Heiz- und Stromkosten an Schulen: „Bund soll Mehrkosten zahlen“
Das Budget an berufsbildenden Schulen dürfte knapp werden. Tiroler Gewerkschafter ortet Versäumnisse.
Von Alexandra Plank
Innsbruck – Die Forderung des Österreichischen Städtebunds, bei zu hohen Heiz- und Stromkosten an den Schulen wieder ins Distance Learning zu wechseln, scheint vom Tisch zu sein. Tirols Direktoren beobachten aber aufmerksam die Entwicklung der Energiepreise.
Schon im Mai hatte das Ministerium die Budgetmittel für die Bundesschulen aufgestockt. Nun hat die Schule begonnen, die Heizperiode startet. Laut Landesbildungsdirektion hat bisher noch keine Tiroler Bundesschule bezüglich einer zusätzlichen Aufstockung nachgefragt. Es sei aber nicht abschätzbar, wie hoch die Kosten sein werden: Erst im November würden entsprechende Rechnungen zur Begleichung vorliegen.
Horst Karrer, Tiroler Vorsitzender der Gewerkschaft für BMHS-Lehrer (berufsbildende mittlere und höhere Schulen), tritt dafür ein, dass die hohen Heizkosten von der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) und nicht aus dem Budget der Schulen bezahlt werden: „Bei vielen Gebäuden hat man viel zu lange zugewartet, um zu dämmen und alternative Energieformen wie Photovoltaik zu installieren.“ Die Diskussion dürfe sich keinesfalls auf die Frage des Energiesparens, Stichwort: Absenkung der Temperatur auf 19 Grad, beschränken. Es gelte zu verhindern, dass Schulen pädagogische Inhalte für die Bezahlung der Energiekosten kürzen müssen.
Stefan Walch, Direktor der HTL Imst, die Schule ist ans Fernwärmenetz angeschlossen, sagt, dass man mit dem vorhandenen Budget zurechtkomme: „Bei uns ist es so, dass wir auf Drittmittel – Unterstützungen von Firmen für die Ausstattung der Werkstätten – zählen können.“ Man richte sich bei der Raumtemperatur nach Vorgaben des Bundes und werde gewährleisten, dass Schülerinnen und Schüler konzentriert lernen können.
Laut Landesbildungsdirektion wurde vom Ministerium keine generelle Absenkung der Raumtemperatur vorgegeben, aber darauf hingewiesen, dass eine Reduktion um ein Grad hilft, rund 7 % Energie einzusparen. Spartipps findet man auf der Ministeriumsseite.
Manfred Jordan, Direktor der Ferrarischule, erklärt, man habe Sparmaßnahmen schon im Sommer überlegt. In den Gängen sei die Temperatur deutlich gesenkt, in den Klassen liege sie bei durchschnittlich 21 Grad. „Auch das Ausschalten von Licht beim Verlassen der Klasse oder von Computern nach Benutzung bringt einiges.“ Beim Ferrari-Palais wurden die Fenster im Zuge der Sanierung abgedichtet. Rechnungsführer Christian Dötlinger gibt an, dass man mit dem Budget derzeit auskomme, bis auf das Heim, in dem 80 Mädchen wohnen. Hier habe es einen kleinen Zuschuss vom Bund gegeben: „Wir werden sicher nicht im Regen stehen gelassen.“ Im Kochunterricht und in der Kantine müsse noch mehr geschaut werden, welche Produkte reduziert werden. Zucker sei etwa gegenüber dem Vorjahr um 115 % gestiegen: „Frisch und regional zu kochen, bleibt dennoch die oberste Devise.“
Stefan Boscheri, Präsident des Landeselternverbandes, will über viel diskutieren, außer über Distance Learning. Temperaturen um die 19 bzw. 20 Grad seien mit Pullover noch angenehm, Wärme werde aber unterschiedlich empfunden. Lüften bleibe für die Konzentration wichtig. „Wir fordern CO2-Ampeln für alle Klassen ohne Belüftungssystem. Ist die Ampel auf Rot, soll stoßgelüftet werden.“ Keinesfalls dürften Fenster ständig offen stehen. Die Geräte gibt es ab 150 Euro: „Eltern haben sich teils zusammengetan und diese gekauft.“
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