Seltene Papageien, Elfenbein, Luxusuhren: Was der Zoll aus dem Verkehr zieht
Vor allem wegen der neuen eCommerce-Regel gibt es beim Zoll im Vorjahresvergleich deutlich weniger Fälle von Drogenschmuggel und Produktpiraterie.
Wien – Der Zoll hat im ersten Halbjahr Schmuck aus Elfenbein, exotische Papageien und Luxusuhren aus dem Verkehr gezogen. Bei illegalen Arzneimitteln gab es mehr Aufgriffe, aber eine geringere Menge. Rückgänge verzeichneten die Zollbehörden sowohl bei Drogenschmuggel als auch bei den aufgeflogenen Fällen von Produktpiraterie – beides steht laut Finanzministerium mit der seit 1. Juli 2021 geltenden eCommerce Regelung in Zusammenhang.
Auf 60 Schmuck- und Kunstgegenstände aus Elfenbein war der Zoll auf einer Online-Verkaufsplattform aufmerksam geworden. Im Haus des Anbieters im Bezirk Vöcklabruck wurden mehr als drei Kilogramm Elfenbein entdeckt.
Die Kärntner Zollfahndung verhinderte den illegalen Verkauf von vier seltenen Papageien, die Ara-Pärchen waren auf einer Online-Vogelbörse angeboten worden. Am Flughafen Salzburg hatten vier Reisende aus Istanbul u.a. 15 Luxusuhren dabei, den gesamten Wert der Waren, die unverzollt durch den Grünkanal hätten sollen, gab das Finanzministerium mit mehr als 500.000 Euro an.
In den ersten sechs Monaten verzeichnete das Zollamt Österreich (ZAÖ) weiters deutlich mehr Aufgriffe illegaler Arzneimittel als im gesamten Jahr 2021: In 5864 Fällen wurden 39.702 verbotene Einfuhren festgestellt, im Vergleichszeitraum 2021 waren es bei 3419 Aufgriffen 151.200 Stück. Die zuvor zahlreichen Aufgriffe des Pferdeentwurmungsmittels Ivermectin gingen aber heuer deutlich zurück. Die Zahl der Anzeigen wegen illegalen Arzneimittelhandels stieg von rund 2000 im 1. Halbjahr 2021 auf rund 6000. ZAÖ-Chefin Heike Fetka-Blüthner analysierte: Die Verdreifachung lasse sich u.a. auf das Mehr an Abfertigungen durch die eCommerce Regelung und damit steigende Kontrollen zurückführen.
Auch Kleinsendungen werden nun vom Zoll abgefertigt
Auch Kleinsendungen müssen nun ab dem ersten Cent besteuert und damit vom Zoll abgefertigt werden. "Wie wir sehen, zahlt sich diese Regelung aus, denn durch sie und den großartigen Einsatz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Umsetzung sorgen wir für faire Wettbewerbsverhältnisse, für mehr Steuergerechtigkeit und stärken gleichzeitig unseren österreichischen Handel", meinte Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP).
Suchtgiftmeldungen gab es 2021 von Jänner bis inklusive Juni 1491, heuer waren es 763, knapp 148 Kilogramm wurden sichergestellt. Diese Entwicklung hänge ebenfalls mit der Anmeldepflicht und dem verstärkten Kontrolldruck auch von Kleinsendungen in der 2. Jahreshälfte 2021 zusammen. Zudem seien mit den Sicherheitsbehörden Lieferketten unterbrochen worden.
"Schmuggel hört nicht auf, sondern er verlagert sich"
Ein ähnliches Phänomen stellt der Zoll bei Produktpiraterie fest. Die Anzahl der Aufgriffe und der Wert der Originalwaren sind rückläufig. "Schmuggel hört nicht auf, sondern er verlagert sich. Die Routen verändern sich oder auch die Art, wie bzw. was geschmuggelt oder wie illegaler Handel betrieben wird", so Fetka-Blüthner. Die Kontrollen würden dementsprechend angepasst.
Die Anzahl der Fälle von Zigarettenschmuggel liegt heuer mit 1066 Tabakwarenaufgriffen zwar über jener des ersten Halbjahres 2021 (780 Aufgriffe), die Menge ist aber deutlich niedriger: 418.143 Stück waren es bisher 2022, bis Ende Juni 2021 bereits fast doppelt so viele (818.377). (APA)
E-Commerce