Messstation am Innsbrucker Hafelekar als Physik-Sehenswürdigkeit ausgezeichnet
Der Physiker Victor Franz Hess verbrachte viel Zeit am Innsbrucker Hafelekar. Hier erforschte er die von ihm entdeckte kosmische Höhenstrahlung. Die Messstation wurde nun als erster Ort außerhalb Wiens als historische Physik-Stätte ausgezeichnet.
Innsbruck – Die zur Universität Innsbruck gehörende Victor-Franz-Hess-Messstation am Hafelekar auf rund 2.300 Metern Seehöhe ist als erster Ort außerhalb von Wien und erst dritter in Österreich als "European Physical Society (EPS) Historic Site", also als eine Art Physik-Sehenswürdigkeit, ausgezeichnet worden. An diesem Standort, der renoviert und mit einem Museumskonzept versehen wurde, hatte der Nobelpreisträger Hess die von ihm 1912 entdeckte kosmische Höhenstrahlung erforscht.
Die Renovierung des Gebäudes sei jedenfalls "keine einfache Aufgabe gewesen", sagte der Rektor der Universität Innsbruck, Tilmann Märk, der selbst auch Physiker ist. "Jetzt aber steht es hier als sichtbares Dokument für wissenschaftlichen Fortschritt", zeigte er sich sichtlich erfreut über die Neueröffnung der Messstation, die ab sofort auch für die Öffentlichkeit zugänglich sein wird. Damit diese davon auch profitiere, sei viel Wert auf die "Neugestaltung und Inszenierung der Hütte" gelegt worden, versicherte Märk.
Diesem Lob für die Neugestaltung, die ein Innsbrucker Gestaltungsbüro übernommen hat, schloss sich auch der Innsbrucker Bürgermeister Georg Willi (Grüne) bei einem Medientermin am Donnerstag an. "Mit diesem Museum gelingt ein Blick zurück in die damaligen Zeit, die auch eine Zeit der neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse war", so Willi. Die neue Hütte inklusive Museumskonzept solle dabei auch gegenwärtig daran erinnern, dass sich Fakten und Rationalität letzten Endes durchsetzen, so der Bürgermeister der Landeshauptstadt.
Besonders im Fokus der Physik stehe dabei aus wissenschaftlicher Sicht der originale Steinke-Apparat, mit dem die kosmische Strahlung von Hess gemessen wurde, so Emmerich Kneringer, der im Bereiche der experimentellen Teilchenphysik der Universität Innsbruck tätig ist. "Mit diesem konnte nachgewiesen werden, dass die Strahlung am Hafelekar zweimals so hoch als in der Stadt unten und dreimal so hoch wie auf Meereshöhe war", erläuterte Kneringer.
Sehenswürdigkeit
Die Victor-Franz-Hess-Messstation hat eine längere Konzeptions- und Umbauphase hinter sich, bevor sie am Donnerstag mit neuem Gesicht präsentiert wurde. Diese ehemalige Bauhütte der Nordkettenbahn war Anfang der 1930er-Jahre eines der wichtigsten Argumente für den späteren Physik-Nobelpreisträger Victor Franz Hess, von Graz an die Universität Innsbruck zu wechseln und hier eine Professur zu übernehmen. Hier, hoch über Innsbruck, sah er die beste Möglichkeit, die Kosmische Höhenstrahlung, die er 1912 entdeckt hatte, genauer zu erforschen.
Nunmehr werde auch sichtbar, welches "Fenster Hess damals aufgemacht hat", strich Rüdiger Voss, Präsident der EPS, heraus. Die Messstation in dieser Form sei ein "Denkmal für Hess" und zeige zugleich auch, dass Hess auch "Forschungsfelder eröffnet hat, die noch eine lange Zukunft haben werden", so Voss.
In diesem "Hess-Denkmal" erwarten die Besucher dann etwa Zeittafeln, Kurzfilme oder hologrammartig anmutende Projektionen. "Wir haben die Messstation in zwei Bereichen eingeteilt", sagte Robert Gander von "Rath & Winkler", die für die Museumskonzeption zuständig waren. Ein Bereich sei ein "öffentlicher Bereich", der von außen erlebbar sei, ein zweiter Bereich im Inneren für Details und weitere Wissensvermittlung", so Gander. Insgesamt gebe es etwa Biografisches über Hess und Wissenswertes über den Steinke-Apparat zu lernen, so Gander. (TT.com, APA)
Stichwort: Kosmische Höhenstrahlung
Im Laufe des Jahres 1912 führte der österreichische Physiker Victor Franz Hess insgesamt zehn Ballonfahrten durch, bei denen er auf bis zu 5000m aufstieg. Dabei bestimmte er die Ionisation der Luft und entdeckte dass diese, im Gegensatz zur gängigen Theorie, mit steigender Höhe zunahm. Er schloss folgerichtig daraus, dass diese „Höhenstrahlung“ einen Ursprung außerhalb der Erde haben muss.
Hess Entdeckung, mit der er quasi die moderne Teilchenphysik begründete, wurde schlussendlich akzeptiert. Vierundzwanzig Jahre nach dem historischen Ballonflug erhielt er 1936 den Nobelpreis für Physik.