Krieg in Ukraine

Ukraine und Russland tauschten Gefangene aus: Azov-Verteidiger sind frei

Unterstützer setzten sich für die Freilassung der Azovstal-Verteidiger ein.
© IMAGO/Beata Zawrzel

55 russische Kriegsgefangene kehren in ihre Heimat zurück, ebenso 205 ukrainische Soldaten. Unter den von der Ukraine freigelassenen ist auch der prorussische und Kreml-nahe Politiker Viktor Medwedtschuk. Im Gegenzug ließ Russland Soldaten frei, die das Azovstalwerk in Mariupol lange gehalten hatten.

Kiew, Moskau – Das russische Verteidigungsministerium hat die Rückkehr von 55 Soldaten aus ukrainischer Kriegsgefangenschaft bestätigt. Es handle sich um Soldaten der russischen Armee und um Soldaten der Separatistengebiete Donezk und Luhansk, sagte Sprecher Igor Konaschenkow am Donnerstag in Moskau. Sie seien nach Russland gebracht worden zur Behandlung in Militärkrankenhäusern.

Russland und die Ukraine hatten am Mittwoch in großem Stil Gefangene ausgetauscht. Aus russischer Gefangenschaft kehrten Kiew zufolge 205 ukrainische Soldaten zurück. Demnach wurden fünf Kommandanten, die die Verteidigung der Hafenstadt Mariupol geleitet hatten, in die Türkei freigelassen.

Ukraine wirft Russland „brutale" Folter vor

Viele der im größten Häftlingsaustausch seit Kriegsbeginn von Russland an die Ukraine zurückgegebenen Gefangenen weisen nach Angaben aus Kiew Folterspuren auf. „Viele von ihnen wurden brutal gefoltert", sagte der ukrainische Geheimdienstchef Kyrylo Budanow am Donnerstag auf einer Pressekonferenz, ohne Einzelheiten zur Foltermethode zu nennen.

Es gebe auch Gefangene, deren körperlicher Zustand „mehr oder weniger normal ist, abgesehen von chronischer Unterernährung durch die schlechten Haftbedingungen", sagte er weiter. Laut dem ukrainischen Innenminister Denys Monastyrsky benötigen alle eingetauschten Ukrainer eine psychologische Behandlung.

Türkei und Saudi-Arabien als Vermittler

Die Kreml-nahen Separatisten ließen auch zehn Ausländer frei. Die Türkei und Saudi-Arabien hatten eigenen Angaben zufolge bei dem Austausch vermittelt.

Die Ukraine ließ den inhaftierten prorussischen Politiker Viktor Medwedtschuk ausreisen, einen Vertrauten von Russlands Staatschef Wladimir Putin. Allein damit habe man die Freilassung von 200 ukrainischen Gefangenen erreicht, teilte der Leiter des Präsidialamtes in Kiew, Andrij Jermak, mit.

Verteidiger von Stahlwerk Asowstal frei

Zu den ukrainischen Heimkehrern zählten laut Jermak die Kommandanten der Verteidigung von Mariupol, die verschanzt im Stahlwerk Asowstal bis Mitte Mai Widerstand gegen die russischen Eroberer geleistet hatten. "Unsere Helden sind frei", schrieb er auf Telegram.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan erklärte, der Austausch sei unter Vermittlung der Türkei zustande gekommen, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi am Mittwochabend meldete. Erdogan nannte die Einigung demnach einen "wichtigen Schritt" hin zu einer Beendigung des Kriegs in der Ukraine. (APA, dpa)

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