Inflation befeuert Goldrausch auch in Österreich
Kaum produziert, schon verkauft: Bei der Münze Österreich ist die Nachfrage kaum noch zu bedienen.
Von Anna Haselwanter
Wien – Im Drei-Schicht-Betrieb laufen die voll ausgelasteten Maschinen. Und doch: Die Großhändler in den USA oder Japan können aktuell nicht so viel Gold der Münze Österreich kaufen, wie sie gerne würden. „Wir müssen zuteilen“, sagt Generaldirektor Gerhard Starsich. Denn mehr gehe schlicht nicht mehr. Schon seit der Weltfinanzkrise sei die Nachfrage nach Gold konstant hoch gewesen. „2019 ist sie dann etwas eingebrochen“, sagt Starsich, „die Wirtschaft florierte.“ Der Goldumsatz der Münze Österreich lag bei einer halben Milliarde Euro. Dann kam Corona, der Umsatz explodierte förmlich, hat sich verzehnfacht. Der Krisen kein Ende, schwächte sich die Nachfrage auch nach Abflachen der Pandemie nicht ab. Vielmehr habe der Krieg erneut zu einem Boom geführt: „Wir wissen noch nicht, wie der Weihnachtsgeschäft dieses Jahr wird, aber wir rechnen mit einem Jahresumsatz von 3,6 bis 4 Mrd. Euro“, sagt der Generaldirektor der Münze Österreich – ein Plus von 30 Prozent zum Corona-Jahr.
Gerade in Krisenzeit würden die Menschen zum Gold greifen – „weil es sich seit Jahrtausenden als verlässlicher Wertspeicher erweist“, sagt Starsich. Zwar gebe es dazwischen immer wieder „etwas volatilere Phasen“, aber auf lange Sicht eben nicht. Zudem sei „Gold chemisch nahezu unzerstörbar“ und man könne es anonym erwerben. Eine richtige Konkurrenz dazu gebe es im Moment also kaum. „Wenn die Sparbuchzinsen spürbar nach oben gehen, dann würde sich das eventuell bemerkbar machen“, vermutet Starsich. Doch diese seien trotz historischer Zinserhöhung (siehe links) eben „immer noch nicht berauschend“.
Und weil der Goldpreis stetig steigt – gestern kostete die Feinunze in London 1726,61 Dollar – und die Goldreserven „nur noch etwa 15 Jahre ausreichen“, rentiere es sich zunehmend auch, Kleinteile zu recyceln. Etwa Zahnersatz, Schmuck – oder den Chip der Kreditkarte.