Wlazny und die Dreier-Koalition: Warnsignal für SPÖ, Grüne und NEOS
Dominik Wlazny schafft Platz drei bei der Hofburg-Wahl – das ist ein Warnsignal für SPÖ, Grüne und NEOS.
Von Serdar Sahin
Wien – Der Wahltag war so gewöhnlich wie schon lange keiner mehr. Die einzige Sensation war, dass Dominik Wlazny bei seinem ersten Antritt den dritten Platz errang – und das ohne große Parteien, ohne große Boulevardblätter oder Milliardäre, die ihn unterstützten. Nun fragen sich Polit-Beobachter, welche Folgen der Achtungserfolg von Wlazny hat. „Wie es weitergeht, weiß ich nicht“, sagte der Gründer der Bierpartei noch am Wahlabend. Ob das wirklich so ist, darf angezweifelt werden. Wlazny alias Marco Pogo lässt nämlich via soziale Netzwerke gleichzeitig wissen: „Ich hab Bock drauf, zu gestalten und anzupacken. Es macht mir Spaß.“ Seit dem Abend ruft er seine Sympathisanten auf, Mitglied seiner „Bewegung“, der Bierpartei, zu werden.
Doch wer hat ihn – den Punkrockmusiker, Bierproduzenten und Arzt gewählt? Laut den Daten des Meinungsforschers Peter Hajek, der im Auftrag von ATV das Wahlverhalten ermittelt hat, haben Wlazny mehr Männer als Frauen gewählt – die Differenz ist aber gering. Keinen Unterschied gibt es zwischen ländlichem und urbanem Raum. Anteilmäßig gleichermaßen gewählt wurde er auch von Menschen mit und ohne Matura.
Wlazny fischte im Nichtwählerbecken
Deutliche Unterschiede gibt es aber in der Altersstruktur. Während für Wlazny nur zwei Prozent der über 60-Jährigen votierten, gaben ihm 20 Prozent der 16- bis 29-Jährigen ihre Stimme. Wlazny mobilisiere jüngere Wähler, und zwar auch aus dem Lager der Nichtwähler – dies sollte für die SPÖ ein Warnsignal sein, konstatiert Hajek. Nicht nur bei der SPÖ dürften die Alarmglocken schrillen, sondern bei allen Wiener Parteien, weil Wlazny, der auch Bezirksrat in Simmering ist, in der Bundeshauptstadt mit knapp elf Prozent Rang zwei erreichte.
Bundesweit analysiert konnte Wlazny Wähler aller Parlamentsparteien ansprechen. Die größte Wählergruppe des Bierpartei-Gründers bestand aber aus Menschen, die bei der Nationalratswahl NEOS gewählt hatten.
Die Opposition pocht regelmäßig auf vorgezogene Wahlen. Rote, Grüne und Pinke hoffen, dann links der Mitte eine Mehrheit bilden zu können. Tritt aber Wlazny mit seiner Bierpartei bei der nächsten Nationalratswahl an und schafft die Vier-Prozent-Hürde, ist fraglich, ob sich eine Ampelkoalition aus SPÖ, Grünen und NEOS ausgeht. Auch wenn Wlazny es nicht schaffen sollte, wird er die anderen Parteien trotzdem Stimmen kosten.
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