Tod der Queen

Die erste Rede an die Nation von König Charles III. im Wortlaut

König Charles wirkte bei der Rede sehr verletzlich und persönlich.
© Yui Mok / POOL / AFP

Am Tag nach dem Tod seiner Mutter Queen Elizabeth II. hat der neue britische König Charles III. am Freitag seine erste Ansprache als Monarch gehalten. Die gesamte Rede im Wortlaut:

London – "Ich spreche heute in tiefster Trauer zu Ihnen. Während ihres ganzen Lebens war Ihre Majestät die Königin – meine geliebte Mutter – eine Inspiration und ein Vorbild für mich und meine ganze Familie, und wir schulden ihr von Herzen so viel wie eine Familie ihrer Mutter nur schulden kann; für ihre Liebe, ihre Zuneigung, ihren Rat, ihr Verständnis und ihr Vorbild.

Königin Elizabeth verkörperte ein gut gelebtes Leben, ein mit dem Schicksal gehaltenes Versprechen, und ihr wird in ihrem Ableben zutiefst nachgetrauert. Dieses Versprechen, ein Leben lang zu dienen, erneuere ich heute mit Ihnen allen.

Neben der persönlichen Trauer, die meine ganze Familie empfindet, teilen wir mit so vielen von Ihnen im Vereinigten Königreich, in all den Ländern, in denen die Königin Staatsoberhaupt war, im Commonwealth und in der ganzen Welt auch ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit für die mehr als 70 Jahre, in denen meine Mutter, als Königin, den Menschen so vieler Nationen gedient hat.

Im Jahr 1947, an ihrem 21. Geburtstag, versprach sie in einer Übertragung aus Kapstadt an das Commonwealth, ihr Leben, möge es kurz oder lang sein, dem Dienst an ihre Völker zu widmen. Das war mehr als ein Versprechen: Es war eine tiefe persönliche Verpflichtung, die ihr gesamtes Leben definierte. Sie brachte Opfer für die Pflicht.

Charles würdigte seine verstorbene Mutter und versprach, ihr Erbe fortführen zu wollen.
© IMAGO/Rüdiger Wölk

Ihr Einsatz und ihre Hingabe als Oberhaupt haben niemals nachgelassen, durch Zeiten des Wandels und des Fortschritts, durch Zeiten der Freude und des Feierns und durch Zeiten der Trauer und des Verlusts. In ihrem Leben des Dienstes sahen wir diese fortwährende Liebe zur Tradition, zusammen mit dieser furchtlosen Umarmung des Fortschritts, die uns als Nationen groß macht. Die Zuneigung, die Bewunderung und der Respekt, den sie hervorrief, wurden zum Markenzeichen ihrer Regentschaft.

Und – wie jedes Mitglied meiner Familie bezeugen kann – kombinierte sie diese Tugenden mit Wärme, Humor und einer unbestechlichen Fähigkeit, das Beste im Menschen zu sehen.

Ich halte das Andenken meiner Mutter in Ehren und würdige ihr Leben im Dienst. Ich weiß, dass ihr Tod so viele von Ihnen mit großer Trauer erfüllt, und ich teile dieses Empfinden des unermesslichen Verlusts mit Ihnen allen.

Als die Königin den Thron bestieg, mussten Großbritannien und die Welt noch mit den Entbehrungen und den Folgen des Zweiten Weltkriegs zurechtkommen und noch nach den Konventionen von früheren Zeiten leben.

Im Laufe der vergangenen 70 Jahre haben wir erlebt, wie sich unsere Gesellschaft zu einer der vielen Kulturen und Glaubensrichtungen entwickelt hat. Die Institutionen des Staates haben sich dementsprechend verändert. Aber durch all diese Veränderungen und Herausforderungen sind unsere Nation und die größere Familie der Reiche – auf deren Talente, Traditionen und Errungenschaften ich so unsagbar stolz bin – gediehen und aufgeblüht. Unsere Werte sind konstant geblieben und müssen es bleiben.

Die Rolle und die Pflichten der Monarchie bleiben ebenso bestehen wie auch die besondere Beziehung und Verantwortung des Souveräns gegenüber der Church of England – der Kirche, in der mein eigener Glaube so tief verwurzelt ist. In diesem Glauben und den Werten, die er inspiriert, bin ich dazu erzogen worden, ein Gefühl der Verpflichtung gegenüber anderen zu hegen und den größten Respekt für die wertvollen Traditionen, Freiheiten und Verantwortungen unserer einzigartigen Geschichte und unseres parlamentarischen Regierungssystems zu haben.

Und wie die Queen selbst mit solch unerschütterlicher Hingabe verpflichte auch ich mich jetzt für die übrige Zeit, die Gott mir gewährt, die konstitutionellen Prinzipien im Herzen unserer Nation hochzuhalten. Und wo auch immer Sie im Vereinigten Königreich leben mögen oder in den Reichen und Territorien in aller Welt, und was auch immer Ihr Hintergrund oder Ihr Glaube sein mag: Es wird mein Bestreben sein, Ihnen mit Loyalität, Respekt und Liebe zu dienen, wie ich es mein ganzes Leben lang getan habe.

Auf seinem Tisch hatte er ein Bild der Queen stehen.
© IMAGO/Paul Marriott

Mein Leben wird sich natürlich verändern, wenn ich meine neuen Aufgaben wahrnehme. Es wird mir nicht mehr möglich sein, so viel von meiner Zeit und meiner Energie den Wohltätigkeitsorganisationen und Angelegenheiten zu widmen, die mir so sehr am Herzen liegen. Aber ich weiß, dass diese wichtige Arbeit in den vertrauten Händen anderer weitergeführt wird.

Dies ist auch eine Zeit der Veränderung für meine Familie. Ich zähle auf die liebevolle Hilfe meiner lieben Frau Camilla. In Anerkennung ihres eigenen treuen öffentlichen Dienstes seit unserer Heirat vor 17 Jahren wird sie meine königliche Gemahlin (Queen Consort). Ich weiß, dass sie die Anforderungen ihrer neuen Rolle mit der unerschütterlichen Hingabe zur Pflicht angehen wird, auf die ich mich so sehr verlasse.

Als mein Erbe übernimmt William nun die schottischen Titel, die mir so viel bedeutet haben. Er ist mein Nachfolger als Herzog von Cornwall und übernimmt die Verantwortung für das Herzogtum Cornwall, die ich mehr als fünf Jahrzehnte lang getragen habe.

Ich bin heute stolz darauf, ihn zum Prinzen von Wales, Tywysog Cymru, zu ernennen - dem Land, dessen Titel während eines Großteils meines Lebens und meiner Pflichten zu tragen mir eine so große Ehre war. Mit Catherine an seiner Seite weiß ich, dass unser neuer Prinz und unsere neue Prinzessin von Wales unsere nationalen Gespräche weiterhin inspirieren und anführen und dabei helfen werden, diejenigen am Rande der Gesellschaft in den Mittelpunkt zu rücken, wo lebenswichtige Hilfe gegeben werden kann.

Ich will auch meine Liebe zu Harry und Meghan zum Ausdruck bringen, die sich weiterhin ein Leben in Übersee aufbauen.

In etwas mehr als einer Woche werden wir als Nation, als Commonwealth und sogar als globale Gemeinschaft zusammenkommen, um meine geliebte Mutter beizusetzen.

In unserer Trauer sollten wir uns an das Licht ihres Beispiels erinnern und daraus Kraft schöpfen. Im Namen meiner ganzen Familie kann ich mich nur aufrichtig und von ganzem Herzen für Ihr Beileid und Ihre Unterstützung bedanken. Sie bedeuten mir mehr, als ich jemals zum Ausdruck bringen kann.

Und liebste Mama, während du deine letzte große Reise zu meinem lieben verstorbenen Papa beginnst, will ich nur eines sagen: Danke. Danke für deine Liebe und Hingabe für unsere Familie und für all die Nationen, denen du so fleißig gedient hast in all den Jahren. Mögen die Engel über Deine Ruhe wachen." (APA/dpa)

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