Schloss Weißenstein aus dem Dornröschenschlaf geholt
Zum Tag des Denkmals sperrte Schloss Weißenstein einen Tag auf. Das wird sich nicht so bald wiederholen.
Von Catharina Oblasser
Matrei i. O. – Der 25. September bot in Matrei in Osttirol 875 Menschen eine einmalige Gelegenheit: nämlich Schloss Weißenstein von innen zu sehen. Der Tag des Denkmals öffnete die Türen des mächtigen Baus, der auf das 13. Jahrhundert zurückgeht, lange der Kirche gehörte und seit über 100 Jahren in Privatbesitz ist.
Das Interesse war riesig. Je 20 Personen mit einem Führer und einem strengen Zeitplan durften Teile des Schlosses betreten und hörten an vier Stationen Interessantes über die jüngere Zeit. So sei das Gebäude nach 1860 zu einem Luxushotel geworden, mit wiederkehrenden Umbauten und Neuerungen, bis zum Ersten Weltkrieg, berichtet Restaurator Tim Rekelhoff. „Es hatte sogar einen Tennisplatz, das war sehr fortschrittlich. Es gab gemauerte Bäder, damals auch eine Seltenheit, und Sonnenterrassen, damit die noble Clientèle sich von der schmutzigen Stadtluft erholen konnte. Fast schon wie in einer Kuranstalt.“
Von den Hotelzeiten zeugen die Zimmer, die man durch verglaste Türen ansehen kann: mit Rosentapeten, Jugendstilleuchtern oder Stoffvorhängen rund um die Stelle, wo einst das Bett stand.
Wissenswertes über die Böden und Decken im Schloss kam von Techniker Alois Wanner. Um die Statik zu untersuchen, habe man an 26 verschiedenen Punkten die Decken geöffnet. Ob die Balken für heutige Zwecke noch tragfähig genug seien, müsse errechnet werden. „Wenn nicht, werden sie verstärkt.“
Walter Hauser vom Bundesdenkmalamt lud zu seinem Vortrag in die Schlosskapelle, die aber gar nicht mehr als solche erkennbar ist. „Heute sieht der Raum aus wie ein normales Zimmer“, so Hauser. „Bei den Umbauten im damaligen Hotel haben die Besitzer wohl Tabula rasa gemacht. Ein Triumphbogen der Kapelle ist noch zu erahnen. Und man sieht, wo früher die Decke war, nämlich weiter unten als heute.“
Im Schlosshof informierte Archäologe Hubert Ilsinger über Funde aus Mauern, von unter der Erde oder von darüber, seien sie aus Metall, Keramik oder Leder. Und: „Wir haben viele Knochen gefunden, von Pferden, Hunden, Rindern und Schweinen. Etliche Reste sind im Erdreich bei den häufigen Umbauten durcheinandergeraten.“
Ist der Tag des Denkmals erst einmal vorbei, dürfte es lange dauern, bis die Öffentlichkeit wieder Einblick ins Innere von Schloss Weißenstein erhält. Das Gebäude, das ein Wahrzeichen der Marktgemeinde Matrei i. O. ist, gehörte bis 2020 drei privaten Eigentümern. Dann kaufte es die Felbertauernstraßen AG. Vorerst arbeitete die neue Besitzerin daran, die Räume freizubekommen und das Gebüsch rund um den Bau unter Kontrolle zu bringen. Weitere Pläne sind noch nicht fixiert.