Gebi Mair und die Rückkehr auf die harte Oppositionsbank?
Der Tiroler Klubobmann sah Schwarz-Grün als Geschichte und seine Partei nicht als ersten Ansprechpartner bei Sondierungsgesprächen. Seine eigene Zukunft lässt Gebi Mair offen.
Innsbruck – Für den Tiroler Grünen-Spitzenkandidat Gebi Mair, der 2008 als Oppositionspolitiker in den Landtag einzog, könnte das Landtagswahlergebnis eine Rückkehr auf die harte Oppositionsbank – also gewissermaßen ein „Back to the roots" – bedeuten. Seine eigene Zukunft hielt er in einem Statement nach der ersten Hochrechnung am Wahlsonntag übrigens noch offen. Dabei bildete die grüne Spitzenkandidatur den bisherigen Höhepunkt seiner Polit-Karriere.
Die Grünen gewännen und verlören gemeinsam. Man werde sich nun daher gemeinsam anschauen, wie man sich am besten in neuen Verhältnissen aufstelle. Klar sei, Schwarz-Grün sei Geschichte und man sei bei Koalitionsgesprächen auch nicht erster Ansprechpartner, hielt Mair fest. Würden sich aber bei Sondierungen anderer Parteien keine Ergebnisse ergeben, stünde man für Gespräche zur Verfügung.
Der 38-jährige Mair ist seit Mitte der 2000er-Jahre fester Bestandteil der Tiroler Politik. Seit 2013 ist der passionierte Sportler Klubobmann seiner Partei, die seit rund neun Jahren gemeinsam mit der ÖVP an den Regierungshebeln sitzt.
Dass er mit dem schwarzen Spitzenkandidaten Anton Mattle gut kann und auch in einer Regierung sein will, hatte Mair im Wahlkampf mehrmals betont. Immerhin kennen sich die beiden von der Bergrettung, bei der sie aktiv sind. Der im Tiroler Stubaital geborene Mair engagiert sich auch im Tal als Rettungssanitäter beim Roten Kreuz Innsbruck. Im Vorfeld der Wahl liebäugelte er auch mit Varianten abseits der ÖVP – „vieles" werde nach dem 25. September rechnerisch möglich sein, hatte er vorausgeschickt.
Mair wurde, auch ob seiner in Vor-Regierungsjahren kantigen, lauten und ÖVP-kritischen Oppositionspolitik, von vielen in der ÖVP als Oppositionsansage gedeutet. Immerhin erklärte nur einen Tag nach Mairs Wahl zum Spitzenkandidaten Mitte Juni –damals war noch von einem Wahltermin im Frühling 2023 ausgegangen worden –ÖVP-Landeshauptmann Günther Platter, doch nicht mehr antreten zu wollen, und die vorgezogenen Landtagswahlen waren angerichtet.
Der „Umweltfighter", wie Mair sich selbst gerne bezeichnet, hatte im Wahlkampf versucht, grüne Kernthemen zu besetzen. Dabei bediente er sich auch fleißig der Social-Media-Plattform Twitter und wusste die Aufregung rund um in der Sommerhitze schmelzende Gletscher samt Sommerskibetrieb für sich zu nutzen. Außerdem setzte er im Landtagswahlkampf auf das Schlagwort „Sicherheit" – nicht nur vor Gewalt, sondern auch vor Umweltkatastrophen, Krieg und "Sicherheit am Konto" angesichts der Krise.
In Innsbruck – wo er Politikwissenschaften studierte – startete Mair seine politische Karriere. 2006 zog er in den Innsbrucker Gemeinderat ein, zwei Jahre später hatte er bereits ein Landtagsmandat in der Tasche.
Seit Juni ist Mair, ein geeichter Wahlkämpfer und Stratege, in der Landespartei ganz oben. Bei einem Online-Voting der grünen Basis setzte er sich gegen Soziallandesrätin Gabriele Fischer durch. „Für mich als offen homosexuellen Mann wäre es fair, einmal ganz vorne zu stehen", hatte er Ende April bei Bekanntgabe seiner Kandidatur erklärt.
Zur Person: Gebi Mair wurde am 15. Jänner 1984 in Fulpmes im Stubaital geboren. Er besuchte das Bischöfliche Gymnasium Paulinum in Schwaz. 2010 schloss er das Studium der Politikwissenschaft an der Universität Innsbruck ab. Von 2006 bis 2008 war er Innsbrucker Gemeinderat der Grünen. 2008 eroberte er ein Landtagsmandat, seit 2013 – dem Beginn der schwarz-grünen Landeskoalition – fungiert er als Klubobmann. (APA)
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