Dominik Wlazny: Moralischer Kompass und das Herz auf der Zunge
Dominik Wlazny – Musiker, Unternehmer, Kabarettist, Mediziner – ist der wohl unkonventionellste Bewerber für die Hofburg.
Von Carmen Baumgartner-Pötz
Wien – Noch gute zweieinhalb Wochen bis zur Bundespräsidentenwahl. Damit, wie es bisher für ihn gelaufen ist, sei Dominik Wlazny „sehr zufrieden“, sagt der mit 35 Jahren jüngste Bewerber für das höchste Amt im Staat. „Wir sind ein sehr, sehr kleines Team und hackeln wie die Irren, um diesen ganzen Aufwand irgendwie noch bewältigen zu können. Weil es natürlich unfassbar viele Termine, Anfragen, Rückfragen, Anmeldungen sind, was uns sehr fordert. Aber auf mein Team kann ich mich zu 1000 Prozent verlassen und deswegen kriegen wir alles hin“, streut er seinem fünfköpfigen innersten Zirkel Rosen.
Wlazny ist es wichtig, authentisch zu bleiben, für TV-Duelle lässt er sich etwa nicht coachen. „Ich sage alles in Wahrheit genauso, wie es mir in der Sekunde durch den Kopf fährt. Und das ist auch etwas, was ich so beibehalten will, weil ich halt einfach auch seit Jahren die ZiB-2-Interviews der heimischen Politlandschaft beobachte. Da wird die Frage gestellt ‚Wie ist das Wetter?‘ und die Antwort ist ‚Ja, der Rasen ist grün‘“, sagt der Punkmusiker, der unter seinem Künstlernamen Marco Pogo, mit seiner Band Turbobier und der satirisch angelegten Bierpartei bekannt geworden ist. Sein Wahlkampf finde aus dem Bauch heraus statt, erklärt Wlazny, professionelle Zielgruppenerhebung, Umfragen oder Analysen, wie man das Unterfangen Bundespräsidentenwahl angehen sollte, gibt es nicht. „Ich habe weder das Geld dafür, das zu machen, und ich finde auch, das fühlt sich nicht richtig an. Auf meinen Plakaten stehen Dinge, die eigentlich alle angehen“ – wegen der Kosten gibt es aber auch nur in Wien Plakatständer und davon ursprünglich nur neun Stück. Mittlerweile sind es acht, ein Ständer wurde gestohlen.
Zu den Themen, über die Wlazny diskutieren will, gehört Altersarmut – „weil es mich persönlich schockiert, mit wie wenig Geld die Leute auskommen müssen. Das habe ich jetzt nicht auf Plakate geschrieben, weil ich mir gedacht habe, damit hole ich ein paar ältere Wähler ab. Das betrifft ja die Jungen auch, die jetzt in den Topf einzahlen bzw. auch einmal älter werden.“ Auch Klimaschutz gehe alle an, Gewaltschutz und der Gender Pay Gap.
Warum man ihn am 9. Oktober wählen sollte? „Ich bin mir selbst treu und habe einen moralischen Kompass, Werte, für die ich stehe und die sich in mir auch nicht verdrehen lassen. Die Würde des Amtes kriegt man bei mir, weil ich nicht verbogen bin“, zählt Wlazny auf. Neben der Unabhängigkeit sei ihm auch die Forderung nach einem „Eignungstest“ für Minister vor einer unpolitisch besetzten Kommission wichtig.
2016 hat der studierte Mediziner (in der Pandemie rührte er die Werbetrommel für die Impfung) übrigens Alexander Van der Bellen gewählt. Dass er im selben Wählerpool fischt wie der Amtsinhaber und es deshalb vielleicht eine Stichwahl braucht, bereitet ihm aber keine schlaflosen Nächte. „Man kann niemandem Stimmen wegnehmen. Das ist eine inhaltliche Fehlinterpretation von den etablierten politischen Parteien. Die Stimmen gehören den Menschen.“