1930 – 2022

Französische Regielegende Jean-Luc Godard ist tot

Jean-Luc Godard brach als Vertreter des Nouvelle Vague mit den gängigen Formen des Kinos.
© AFP/Bally

Der Filmemacher gehörte zu den bedeutendsten Regisseuren Frankreichs und beeinflusste das Kino weit über die Grenzen seiner Heimat hinaus. Godard wurde 91 Jahre alt.

Paris – Die französisch-schweizerische Regielegende Jean-Luc Godard ist tot. Das bestätigten seine Ehefrau und seine Produzenten der Nachrichtenagentur sda, nachdem zunächst Liberation darüber berichtet hat. Der Filmemacher wurde 91 Jahre alt. Godard gehörte zu den bedeutendsten Regisseuren Frankreichs und hat weit über die Grenzen seiner Heimat hinaus das Kino beeinflusst. Dabei machte er sich allen voran durch experimentelle Erzählstrukturen und Gestaltungsformen einen Namen.

Geboren wurde Godard am 3. Dezember 1930 in Paris. Zunächst wuchs er in der Schweiz auf, wo er in Nyon im Kanton Waadt die Schule besuchte. Nach der Scheidung seiner Eltern kam Godard zurück nach Paris. In den 1950er-Jahren schrieb er als Filmkritiker für die Cahiers du cinéma, der Zeitschrift des großen Vordenkers des französischen Autorenkinos André Bazin.

Brach als Vertreter der Nouvelle Vague mit Erzählformen

Mit seinen Filmen sollte Godard schließlich Teil der Nouvelle Vague werden, zu der etwa auch François Truffaut oder Eric Rohmer gehörten. In ihren filmtheoretischen Schriften forderten sie eine Erneuerung des französischen Kinos, das in ihren Augen zu konventionell geworden war. Sie entwickelten eine eigene Erzählstruktur und machten ihre individuelle Weltansicht zu ihrem Markenzeichen.

Im Laufe seiner Karriere hat Godard über 60 Filme gedreht. Zu den bekanntesten zählen „Die Verachtung", „Eine verheiratete Frau" und „Außer Atem", mit dem er sein Langfilmdebüt feierte. Als er 1959 das Kriminaldrama mit Jean-Paul Belmondo drehte, war er der Öffentlichkeit unbekannt und völlig abgebrannt. Der Film, zu dem Truffaut das Drehbuch schrieb, wurde ein Meisterwerk, und der in Paris geborene Sohn eines Schweizer Arztes galt über Nacht als Genie.

📽️​ Trailer | „Die Verachtung":

Statt wie üblich im Studio zu drehen, hielt Godard die Cafés und Straßen mit seiner Handkamera fest, vor der sich Jean-Paul Belmondo frei bewegte. Seine Schnitte folgten weder Regeln noch einem Rhythmus. Mit „Außer Atem" hat Godard 1960 die Filmsprache revolutioniert. Seitdem experimentierte er unermüdlich mit Form, Inhalt und den Sehgewohnheiten der Zuschauer. Er brauche seine Freiheit. Und die bekomme er, indem er eine gewisse Verwirrung stifte und mit den herkömmlichen Regeln spiele, lautete sein Credo.

Ehren-Oscar für Lebenswerk

Nach 1967 sprach Godard auch nicht mehr von Filmen, sondern von Bildern und Tönen. In seinem Spätwerk wurde der Regisseur noch radikaler und verzichtete in seinen collageartigen Arbeiten teils ganz auf handelnde Personen, wie etwa in „Bildbuch", für das er 2018 in Cannes mit einer Sonder-Palme ausgezeichnet wurde. Zu seinen vielen Auszeichnungen gehört auch ein Ehren-Oscar, der ihm 2010 für sein Lebenswerk verliehen wurde. Eine offizielle Trauerfeier für den Regisseur soll es nicht geben, wie es am Dienstag in einer Stellungnahme hieß. (APA/sda/Reuters/dpa)

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