Mörderische Saat in der Kindheit: Neues von Anna Tröber und Herbert Dutzler
Ab in den Krimiherbst: Anna Tröber und Herbert Dutzler legen neue Romane vor.
Innsbruck – „... und perfekt war das Bild der Almweide mit Kühen, Felswänden, schneebedeckten Gipfeln und einem herabrollenden menschlichen Kopf.“ Schon auf den ersten Seiten von „Tiroler Totenglocken“ lässt Autorin Anna Tröber keinen Zweifel: Die Urlaubsidylle der Außerferner Bergwelt ist trügerisch. Das kleine Dorf im Tannheimertal hat es gut mit seinen Touristen, und ein Toter lässt sich vielleicht noch verschmerzen – oder vertuschen. Auch wenn irgendwann der kopflose Rest des Toten aus einem Weideteich gezogen wird. Aber dann taucht eine zweite Leiche auch. Buchstäblich. Sie treibt ausgenommen wie eine Forelle im Forellenteich. Da ist ein Mörder am Werk, der von enormem Hass getrieben ist, zugleich aber keine Spuren hinterlässt und haargenau plant, was er seinem Opfer antun möchte – Auge um Auge, Leben um Leben. Die Dorfgemeinschaft, nach außen hin ein perfekter Schein, bricht auf. Hier ist jedem alles zuzutrauen, weil jeder mit jedem offene Rechnungen hat.
Die gebürtige Füssenerin Tröber, gelernte Juristin mit Karriere bei Gericht und in der Anwaltei, präsentiert in ihrem Erstling eine gelungen Mischung aus Kriminalroman und lokaler Gesellschaftskritik: temporeich und mit angenehmem Zynismus.
Mit „In der Schlinge des Hasses“ zeigt sich auch Herbert Dutzler, Verfasser der zumeist recht gemütlichen Gasperlmaier-Krimis, von seiner ungeschönten Seite. Darin will ein Vater seinen Sohn Leo zu einem besonders lebenstauglichen Mann erziehen, zu einem richtigen Kerl. Ein Zeltlager mit militärisch straffer Führung tut gut, ein Skitag bei jedem Wetter hat noch keinem geschadet. Herumheulen und Träumen sind nichts für richtige Burschen. Jeden Tag, kein Auskommen – bis Vati früh stirbt (Herzinfarkt, Managerschicksal) und die überforderte Mutter sich tröstend im Alkohol verliert. Schnitt. Nächste Station: Leo im Studium, auf der Bude der schlagenden Studenten. Das ist zu wenig. Der Türke mit seinem Kebabstand fährt einen Mercedes. Sauerei. Kann nicht sein. Eine Abreibung ist nicht genug. Die Garrotte bringt den schnellen Tod. Wut, ungebändigte Wut ist das Triebmittel, das Herbert Dutzler – eben mit dem Österreichischen Krimipreis ausgezeichnet – seinem Helden mitgibt. Der es aufbraucht. Bis zur bitteren Neige. Pfaah. (cjw)
Krimi Anna Tröber: Tiroler Totenglocken. emons, 255 Seiten, 13 Euro.
Krimi Herbert Dutzler: In der Schlinge des Hasses. Haymon, 342 Seiten, 17,90 Euro.