Arnautovic steht mit 103. Länderspiel vor ÖFB-Rekord: „Es ist mir eine Ehre"
Wien – Marko Arnautovic steht unmittelbar vor einem Eintrag in die ewige ÖFB-Bestenliste. Sollte der 33-Jährige wie zu erwarten am Donnerstag in der Nations League im Stade de France gegen Frankreich zum Einsatz kommen, würde er sein 103. Länderspiel für die österreichische Fußball-Nationalmannschaft absolvieren und dadurch mit dem heimischen Rekord-Internationalen Andreas Herzog gleichziehen. Am Sonntag gegen Kroatien winkt dem Bologna-Profi der Aufstieg zur alleinigen Nummer eins.
Die Aussicht darauf erfüllt Arnautovic durchaus mit Stolz. „Es ist mir eine Ehre, dass ich so viele Spiele für das Nationalteam gemacht habe", erklärte der Wiener am Dienstag in Wien, betonte aber auch: „Ich gehe jedes Spiel wie immer an, das macht für mich keinen Unterschied. Ich werde deshalb keine Superkraft bekommen."
Vom Einzelspieler zum Teamplayer
Eigentlich seien ihm Rekorde egal. „Ich spiele Fußball, weil ich es liebe, und um Erfolge und Ziele zu erreichen." Zu Herzog, seinem ehemaligen Trainer bei der ÖFB-U21-Auswahl, pflege er ein „sehr gutes Verhältnis. Er war wichtig in meiner Karriere. Ich bin ihm dankbar, dass er mir auf meinem Weg geholfen hat."
Der Italien-Legionär ließ noch einmal seine seit 2008 währende A-Team-Laufbahn Revue passieren und hob dabei seine Wandlung hervor. „In den ersten Jahren bin ich immer als Käfigkicker und Einzelspieler bezeichnet worden, jetzt bin ich Teamplayer. Für mich ist in erster Linie die Mannschaft wichtig."
Als einen Tiefpunkt seiner Nationalmannschafts-Karriere bezeichnete Arnautovic die 0:2-Niederlage in der EM-Qualifikation im März 2011 in Istanbul. Damals wollte er beim Stand von 0:2 einen Elfmeter schießen, es trat dann aber Stefan Maierhofer an – und vergab. Anschließend kam es in der Kabine zu einem Disput mit Maierhofer, wobei sich auch Jürgen Macho und Emanuel Pogatetz einschalteten. „Da habe ich nicht viel nachgedacht", gestand Arnautovic.
Nations League
„Tabellenführer" Trimmel reiste mit viel Selbstvertrauen zum ÖFB-Team an
Nach dem Zwischenfall wurde Arnautovic vom damaligen Teamchef Dietmar Constantini kurz in die U21-Auswahl beordert. „Aber dann haben sie schnell wieder gemerkt, dass ich rauf muss." Außerdem liegt Arnautovic im Magen, dass er es bisher noch nicht zu einer WM geschafft hat. Ob er es für die Endrunde 2026 - Arnautovic wäre dann 37 Jahre alt - noch einmal probieren wird, ließ der Stürmer offen, denn über einen Team-Abschied wollte er nicht sprechen.
Besonders gern erinnert sich Arnautovic an die EM-2016-Qualifikation, die man mit neun Siegen und einem Unentschieden beendete. „Aber bei der EM haben wir dann gespielt wie Amateure", ärgerte sich der Angreifer. Bei Arnautovics erster von zwei EM-Teilnahmen kam das Aus in der Gruppenphase durch ein 1:2 gegen Island im Stade de France, wo die ÖFB-Auswahl am Donnerstag gastiert.
Geht es nach Arnautovic, dann soll diesmal etwas Zählbares herausschauen, auch wenn der regierende Weltmeister wartet. „Keiner ist unschlagbar. Die Franzosen haben eine überragende Mannschaft, vielleicht die beste der Welt, es wird sehr schwierig und wir wissen, was auf uns zukommt. Aber wir sollten uns auf uns konzentrieren und brauchen uns nicht zu verstecken", sagte der Wiener und verwies in diesem Zusammenhang auf das 1:1 gegen die „Bleus" im Juni in Wien.
Vor dem Duell mit Kylian Mbappe und Co. befindet sich Arnautovic gut in Schuss – der ÖFB-Star führt die Torschützenliste der Serie A mit sechs Treffern aus sieben Partien an. Er schaue zwar nicht auf diese Statistik, beteuerte Arnautovic, „aber wenn ich von sieben Toren meiner Mannschaft sechs mache, kann ich nicht unzufrieden sein". Weniger zufrieden macht der Blick auf die Tabelle – Bologna ist mit sechs Punkten nur 16. „Das ist zu wenig."
Aufgrund des misslungenen Saisonstarts musste der zuletzt an Leukämie erkrankte Bologna-Coach Sinisa Mihajlovic gehen, was Arnautovic als „sehr bitter" bezeichnete. „Er war wie ein Freund für mich, wie ein älterer Bruder." Die Erkrankung des Coaches hat Arnautovic nach eigenen Angaben sehr getroffen. (APA)