Krieg in Ukraine

Ukraine meldet Einnahme von strategisch wichtiger Stadt im Osten

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach am Freitagabend von mehr als 30 zurückeroberten Siedlungen in der Region Charkiw.
© IMAGO/Ukrainian Presidential Press Off

Die Stadt Kupjansk in der Region Charkiw konnte offenbar eingenommen werden. Damit wäre die Versorgung der russischen Truppen im weiten Teilen des Donbass gekappt.

Kiew, Moskau – Die ukrainische Armee hat bei ihrer Gegenoffensive im Osten des Landes offenbar einen bedeutenden Erfolg erzielen können. In sozialen Medien veröffentlichte Fotos legten am Samstag nahe, dass die strategisch wichtige Stadt Kupjansk in der Region Charkiw eingenommen werden konnte. Damit wäre die Versorgung der russischen Truppen im weiten Teilen des Donbass gekappt. Die russischen Besatzer hatten zuvor bereits die Evakuierung von Kupjansk angeordnet.

Über Kupjansk verläuft die Eisenbahnlinie zwischen Russland und der strategisch wichtigen Stadt Isjum, die offenbar ebenfalls von ukrainischen Truppen eingekesselt werden konnten. Wie der britische Militärgeheimdienst am Samstag in der Früh mitteilte, wäre eine Einnahme von Kupjansk wegen der Unterbrechung von Nachschubrouten ein „Schlag" für die russische Seite.

Russischen Soldaten droht Einkesselung

Die südlich gelegene Stadt Isjum war Anfang April von den Russen eingenommen worden und ist aufgrund ihrer erhöhten geografischen Lage von großer Bedeutung für die Kontrolle des gesamten Donbass. Entsprechend haben die Invasoren dort bedeutende Kräfte zusammengezogen. Berichten zufolge droht nun mehr als 10.000 russischen Soldaten die Einkesselung. Berichte in sozialen Netzwerken, die Russen seien bereits aus Isjum geflohen, konnten nicht überprüft werden.

Auf Fotos waren ukrainische Soldaten zu sehen, wie sie die ukrainische Flagge über Gebäuden von Kupjansk hissten. Zu sehen waren auch Soldaten vor dem blau-gelb beflaggten Rathaus der Stadt. „Kupjansk ist Ukraine. Ruhm der Armee der Ukraine", schrieb die Charkiwer Spitzenbeamtin Natalia Popowa am Samstag auf Facebook.

Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach am Freitagabend von mehr als 30 zurückeroberten Siedlungen in der Region Charkiw. „Überall bringen wir die ukrainische Flagge und den Schutz für unser Volk zurück", sagte er in seiner abendlichen Videoansprache. Sowohl im Donbass im Osten der Ukraine als auch im Süden des Landes dauerten die „erbitterten Kämpfe" an, sagte der Präsident. Nach mehr als einem halben Jahr Krieg sind die ukrainischen Truppen bei ihren Gegenoffensiven zuletzt im Gebiet Charkiw sowie im Gebiet Cherson im Süden vorgerückt.

Rasches Tempo des Vormarsches

Für Erstaunen unter Beobachtern sorgte das rasche Tempo des Vormarsches in Charkiw, wo die ukrainische Armee Berichten zufolge in nur drei Tagen 50 Kilometer vorgestoßen sein soll. Unklar war jedoch, ob es sich dabei um einen Zusammenbruch der russischen Front oder einen taktischen Rückzug handelte. Erst am Donnerstag hatte Selenskyj die Rückeroberung der Kreisstadt Balaklija im Gebiet Charkiw bestätigt.

Von russischer Seite wurde der Vormarsch der Ukraine eingeräumt. Die russische Militärverwaltung rief Zivilisten in Kupjansk und auch Isjum auf, zu flüchten. Russland hat Schwierigkeiten an der Front eingeräumt und die Entsendung weiterer Truppen angekündigt. Die Einnahme des Verkehrsknotenpunktes Kupjansk erschwert jedoch die Verlegung.

In Regionen im Süden und Osten der Ukraine gab es in der Nacht Luftangriffe. Die ukrainische Armee gab am Samstag in der Früh die Zerstörung einer Behelfsbrücke in der Nähe von Lwowe in der Region Cherson sowie eines Munitionsdepots bekannt. Dort hatte Kiew eine Offensive gestartet, die nach anfänglichen Erfolgen nur langsam voranzukommen scheint. (APA/dpa/Reuters)

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