Tipps von der Ernährungsexpertin für die gesunde Jause in der großen Pause
Seit Montag läuten in Tirol wieder die Schulglocken. Für Eltern bedeutet das auch, dass wieder Jause gepackt werden muss. Doch was macht eine gute Jause eigentlich aus? Ernährungsexpertin Angelika Kirchmaier gibt uns eine kurze Theoriestunde darüber, was in die ideale Jausenbox gehört, wie wichtig Kalzium ist und warum ein Kakaogetränk trotzdem keine gute Wahl ist. Außerdem verrät uns die Expertin gesunde Jausen-Rezepte von süß bis pikant, die auch den Großen schmecken.
Neun Wochen Sommerferien sind nun vorbei. Neun Wochen Spaß, Entspannung und weg vom Schulalltag. Und dann ist plötzlich wieder Konzentration angesagt. Damit das Kindergehirn im Unterricht volle Leistung erbringen kann, muss es richtig „gefüttert“ werden. Dass eine Nutella-Semmel nicht unbedingt die richtige Wahl für die große Pause ist, dürfte uns allen klar sein.
Doch was macht eine gut gefüllte Jausendose aus? Ernährungsexpertin Angelika Kirchmaier erklärt, welche „Bausteine“ es braucht und was zu vermeiden ist – und liefert passende Rezepte.
Doch zunächst zur Theorie. Für den Energieschub in der großen Pause sind laut Kirchmaier zwei Hauptbausteine nötig: Energie und ein Transporter.
➣ Energie: Der „Strom“ fürs Gehirn. Die drei Hauptquellen für die Energie-Lieferung sind Vollkorngetreide (Vollkornbrot, Vollkornmüsli, Porridge ...), Kartoffeln sowie Hülsenfrüchte. Auch Trockenfrüchte liefern viel Energie – allerdings „schnelle“, wie Kirchmaier betont. Diese kann sich etwa als kurzfristiger „Energie-Booster“ vor kurzen Prüfungen oder in der zweiten Hälfte einer Schularbeit als hilfreich erweisen.
➣ Transporter: Der Transporter in Form von Flüssigkeit liefert die Energie vom Verdauungstrakt ins Gehirn. Geeignet ist dafür laut Kirchmaier eigentlich nur eines: Wasser. „Säfte haben eine zu hohe Osmolarität“, erklärt Kirchmaier. Osmolarität beziffert die Anzahl gelöster Teilchen in einer Flüssigkeit. Je höher die Konzentration der Teilchen, desto langsamer wird Energie ins Gehirn transportiert. Zur Veranschaulichung:
- Blut: ca. 290 Milliosmol – die Trinkflüssigkeit sollte unter diesem Wert liegen, da über die Lebensmittel ja auch gelöste Teilchen ins Blut kommen
- Säfte, Eistee, Limonade: ab 600 Milliosmol
- Wasser: 50-100 Milliosmol
Das bedeutet: Trinkt das Kind Saft, gelangt die Energie nur langsam ins Gehirn. Damit kann sich das Risiko für einen Leistungsabfall und im Sportunterricht das Verletzungsrisiko erhöhen.
Am besten Wasser: Getränke mit Süßungsmitteln sind keine gesunde Alternative. Auch von Konzepten, die Wasser nur durch Duft aromatisieren, rät die Expertin ab: „Diese suggerieren dem Gehirn Nahrungszufuhr und können dadurch appetitanregend wirken, auch ist die Aromenvielfalt sehr eingeschränkt, dies kann dazu führen, dass einem bestimmte Lebensmittel nicht mehr schmecken“, erklärt Kirchmaier. Im Laufe eines Schultages sollte ein Kind, je nach Alter, mindestens einen halben bis einen Liter Wasser trinken. Indikator sei dabei die Harnfarbe, erläutert Kirchmaier. Studien hätten gezeigt, dass bei dunkler Harnfarbe Leistungseinbußen von 20 bis 50 Prozent zu beobachten seien.
➣ Helfer: Neben den zwei Hauptbausteinen enthält eine gesunde Jause zudem „Helfer“ in Form von Vitaminen und Mineralstoffen. „Diese unterstützen das Immunsystem des Kindes, machen den Körper resistenter gegen Krankheiten und helfen ihm, im Fall schneller wieder fit zu werden“, erklärt die Expertin.
Was in der Jausendose auf jeden Fall nicht fehlen darf ist Kalzium. „Die Zeitspanne zum Aufbau der Knochenmarksubstanz im Kindesalter ist begrenzt, daher ist eine ausreichende Kalzium-Zufuhr so wichtig“, sagt Kirchmaier. Zu den Kalziumlieferanten zählen Käse und andere Milchprodukte, aber auch Mineralwasser mit einem hohen Kalziumgehalt. Aber Achtung: „Bremsstoffe“ können die Kalzium-Aufnahme hemmen: Künstlich zugesetzter Phosphor, der etwa in Wurstwaren, Schmelzkäse und vielen Fertigprodukten vorkommen kann oder andere Bremsstoffe, wie z. B. Oxalsäure in Kakaogetränken, behindern die Aufnahme des wichtigen Mineralstoffs. Mehr zu Angelika Kirchmaier gibt es HIER
So kann eine gesunde Jause aussehen:
- Eine Scheibe Vollkornbrot mit einer Scheibe Käse, etwas Gemüse (Karotte, Salatblatt, ...) und ein Stück Obst
- Naturjoghurt mit etwas Marmelade mit hohem Fruchtanteil und Flocken-Basismüsli
- Ein Porridge aus Milch mit Haferflocken, gesüßt mit etwas Marmelade oder Obst
Vier gesunde Jausen-Rezepte:
Mit Porridge und Müsli im Glas teilt Angelika Kirchmaier zwei süße Rezepte, die sich auch gut am Abend vorbereiten lassen. Vorsicht ist dabei bei der Verwendung von Tiefkühlobst geboten, mahnt die Ernährungsexpertin: „Ausländische Tiefkühlware enthält immer wieder Keime. Kochen Sie dieses Obst daher vor Verwendung einmal auf.“
★ Porridge
➤ Zutaten (ca 1 Portion für Erwachsene): 1 Tasse Milch (250 g), 2 – 4 EL Vollkorn-Flockenmischung, 1 – 2 EL Vollkorngrieß. Obst oder Marmelade nach Geschmack, Optional: Nüsse, Saaten, Trockenfrüchte
➤ Zubereitung: Die Milch aufkochen, Flocken und Grieß einrühren. Unter Rühren aufkochen lassen. Vom Herd nehmen. Zugedeckt ca. 5 Minuten ziehen lassen. Obst oder Marmelade in eine Schüssel (für die Jause: ein Glas) geben. Das Porridge evtl. mit Milch verdünnen, falls es zu dickflüssig geworden ist und über dem Obst verteilen. Für die ganz Süßen: mit Honig süßen, aber das ist eigentlich nicht nötig.
★ Müsli im Glas
➤ Zutaten (ca 1 Portion für Erwachsene): Buttermilch oder Joghurt (ca. ½ Pkg. Buttermilch oder 1 kleiner Becher Joghurt, ca. 250 g), Marmelade, frische Früchte oder tiefgekühlte Früchte (ca. 150 g), Haferflocken (ca. 4 EL), evtl. Nüsse
➤ Zubereitung: Das Glas bis zur Hälfte mit Buttermilch oder Joghurt füllen. Der Rest wird mit Obst oder Marmelade, Haferflocken und eventuell Nüssen aufgefüllt. Über Nacht im Kühlschrank ziehen lassen und dann schütteln oder gleich schütteln und sofort genießen. Ist das Müsli zu fest, noch etwas Wasser oder Milch untermischen.
Für eine pikante Jause empfiehlt Kirchmaier ein Frühstücks- und Jausenbrot, das sich wunderbar variieren und auf Vorrat einfrieren lässt. Tipp der Expertin: „Wenn Sie aus dem Teig Brötchen oder Figuren formen wollen, verwenden Sie weniger Wasser, so dass ein geschmeidiger, aber nicht mehr klebriger Brotteig entsteht.“ Aufs Brot kommt z. B. ein Aufstrich, der sich nach Lust und Laune mit verschiedensten Zutaten aufpeppen lässt.
★ Frühstücks- und Schuljausenbrot
➤ Zutaten für ein großes Brot: 500 g Bio Weizen-, Dinkel-, Emmer-, Einkorn-Vollkornmehl oder eine Mischung daraus, 10 g Salz, 1–2 EL Brotgewürz oder Gewürze, ¼ bis knapp ½ Würfel frische Hefe (max. 16 g), evtl. 1 – 2 Hände voll beliebige Zutaten, z. B. Sonnenblumenkerne, Leinsamen, Haferflocken, Walnüsse... (Kinder mögen das Brot allerdings meistens lieber „ohne“), lauwarmes Wasser nach Bedarf
➤ Zubereitung: Alle trockenen Zutaten in eine Schüssel geben. Mit einer Gabel eine Mulde eindrücken. Die Hefe hineinbröseln und ca. ½ Tasse lauwarmes Wasser darübergießen. Die Hefe mit dem Wasser glattrühren, bis keine Klümpchen mehr vorhanden sind. Alle Zutaten mit der Gabel verrühren, dabei so viel Wasser hinzufügen, dass der Teig bindet und die Gabel im fertigen Teig stehen bleibt, ohne umzufallen.
Schnelle Variante: Den Teig in eine befettete und bemehlte Kastenform oder Gugelhupfform füllen oder auf das Blech geben. Mit Wasser bepinseln. Ca. 15 - 20 Minuten OHNE ZUDECKEN im geschlossenen kalten Backofen auf der untersten Einschubleiste rasten lassen. Den Backofen auf 180 °C Heißluft einschalten und das Brot in 50 – 60 Minuten knusprig backen. Das Brot während der Aufheizzeit im Backofen stehen lassen.
Gemütliche Variante: Den Teig eine Stunde im kalten Backofen rasten lassen. Anschließend in eine befettete und bemehlte Backform geben oder ein Brot formen und auf das mit Backpapier ausgelegte Blech setzen. Mit Wasser bestreichen, evtl. mit Mehl bestreuen. Den Backofen auf 180 °C Heißluft 10 Minuten vorheizen. Das Brot in den heißen Ofen stellen und in 50 bis 60 Minuten knusprig backen.
Das Brot ist fertig, wenn es beim Klopfen auf die Unterseite hohl klingt. Auf einem Gitter auskühlen lassen.
Tipp für eine knusprige Kruste: Das Brot nach 45 Minuten Backzeit aus der Backform nehmen und ohne Form fertig backen.
★ Variabler Aufstrich
➤ Zutaten: Aufstrichbasis: 1 Pkg. Topfen (250 g), ca. ¼ Becher Sauerrahm (ca. 60 g), Kräutersalz, Spritzer Zitronensaft oder Apfelessig, evtl. Buttermilch
Zum Verfeinern: z. B. frische oder Tiefkühlkräuter, Pesto, Currypulver & gekochtes Ei, getrocknete Tomaten & Oliven, Lachs & Dill + Zwiebel, Schafskäse & Oliven, Essiggurken…
➤ Zubereitung: Alle Zutaten für die Basis verrühren. In mehrere Portionen teilen und jede Portion mit beliebigen Zutaten verfeinern.
♡ Auf den Geschmack gekommen? Mehr rund ums Thema Essen gibt es in unserem Kulinarik-Dossier auf TT.com.
♥ ENERGIE-KICK FÜR ZWISCHENDURCH
„Energy Balls“ oder auch „Bliss Kugeln“ werden kleine Müsli-Bällchen genannt, die sich leicht selber machen lassen und vor einigen Jahren zu einem regelrechten Hype unter Food-BloggerInnen geführt haben, der bis heute anhält. Die Hauptbestandteile sind meist Haferflocken, Trockenfrüchte (z. B. Datteln) und Nüsse. Auch Kakao, Sesam und Kokosflocken sind oft in den Rezepten zu finden.
Doch woher rührt der Hype um die Kugeln? „Bliss Balls sind eine tolle Alternative zu Schleckereien wie etwa Schokolade“, sagt die Absamer Diätologin und Ernährungsberaterin Martina Sagmeister. „Dank der natürlichen Süßungsmittel wie Honig und Trockenfrüchte wird der Körper in kurzer Zeit mit einer großen Menge an Kraft versorgt“, erklärt Sagmeister. Die Kugeln seien daher etwa hervorragend für einen Energieschub beim Sporteln geeignet. Ein weiterer Vorteil gegenüber herkömmlichen Naschereien: Durch Haferflocken und Co. sei in den Bällchen auch eine große Portion an Ballaststoffen enthalten, die zum Sättigungsgefühl beitragen und den Energieerhalt im Körper unterstützen.
Beim Genuss ist jedoch Vorsicht geboten: Steigt der Energiegehalt über den Verbrauch, kann dies zu Gewichtszunahme führen, warnt Sagmeister. In Maßen statt Massen genießen ist also angesagt.
Ein Fan der Energy Balls ist auch Milli Ligges vom Betrieb Ligges Obstbau in Flaurling. Die erfahrene Köchin versorgt ihre Enkelkinder mit ihren „Gipfelstürmern“, wenn etwa beim Wandern Müdigkeit aufkommt. Uns hat sie das Rezept dazu verraten.
★ „Gipfelstürmer"
➤ Zutaten: 250 g feine Haferflocken, 100 g gehackte Haselnüsse, 100 g Sesam, 100 g Sonnenblumenkerne, 250 g Honig, 100 ml Sahne, 100 g Trockenfrüchte nach Wahl
➤ Zubereitung: Haferflocken, Nüsse, Sonnenblumenkerne, Sesam, Sahne und Trockenfrüchte vermengen. Die Masse in einen Spritzbeutel ohne Tülle geben und kleine Kugeln auf ein Backblech dressieren. Das Blech bei 180 Grad in den Ofen schieben und die Kugeln für 20 Minuten backen.
Und hier noch ein „Klassiker“ der Energy-Ball-AnhängerInnen mit Datteln und Kakao, der ganz ohne zusätzliche Süße auskommt.
★ Energy Balls mit Datteln und Kakao
➤ Zutaten: 120 g Datteln (frisch und entsteint, am besten Medjool), 50 g gemahlene Mandeln, 2 EL Kakaopulver ohne Zusätze, etwas gemahlene Vanille, Prise Salz
➤ Zubereitung: Alle Zutaten in eine gute Küchenmaschine/Häcksler geben und mixen, bis die Masse homogen und nicht mehr stückig ist. Mit den Händen kleine Kugeln formen. Nach Belieben in Kakaonibs, Sesam oder Kokosflocken wälzen. Im Kühlschrank aufbewahren.
Nähere Infos zum Thema findet ihr im Artikel „Energy Balls ‒ ein gesunder Snack für zwischendurch“.
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