 375 kW/510 PS

L/B/H: 5393/2109/1503 mm

Gewicht: 2440/3070 kg

Kofferraumvolumen: 350 l

Tankinhalt: 67 l

Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h

0–100 km/h: 4,9 Sekunden

Verbrauch: 4,6 l/100 Kilometer

Kraftübertragung: Allradantrieb

Preis: ab 143.303 Euro

CO2-Emission: 210 g/km

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