Tiroler Lebensmittelhandel fordert Energiekosten-Zuschuss
Derzeit wird über den Energiekostenzuschuss für energieintensive kleine und mittlere Unternehmen (KMU) verhandelt. Außen vor bleibt dabei der Lebensmitteleinzelhandel, wie Tirols Branchenvertreter gestern kritisierten.
Innsbruck – Derzeit wird noch über den Energiekostenzuschuss für energieintensive kleine und mittlere Unternehmen (KMU) verhandelt, deren Energiekosten mehr als 3 % des Umsatzes ausmachen. Außen vor bleibt dabei der Lebensmitteleinzelhandel, wie Tirols Branchenvertreter gestern kritisierten.
Momentan sei der Lebensmittelhandel stabil und die Grundversorgung der Bevölkerung sowie der Touristen gewährleistet. „Damit das auch so bleibt und Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette eine wirtschaftliche Zukunft haben, braucht es aber dringend entsprechende Maßnahmen“, so Stefan Mair, Obmann des Landesgremiums des Tiroler Lebensmittelhandels in der Wirtschaftskammer Tirol (WK). „Wir sehen die monetäre Unterstützung natürlich als eine auf eine gewisse Zeit beschränkte ‚Erste Hilfe‘ für unsere Branche“, meint der stellvertretende Obmann Lorenz Wedl. Generell brauche es strukturelle Maßnahmen durch den Bund und auch die EU. Aber das würde eben dauern, so Wedl. Die Branchenvertreter verweisen zudem darauf, dass mit den anstehenden Lohnverhandlungen, den enorm gestiegenen Einkaufspreisen und auch mit dem geplanten Pfandsystem für Plastikflaschen und Dosen weitere Belastungen auf die Betriebe zukommen. Ungewissheit herrscht aber auch, weil die Teuerung bei der Energie noch nicht voll bei den Preisen durchgeschlagen hat. Wie hoch der zu erwartende – und vermutlich deutliche – weitere Preisanstieg im Lebensmitteleinzelhandel sein könnte, wollten die Wirtschaftskämmerer nicht sagen. Das hänge von sehr vielen Faktoren ab. Dass es allerdings zu einer weiteren Verteuerung kommt, stellten sie nicht in Abrede.
Die generellen Mehrkosten für die Wirtschaft (produzierendes Gewerbe, öffentliche und private Dienstleistungen) durch den exorbitanten Anstieg des Strompreises beziffert die Wirtschaftsberatungskanzlei Finanzombudsteam mit 17,6 Mrd. Euro. Die bisherigen Hilfspakete und auch weitere bereits veröffentlichte Lösungsansätze würden die jetzt schon riesigen Liquiditätsprobleme der Unternehmen kaum vor dem ersten Quartal 2023 lösen, meint Finanzombudsteam-Chef Gerald Zmuegg. Der Finanzexperte sieht zwei mögliche Lösungen: Der Staat zahlt an die Unternehmen oder Stromanbieter einen zu definierenden Anteil der Strommehrkosten auf Basis des ausgelaufenen Letztvertrages. „Dieser muss jedenfalls bei über 50 % liegen“, so Zmuegg. Oder der Staat stellt für die Unternehmen Garantien gegenüber den Banken für die Zwischenfinanzierung. Die derart zur Verfügung gestellten Kredite könnten die betroffenen Unternehmen dann mit den Erlösen aus einer 2023 erhaltenen Strompreisbremse zurückzahlen. Entscheidend sei, rasch einen Weg zu finden, mit dem Unternehmen bereits jetzt Liquidität erhalten und es – im Sinne der Steuerzahler – nicht zur Überforderung des Budgets oder der OeBFA komme. (hu)
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