Tiroler Sportfamilie trauert um ehemaligen Bobpilot Fritz Sperling
Innsbruck – Der österreichische und Tiroler (Bob-)Sport trauert um einen Großen. Fritz Sperling verstarb am 16. September nach schwerer Krankheit im 78. Lebensjahr. „Es war besser, eckig und mit Kanten zu sein, als ein rundes Nichts“, steht auf seiner Parte. Ein Spruch, der von ihm selbst sein könnte – in jedem Fall sein bewegtes Leben widerspiegelt.
1976 bei den Olympischen Spielen „dahoam“ war er drauf und dran, rotweißrote Bobgeschichte zu schreiben. Nach zwei Durchgängen lag der anschubstarke Steuermann mit Andreas Schwab im Bob Österreich II auf Goldkurs, ehe ihm im dritten Lauf die Nerven einen Streich spielten. Letztlich blieb der unbedankte vierte Platz – wie auch vier Jahre später in der olympischen Vierer-Entscheidung in Lake Placid.
Es gab aber auch goldene Momente. Wie 1978 bei der Heim-EM in Innsbruck-Igls: Europameister im Vierer. „Zu dieser Zeit habe ich mich für unverwundbar gehalten“, hatte er der TT anlässlich seines 70. Geburtstages versichert. Bis er Wochen später nach einem Horrorcrash in St. Moritz mit Schädelbruch und schweren Gesichtsverletzungen stundenlang notoperiert wurde. Ein Sturz wie eine Zäsur. Körperlich sei er rasch wieder der Alte gewesen und habe trainiert wie ein Gladiator, aber das allerletzte Quäntchen Draufgängertum, der allerletzte Funke Risikobereitschaft blieb zumindest im Unterbewussten verborgen – bis zum schleichenden Karriereende 1984.
Beruflich war Sperling knapp vier Jahrzehnte für Swarovski in der technischen Entwicklung tätig und formte einst die damalige WSG-Bobsektion zur Erfolgsschmiede. Nicht ohne Grund zieren die Wohnzimmerwand der Igler Wohung das goldene Ehrenzeichen der WSG Swarovski Wattens und die Sportehrennadel der Gemeinde Wattens.
Am Ende hatten den Kraftlackl die Kräfte verlassen. Oder wie auf der Parte geschrieben steht: „Es ist Abend geworden und Zeit heimzukehren.“ (m.i.)