Leiden von seiner schönsten Seite: Bullen punkten auch beim FC Chelsea
Die Londoner hatten gegen die Salzburger „drei Punkte eingeplant". Zum Spielverderber wurde Noah Okafor, der seine Topform unter Beweis stellte.
London - Erst zuhause gegen Milan, am Mittwoch dann auch bei Chelsea: Wieder ist es Noah Okafor gewesen, der Salzburg an der Stamford Bridge ein bemerkenswertes 1:1 und damit einen wertvollen Punkt in Gruppe E der Champions League bescherte. "Wir haben gegen zwei Weltklasseteams Punkte geholt. Das ist richtig cool", freute sich Trainer Matthias Jaissle, dessen Truppe mit engagierter Defensivarbeit und auch etwas Glück reüssierte. Nun soll gegen Dinamo Zagreb der erste Sieg her.
Leiden werde seine Truppe phasenweise müssen, hatte Jaissle vor der Partie gemeint, und damit recht behalten. Es sollte aber zu einem Leiden von seiner schönsten Seite werden. Die Dominanz der "Blues", bei denen vor allem Raheem Sterling auf der linken Angriffsseite glänzte, war mit 69 Prozent Ballbesitz überdeutlich, dennoch konnte Salzburg die meisten brenzligen Situationen meistern. Nur als es einmal schiefging und das Innenverteidigerduo Strahinja Pavlovic/Bernardo Mason Mounts Hereingabe nicht unter Kontrolle brachte, schlug Sterling zu.
"Wir mussten echt leiden, aber das haben wir als Team sehr gut gemacht und einen Punkt geholt", gab Offensivmann Luka Sucic an. Auch Routinier Andreas Ulmer lobte sein junges Team. "Wir haben fast alles verteidigt und gekämpft bis zur letzten Minute. Wir haben das Maximum rausgeholt, mit dem Unentschieden können wir sehr zufrieden sein", sagte der Außenverteidiger und Kapitän. Das eigene Pressing, sonst eine der großen Stärken, verlief freilich meist im Sand. "Die sind mit dem Ball so stark, es ist richtig schwer, in Pressingmomente zu kommen. Wir haben es manchmal geschafft, da müssen wir dann noch mehr zupacken", so Mittelfeldakteur Nicolas Seiwald.
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Seiwald rückte nach dem Wechsel von Lucas Gourna-Douath für Maurtis Kjaegaard zur Pause weiter nach vorne. "Heute war es viel zu verteidigen, egal ob auf der Sechs oder der Acht. Ich spiele, wo mich der Trainer aufstellt", meinte Seiwald. Der 19-jährige Franzose Gourna-Douath war es dann, der mit einem Ballgewinn im Mittelfeld in der 75. Minute den Ausgleich vorbereitete. Danach bediente der ebenfalls neu ins Spiel gekommene Junior Adamu schließlich Okafor, der Chelseas "Schläfchen" bitter bestrafte. "Das ist immer geil, zu sehen, wenn solche Jungs reinkommen, junge Buben muss an sagen", meinte Jaissle zu seinen "Jokern", zu denen mit Dijon Kameri eine weitere heimische Hoffnung zählte.
"Wir hatten drei Punkte eingeplant", gestand Chelseas Neo-Coach Graham Potter nach seiner Premiere als Nachfolger von Thomas Tuchel. Zum Spielverderber wurde Okafor, der seine Topform unter Beweis stellte: Der Schweizer traf in jedem der jüngsten vier Liga- bzw. zwei CL-Spiele. "Vor so einer Kulisse zu spielen und auch noch zu treffen, da geht ein Kindheitstraum in Erfüllung", schwärmte Okafor. Sein Team liegt mit 2 Punkten einen vor Schlusslicht Chelsea auf Platz drei, davor rangieren Milan (4) und Zagreb (3), am 5. Oktober in der Mozartstadt zu Gast.
Für Christoph Freund war die Partie "ganz vorne mit dabei in der Rangliste der Highlight-Spiele." Der in den vergangenen Jahren so erfolgreiche Sportdirektor soll britischen Medienberichten zufolge großes Interesse von Chelsea auf sich gezogen haben. "Wir hatten immer wieder zu Chelsea Kontakt, zuletzt wegen eines möglichen Transfers von Benjamin Sesko. Wir haben uns immer wieder über Fußball ausgetauscht, aber sonst ist da nicht viel mehr dran", meinte er gegenüber "ServusTV", vermied auf "Sky" aber ein klares Bekenntnis zu seinem derzeitigen Club: "Chelsea ist gerade ein riesiger Verein im Umbruch. Was die nächsten Wochen und Monate passiert, kann ich nicht genau sagen."
Theoretisch könnte sein Abgang also schon beim Zagreb-Heimspiel feststehen, schließlich wollen die Chelsea-Eigentümer möglichst schnell Nägel mit Köpfen machen. Salzburgs Spieler darf das alles freilich nicht berühren, ihr Motto für das Duell mit Kroatiens Meister scheint klar. "Wir können daheim jeden schlagen, auch Dinamo Zagreb. Und das ist unser Ziel", erklärte Seiwald. "Den Anspruch können wir stellen, dass wir sagen, zu Hause schlagen wir sie", unterstrich Ulmer. Oder in den Worten von Außenverteidiger Amar Dedic: "Im Heimspiel gegen Dinamo gehen wir hundert Prozent auf Sieg." (APA)