Assanges Familie: WikiLeaks-Gründer sollte Sacharow-Preis erhalten
Assanges Verwandte besuchten am Donnerstagabend das Human Rights Film Festival Berlin. Dort wurde zur Eröffnung der Dokumentarfilm „Ithaka" über ihren gemeinsamen Kampf gezeigt.
Berlin, London – Familienmitglieder des seit 2019 in einem britischen Gefängnis sitzenden Julian Assange haben sich dafür ausgesprochen, dass der WikiLeaks-Gründer den Sacharow-Preis des Europäischen Parlaments gewinnen solle. „Das wäre nächste Woche sehr bedeutsam", sagte sie der dpa am Donnerstag. Bei einem Besuch in Berlin forderten sie zudem, dass sich die deutsche Regierung für die Freilassung von Assange einsetzen solle, indem sie den Fall etwa bei der US-Regierung anspreche.
Die deutsche Regierung solle „Julians Freilassung auf jede erdenkliche Weise unterstützen", sagte Julian Assanges Ehefrau Stella Assange. „Wir erwarten und fordern, dass die deutsche Regierung und insbesondere die Außenministerin, die Kontakte zu den USA und Großbritannien hat, und der Kanzler handeln und Julians Angelegenheit zu einem Abschluss bringen, damit er nach Hause zu seinen Kindern kann", so sein Vater John Shipton. Er verwies darauf, dass die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock früher Unterstützung gezeigt habe.
Die USA fordern Assanges Auslieferung. Die US-Justiz will ihm wegen Spionagevorwürfen den Prozess machen. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 175 Jahre Haft. Ihm wird vorgeworfen, mit Whistleblowerin Chelsea Manning geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan gestohlen, veröffentlicht und damit das Leben von US-Informanten in Gefahr gebracht zu haben. Unterstützer sehen in ihm dagegen einen mutigen Journalisten, der Kriegsverbrechen ans Licht brachte. Die Regierung in London hat der Auslieferung zugestimmt, das juristische Tauziehen ist aber noch nicht beendet.
Dokumentarfilm "Ithaka"
Assanges Verwandte besuchten am Donnerstagabend das Human Rights Film Festival Berlin. Dort wurde zur Eröffnung der Dokumentarfilm Ithaka" über ihren gemeinsamen Kampf gezeigt. Seine Österreich-Premiere wird der Dokumentationsfilm „Ithaka" am Samstag ab 17.00 Uhr im Wiener Burg Kino feiern. Im Anschluss an das Screening findet eine Podiumsdiskussion in Anwesenheit von Assanges Vater John Shipton und dem Journalisten Richard Medhurst statt.
Zuletzt war bekanntgeworden, dass sich Julian Assange im Gefängnis mit dem Coronavirus infiziert hatte. Seit Samstag sei er 24 Stunden am Tag in seiner Zelle eingeschlossen, sagte seine Frau. Sie könne ihn gerade nicht besuchen. „Und es ist immer schwieriger, wenn er viel Zeit alleine verbringt." Die beiden hatten im März im Londoner Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh geheiratet. Das Paar hatte während Assanges jahrelangem Botschaftsasyl in der Vertretung Ecuadors in London zusammengefunden. Die beiden haben zwei Kinder. (APA/dpa)