VW

Bulli unter Strom: Legende kehrt revolutionär zurück

Preise für den ID.Buzz sind noch nicht fixiert – spekuliert werden darf aber mit 67.000 Euro brutto für die Pro-Version (Pkw) und mit 47.000 Euro netto für den Cargo (Nutzfahrzeug).
© Höscheler

VW hat sich mit dem Bulli in früheren Generationen eine große Fan-Gemeinde geschaffen. Nun legen die Wolfsburger den Kleinbus ganz neu auf – mit einem vollelektrischen Antrieb.

Von Markus Höscheler

Kopenhagen, Malmö – Unsere Erwartungen, frank und frei, waren nicht wirklich hoch, als Volkswagen zu einer fahrdynamischen Präsentation des ID.Buzz eingeladen hatte. Nicht wegen des Fahrzeugs, sondern wegen der zugrunde liegenden Technik. Wiederholt hat VW, gemeinsam mit den Schwesternmarken Škoda, Audi und Seat/Cupra, den modularen E-Antriebsbaukasten beworben, um für die Verbreitung der frischen Elektroautos ID.3, ID.4, ID.5, Enyaq, Born und Q4 e-tron zu sorgen. Und genau diesen Unterbau finden wir nun beim ID.Buzz.

Der allerdings, das lässt sich nach einem Fahrtag in Dänemark und Südschweden bereits sagen, ist tatsächlich anders. Das liegt primär am Überbau, denn der 4,71 Meter lange ID.Buzz ist eine Neuinterpretation des T1-Kleinbusses von Volkswagen, baut also hoch und breit, offeriert viel Raum für die Insassen und das Gepäck – und profitiert von seinem schnörkellos anmutenden Design. Dies kommt vor allem dann zum Tragen, wenn eine der vier möglichen Zweifarbenlackierungen gewählt wurde, die Freude am Leben ausstrahlen und in dieser Hinsicht ansteckend auf andere Verkehrsteilnehmer und Passanten wirken. Sonder Zahl schauten ebendiese dem ID.Buzz im spätsommerlichen Kopenhagen nach, von Jung bis Alt schienen alle begeistert zu sein von der Farbenpracht und dem positiven Lebensgefühl, das vom ID.Buzz ganz offensichtlich ausgeht.

Positiv dürfte, die passenden Energiequellen vorausgesetzt, die CO2-Bilanz des neuen Modells sein. Den ID.Buzz offeriert VW ausschließlich mit einem Elektromotor, der in diesem Fall 150 Kilowatt beziehungsweise 204 PS leistet und ein Drehmomentmaximum von 310 Newtonmetern generiert. Der Strom ist für die Hinterachse gedacht und speist sich aus einem Akku, der 77 Kilowattstunden Kapazität netto bereitstellt. Mit einer Reichweite von rund 420 Kilometern nach WLTP können Kunden rechnen, bei moderaten Tempi und Temperaturen dürfte das auch annähernd zu erreichen sein. Der E-Antrieb hat es mit einem Gewicht von annähernd 2,2 Tonnen zu tun, die Beschleunigung von null auf 100 km/h erfolgt in akzeptablen 10,2 Sekunden, bis zu 145 km/h sind möglich.

Erstaunlich ausgewogen zeigt sich während der Probefahrt das Fahrwerk, das Unebenheiten des Asphalts gekonnt ausbügelt. Die Lenkung verwöhnt mit Leichtgängigkeit, Bein- und Kopffreiheit, Armauflagen und Mehrzonen-Klimaautomatik machen das Fahren so entspannt wie möglich. Die Software wiederum zeigt auch hier ihre befürchteten Tücken, immer wieder schaltet sich gänzlich ungefragt das Sprachbedienungssystem ein und bietet um verständliche Befehlseingaben.

Ansonsten offenbaren Materialien und Verarbeitung ein gediegenes Qualitätsniveau, das Ladeabteil verwöhnt mit mindestens 1121 Litern Stauvolumen, das sich bei Umlage der 60:40 geteilten Rücksitzbank auf über 2,2 Kubikmeter erhöht. Die zweite Reihe lässt sich längs verschieben, eine dritte Sitzreihe ist in diesem Produkt nicht vorgesehen. Aber: Eine Version mit längerem Radstand (und wohl sieben Sitzen) zeichnet sich ab, ebenso eine Variante mit Allradantrieb. Schließlich ist auch ein kleinerer Basisakku bestätigt; ein größerer Speicher, durchaus wünschenswert für Familien, die längere Reisen unternehmen und nicht zu viele, ungewisse Ladestopps einplanen wollen, ist dagegen noch nicht offiziell.

Gespannt sein dürfen die Kunden nun auf die Tarife des im November kommenden ID.Buzz. Die Erwartungen sollten hier wohl nicht zu niedrig sein – angesichts des Bulli-Erbes, der offensichtlichen Begehrlichkeiten und der wegen Lieferproblemen anhaltenden Pkw-Knappheit.

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