Demo in Innsbruck für inklusive Bildung und Barrierefreiheit
Rund 250 Demonstrantinnen und Demonstranten forderten am Mittwoch in Innsbruck von der Landespolitik umfassende Maßnahmen für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung.
Von Benedikt Mair
Innsbruck – Neben Bannern und selbst gebastelten Schildern haben sie Trillerpfeifen und Tröten mitgebracht. Laut wollten sie sein, damit ihre Anliegen endlich Gehör finden. Und ohrenbetäubend laut war es auch, als sich die Demonstranten Mittwochmittag durch Innsbruck bewegten. Rund 250 Betroffene protestierten für die Rechte von Menschen mit Behinderung in Tirol. An Vertreter einiger im künftigen Landtag vertretenen Parteien wurde ein Forderungskatalog übergeben, der unter anderem den Wunsch nach einem inklusiven Bildungssystem und umfassender Barrierefreiheit beinhaltet.
📽️ Video | Demos für Behinderten-Rechte in ganz Österreich
„Es braucht verbindliche Ziele, die messbar sind. Und natürlich muss auch die Finanzierung gewährleistet sein“, sagt Hannes Lichtner vom ÖZIV Landesverband, welcher die Aktion gemeinsam mit dem Verein Integration Tirol initiiert hat. Zur Teilnahme aufgerufen haben zahlreiche weitere Organisationen. „Bund, Land, aber auch die Gemeinden müssen bei diesem Thema viel stärker eingebunden werden.“ Laut Lichtner gibt es hierzulande bei der Inklusion allen voran an den Schulen noch viel Aufholbedarf. „Wir haben mit einer Quote von 53,5 Prozent den zweitschlechtesten Wert aller Bundesländer. Hier müssen wir endlich weiterkommen.“ Auch die Barrierefreiheit nennt er als zentrales Anliegen, da diese ein wichtiges Element für ein selbstbestimmtes Leben darstelle. Lichtner kritisiert, dass ein „umfassendes Verständnis“ dieser Materie fehle und ruft Kommunen dazu auf, entsprechende Pläne zu erstellen.
: Roman Scamoni vom Verein Integration Tirol sagt, er sei von der Demonstration „überwältigt“ gewesen. „Wir waren viele, laut und sichtbar. Und wenn nicht endlich umgesetzt wird, dann kommen wir wieder und sind noch mehr.“ Er und seine Mitstreiter fordern, dass die UNO-Behindertenrechtskonvention, welche Österreich vor mittlerweile 14 Jahren unterzeichnet hat, umgesetzt wird. „Wir wollen also eigentlich nur das, was uns von Rechts wegen zusteht.“
Zusätzlich zu einer inklusiven Schule und der Barrierefreiheit plädieren die Aktivisten für den Ausbau der persönlichen Assistenz und setzen sich für einen gerechten Lohn statt eines Taschengeldes und finanzielle Unterstützung zur Abfederung der aktuellen Teuerung ein. Dass nur Politiker von SPÖ, FPÖ, NEOS und Grünen den Forderungskatalog vor dem Landhaus entgegennahmen, ist für Scamoni schade. Es führe aber vor Augen, dass Menschen mit Behinderungen weiter deutlich für ihre Rechte einstehen müssen, damit diese auch eingehalten werden.
Neben Innsbruck wurde am Mittwoch auch in anderen Bundesländern protestiert, initiiert hatte die Aktion der Österreichische Behindertenrat (ÖBR), nachdem der Ministerrat im Juli diesen Jahres den von Interessenvertretern heftig kritisierten Nationalen Aktionsplan Behinderung beschlossen hatte. In Tirol unterstützten die Lebenshilfe, der Verein Tipsi, der Verein AMB, die argeSODiT, der Gehörlosen- sowie Blinden- und Sehbehindertenverband Tirol und viele andere Einrichtungen und Selbstvertreterinnen und -vertreter die Kundgebung.
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