„Hall und Rauch“ im Stromboli: Minimale Gesten, maximaler Austausch
Mit „Hall und Rauch“ hat das Stromboli ein kleines, aber feines Festival für progressive Musik auf die Beine gestellt.
Von Barbara Unterthurner
Hall i. T. – „Man muss sich immer anpassen“, sagt Stromboli-Leiterin Julia Mumelter, angesprochen auf den angebrochenen Kulturherbst, „nicht nur aufgrund von Teuerung und Corona-Nachwehen, sondern auch weil sich das Publikum verändert.“ Und auch sie sich mit ihrem Team ständig mitverändern möchte. Für den Herbst hat das Stromboli deshalb ein neues (Mini-)Festival auf die Beine gestellt, das am Freitag und gestern Abend über die Bühne ging – und bewusst Heimisches und Internationales mischt. „Hall und Rauch“ verschreibt sich der progressiven Musik, wobei Acts dem musikalischen Experiment Raum geben und sich durch unterschiedliche Spielarten des Jazz wühlen. Erlaubt ist, was vorstellbar ist.
Gestartet ist das Festival am Freitag mit einem heimischen Schwerpunkt, auch um neuen Generationen der jungen Tiroler Szene eine Bühne zu geben. Opener des Abends ist auch deshalb ein neues Improvisationsensemble der Musikschule Hall. Zum zweiten Mal steht das Quintett Explore auf der Bühne. Wohin es – auch musikalisch – noch gehen wird, dürfte sich, dem Bandnamen nach, noch herausstellen.
Immerhin schon zwei Jahre, seit 2020, machen Heidi Erler, Anna Widauer und Mimi Schmid als Mad About Lemon gemeinsam Musik – hauptsächlich mit ihren Stimmen. Die sanften Stücke des Vocaltrios fluten am Freitag das Stromboli mit minimalen Gesten. Mal gibt das Klicken von drei Feuerzeugen den Takt vor, mal orientiert sich ein Stück am Ein- und Ausatmen von Widauer („breath in, breath out“). Sind es nicht die Stimmen selbst, so knüpfen Harmonium oder Ukulele die federleichten Klangteppiche. Da und dort hakt’s noch bei der Technik. Trotzdem ist man gespannt, was da noch kommt. Ein Album ist schon angekündigt.
Sechs Alben hat die Combo Hi5 in ihrer zehnjährigen Bandgeschichte bereits vorgelegt. Was die Tiroler Musiker Chris Norz (Percussion), Clemens Rofner (Bass), Matthias Legner (Vibraphon) und Philipp Osanna (Gitarre) können, ist hierzulande bestens bekannt. In Hall sind sie Hauptact – allerdings nicht solo. Platz findet auch das Wiener radio.string.quartet (Bernie Mallinger, Igmar Jenner, Asja Valcic und Cynthia Lao), mit dem Hi5 bereits anlässlich des Bandjubiläums Ende 2021 ein Programm realisierten.
Durchs Stromboli rauschen nun Auszüge daraus, treibende Rhythmen, gespickt mit strengen Rockelementen und frei schwebenden, futuristischen Klängen (in „Perspective“ oder „Stranger“). Kammermusik-Jazz meets klassisches Streichquartett. Heraus kommt so gar nichts Klassisches. Eher Eklektisches, ständig auf der Suche nach neuen Anleihen und neuen Wegen der Entwicklung.
Diesem Anspruch folgten auch die austroitalienische Formation Animali notturni von Kontrabassist Marco Stegni (und mit Philipp Ossanna), ebenso wie Dans Dans aus Belgien, zwei ebenso international agierende Acts, die „Hall und Rauch“ gestern Abend abschlossen. Bis zur hoffentlich nächsten Ausgabe.
Zweites Fest für Literatur
Nach einem Wochenende der progressiven Musik steht am Donnerstag, 29. September, die Literatur an erster Stelle des Stromboli – neben Musik. Für die zweite Ausgabe des hauseigenen Literaturfestes hat das Kulturzentrum Autor Elias Hirschl geladen, der 2021 mit dem Roman „Salonfähig“ ein Porträt der Generation „Slim Fit“ vorgelegt hat. Im Stromboli wird der Autor auch Musiker: Gemeinsam mit Rapper und Producer Christoph Hütmansberger stehen die beiden als „Ein Gespenst“ auf der Bühne. Als Gäste haben sich zudem Autorin und Poetry-Slammerin Tara Meister und die Local Heroines Martin Fritz und Silke Gruber angekündigt. Start: 20 Uhr. (TT)
Alle Infos: stromboli.at
