Georg Dornauer am Sprung in Regierung: Der „rote Schorsch“ darf hoffen
Trotz drittem Platz und ohne "2er" vor dem Wahlergebnis kann Georg Dornauer darauf hoffen, in die Landesregierung einzuziehen. Im Wahlkampf versuchte Dornauer einen Mittelweg im Bezug auf die ÖVP, der beim Wähler offenbar nicht so gut ankam wie erhofft.
Wien, Innsbruck – Georg Dornauer könnte der ersehnte Karriere-Sprung in die Landesregierung bevorstehen. Dennoch wird der Wahlsonntag für die SPÖ als einer der vergebenen Chance in die rote Tiroler Landesparteigeschichte eingehen. Zwar dürfte man mit einem eher charismatischen Spitzenkandidaten dazu gewinnen, doch ein fulminanter Wahlsieg wurde es trotz günstiger Themenlage nicht, im Gegenteil wurde man von der FPÖ eingeholt und verpasste die erhofften 20 Prozent.
Dornauer versuchte im Wahlkampf einen mühseligen Mittelweg zwischen Opposition und Anbiederung an die ÖVP, deren Partner er unbedingt werden wollte und es wohl auch wird. Dieser teils staatstragende Gestus kam beim Wähler dann wohl nicht so an, wie es allenfalls mit einem kantigeren Kurs möglich gewesen wäre.
Mit markigen Aussagen auch in eigener Partei angeeckt
Dabei war der Bürgermeister von Sellrain in seinen früheren Politzeiten alles andere als ein "Braver". Als er sich die Grüne Landesrätin Gabi Fischer "nicht in der Horizontalen vorstellen" wollte, wurde ihm von der Bundespartei zwischenzeitlich sogar der einem Landesvorsitzenden an sich zustehende Posten in den Spitzengremien der Partei gestrichen.
Nicht weniger pikant war, als der leutselige Dornauer ein geladenes Jagdgewehr am Rücksitz seines Porsches bei offener Fensterscheibe am Innsbrucker Flughafen liegen ließ. Dies brachte dem passionierten Jäger ein unbefristetes Waffenverbot ein, das noch immer gilt.
Gegner sehen bei Dornauer Macht wichtiger als die Sache
Dornauer gilt als außerordentlich leutselig, Feiern lässt er eher selten aus. Als Talent galt der Sohn des früheren Landesgeschäftsführers gleichen Namens schnell, immer auch mit dem Attribut populistisch versehen. Politische Gegner attestierten ihm, dass ihm die Sache oft weniger wichtig ist als die Macht. Zumindest in der näheren Heimat sieht man das nicht so. Im Sellrain ist er an der Spitze der Gemeinde unbestritten.
Nicht nur im Land hat er während der vergangenen fünf Jahre die Kanten abgeschliffen. Auch bundespolitisch hat er, der als Querschütze gegen Bundesparteichefin Pamela Rendi-Wagner galt, Kreide gespeist. Gerne und oft betont er seine Loyalität gegenüber der Vorsitzenden, ohne aber seine sehr tragfähigen Kontakte zu deren innerparteilichen Kontrahenten Hans-Peter Doskozil zu vernachlässigen. Der burgenländische Landeshauptmann ehrte Dornauer im Wahlkampf-Ausklang ebenso wie der Kärntner Amtskollege Peter Kaiser mit einem Besuch.
SPÖ zeigt sich wieder geeinter
Im Land ist die Partei zuletzt durch Geschlossenheit aufgefallen, das war nicht immer so. Das nicht gerade friktionsfreie Verhältnis mit seiner Vorgängerin Elisabeth Blanik ist nicht mehr gespannt wie dereinst. Auch wenn am heutigen Sonntag der rote Baum nicht in den Himmel wuchs, eine Obmann-Debatte scheint nicht in Sicht – umso mehr als Dornauer in einer Koalition mit der ÖVP wohl ein bis zwei Gefährten in eine rot-schwarze Landesregierung mitnehmen könnte. (APA)
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