Auto-Test

Dacia Jogger trifft Nerv der Zeit: Kann alles, kostet fast nichts

Mit dem Jogger ist Dacia wirklich ein äußerst attraktiver Crossover gelungen, der Platz für sieben, Gebrauchswert und Ökonomie verbindet.
© Fellner

Die aufstrebende Diskontmarke Dacia brachte mit dem Jogger einen Hochdachkombi im SUV-Look auf den Markt. Raumfülle und moderne Technik gibt es für nicht einmal 20.000 Euro. Dies trifft den Nerv der Zeit.

Von Reinhard Fellner

Innsbruck – Schon einmal erlebte eine Diskontmarke aus Osteuropa, damals unter VW-Ägide, einen kometenhaften Aufstieg. Die Geschichte scheint sich nun unter dem Dach des Renault-Konzerns zu wiederholen: Dacia gilt mittlerweile als aufstrebende Marke und belegt im Verkaufsranking der Privatkunden EU-weit Spitzenplätze.

Das Konzept der franko-rumänischen Marke blieb an sich gleich: uneitle Alltagshelden zum absolut konkurrenzlosen Preis. Verzicht da, wo es nicht wehtut. Spätestens seit dem neuen Sandero kamen jedoch eine hochattraktive Formensprache und topaktuelle Technik hinzu. Und: Auch in Dacias werden nun erstmals gute Sitze verbaut.

Jetzt hat Dacia jedoch mit dem Jogger ein Auto hervorgebracht, das geradezu überraschend gelungen ist. Das Konzept ist eigentlich aberwitzig, geht aber trotzdem auf: So ersetzt der auffallend attraktiv designte Hochdachkombi mit Platz für bis zu sieben Personen den Lodgy (Van), den Dokker (Hochdachkombi) und den Logan MCV (Kombi). Das Ergebnis ist ein 4,5-Meter-Crossover, der sich in jeder Hinsicht sehen lassen kann. Zum TT-Test rollte das Topmodell „Extreme“ als Fünfsitzer. In dieser Version bietet der Jogger für sein Segment quasi schon Vollausstattung. Klimaautomatik, schlüsselloser Zugang, modernes Multimediasystem, Rückfahrkamera, abgedunkelte Scheiben, Klapptischchen an der Rückseite der Vordersitze oder schwarz lackierte Alufelgen gehören dazu. Top: Die stabile Dachreling kann sich über schwenkbare Querträger zum idealen Dachträger umfunktionieren lassen. Wenn Sie schon gut im Jogger sitzen und sich festhalten können – jetzt der Preis: 19.890 Euro inklusive drei Jahre Garantie (erweiterbar auf sechs Jahre).

Haken? Nicht zu finden, außer der Kunde hat ein Faible für geschäumte Kunststoffe im Innenraum und letzte Entwicklungen auf dem Gebiet der Assistenzsysteme.

Die Technik

Motor: Dreizylinder-Turbobenziner

Hubraum: 999 ccm

Drehmoment: 200 Nm bei 2900 U/min

Leistung: 81 kW/110 PS

L/B/H: 4547/1784/1632 mm

Gewicht: 1261/1862 kg

Kofferraumvolumen: 607 – 1819 l

Tankinhalt: 50 l

Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h

0 – 100 km/h: 11,2 Sekunden

Verbrauch: 6,7 l/100 Kilometer

Kraftübertragung: Frontantrieb

Preis: (Extreme 5-sitzig) 19.890 Euro

CO2-Emission: 127 g/km

Im Innenraum herrscht jedenfalls gepflegte Modernität. Schwarzes Hartplastik mischt sich mit Stoffen. Vieles lässt sich zudem besser und einfacher bedienen als in weit teureren Modellen. Beispiel Klimaeinstellung über verchromte Drehregler oder ein Mediasystem, das sich schon kabellos mit dem Smartphone verbindet.

Da Dacia dem Jogger auch einen Schuss SUV mitgegeben hat, erfreuen 20 Zentimeter Bodenfreiheit mitsamt bequemem Einstieg und feiner Übersicht, die freilich auch mit den riesigen Seitenscheiben zusammenhängt. Apropos riesig: Da der Jogger auch als Siebensitzer bestellbar ist, beträgt die Zuladung 600 Kilogramm. Laderaum? Von 607 bis 1819 Liter. Die Rücksitze lassen sich bei Bedarf relativ einfach nach vorne klappen. Mit dieser Raumfülle kann einzig die Beinfreiheit hinten nicht ganz mithalten. Dafür sitzt man gut und hoch.

Angetrieben wird der 1261 Kilo leichte Jogger vorerst von einem 110-PS-Turbobenziner (ein 140-PS-Hybrid folgt). Überraschung: Die Maschine legt sich bei angenehmer Laufruhe und sonorigem Klang ab 2500 Touren derartig ins Zeug, dass sich über das Sechsganggetriebe regelrecht so etwas wie Fahrspaß einstellt. Nie kommt eigentlich der Wunsch nach mehr Leistung auf. Die leichtfüßige Fahrt verlangte im Praxistest gerade einmal 6,7 Liter Super auf 100 Kilometer. Die schluckfreudige Federung nimmt übrigens auch Feldwege nicht übel. Unerwartet: Trotz seiner relativen Leichtigkeit wirkt der Jogger nicht dünnhäutig, sondern eher solide und unempfindlich. Auch zeigte sich das Testexemplar klapperfrei.

Ab 16.890 Euro ist der Dacia Jogger zu haben. Er zählt wohl zu den gelungensten Neuerscheinungen des Modelljahres 2022.

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