„Die Jugend ist nicht „politikverdrossen – im Gegenteil“
Innsbruck – Kein Interesse an der Politik – diesen Vorwurf müssen sich junge Menschen sehr häufig gefallen lassen. Vor allem dann, wenn nach einem Urnengang die oft magere Wahlbeteiligung der bis 30-Jährigen analysiert wird. Aus der Zahl der Wähler oder Nichtwähler auf das Interesse an Politik zu schließen, sei aber vereinfacht und gerade im Fall von Jugendlichen nicht richtig, meint Lukas Trentini von der Plattform Offene Jugendarbeit Tirol (Pojat). „Die Jugend ist nicht politikverdrossen. Im Gegenteil: Die jungen Leute in Tirol sind total interessiert daran, ihre Lebenswelt mitzugestalten, wenn das Format, die Methode und die Herangehensweise stimmen“, betont Trentini. Anfang der Woche hatte die Pojat zu einem Fachtag geladen, bei dem genau dieses Thema – die Partizipation von Jugendlichen in den Tiroler Gemeinden und die Rolle der Offenen Jugendarbeit – im Mittelpunkt stand.
„Die parlamentarische Mitbestimmung über Wahlen ist die erwachsene Form, die als Format in der Lebensphase der Jugend oft nicht passend ist“, sagt Trentini. Dass junge Menschen trotzdem mitreden wollen, zeige sich in vielen Tiroler Gemeinden, in denen Jugendliche bereits stark in die politischen Entscheidungsprozesse eingebunden seien, ohne selbst ein politisches Mandat zu haben.
Die Pojat begleitet mit ihren Expertinnen und Experten derartige Prozesse in Gemeinden, bei denen die Jugendlichen auch lernen müssen, dass nicht alle Wünsche erfüllt werden können. Viel schwieriger sei dabei aber oft die Arbeit mit den Erwachsenen, die nicht selten erst erkennen und akzeptieren müssen, dass sich auch junge Menschen in einem Ort einbringen wollen – selbst wenn es nur wenige sind, berichtet Trentini. Er ist überzeugt davon, dass die Erfahrungen aus diesen Beteiligungsprozessen sich später auch auf ein positives Politikverständnis der jungen Menschen auswirken. (np)