Test

Panamera ST: Ferdinand Porsches Spuren

Geräumig und doch überaus dynamisch: der Panamera ST von Porsche.
© Porsche

Wir wollten herausfinden, wie der Panamera den Spagat zwischen Sportwagen und edler Reiselimousine schafft, und waren dabei auch an der Wiege der Marke Porsche.

Von Walter Schrott

Spielberg, Gmünd – Sportwagen oder Reiselimousine? Man(n) steht oft vor einer schweren Entscheidung, weil praktisch veranlagte Frau wegen Ersterem Bedenken hat. Gibt es Autos, die beide Tugenden in sich vereinen? Der Porsche Panamera hat es uns angetan. Und zwar der Turbo S Hybrid. 630 PS unter der Haube, acht Zylinder, Biturbo. Ein absoluter Eyecatcher noch dazu mit stattlichen fünf Metern Länge. Den 100er-Sprint erledigt der Sportler in sagenhaften 3,1 Sekunden.

Ab geht es damit über Bundes- und Bergstraßen nach Spielberg. Denn am Red Bull Ring haben wir eine Verabredung mit einer lebenden Legende. Walter Röhrl, vielfacher Rallye-Champion, will uns als Pacecar-Driver über die Rennstrecke geleiten. Schon bei der Anreise zeigt der Panamera groß auf. Kraft steht im Überfluss zur Verfügung und als sich auf der 15-Prozent-Steigung nach Hohentauern plötzlich ein Schwerlaster in den Weg stellt, genügt ein Tupferl aufs Gaspedal und schon ist der Truck Zweiter. So einfach geht das, wenn am Heck der Porsche-Schriftzug prangt.

Auf der Rennstrecke spielt der Panamera voll seine sportlichen Gene aus. Kurven sind dann seine Leibspeise. Er klebt förmlich am Asphalt und durcheilt die Radien mit atemberaubenden Geschwindigkeiten. Wobei Walter Röhrl gnädig ist und uns nicht um die Ohren fährt. Wir sind um runde sechs Sekunden pro Runde langsamer als die Semi-Profis, die gerade bei der Driver-Experience mit ihren 911ern und anderen Porsche-Boliden am heißen Asphalt unterwegs sind. Was Walter Röhrl immerhin als „sehr beachtlich“ kommentiert.

Weiter über die Turracher Höhe nach Gmünd, wo neben der Tauernautobahn das einzige private Porsche-Museum zu finden ist. Helmut Pfeifhofer hat dieses Zeitdokument geschaffen, in dem Porsche-Raritäten aus allen Epochen bewundert werden können. Sohn Christoph führt die Tradition engagiert fort und zeigt uns einen besonderen Ort. Neben der Straße steht eine Holzbaracke, liebevoll restauriert. Das Konstruktionsbüro von Ferdinand Porsche. Der Hut des Visionärs und genialen Technikers hängt noch an der Garderobe, am Zeichentisch befinden sich vergilbte Pläne. Wir stehen geradezu ehrfürchtig an der Wiege der Marke Porsche. Hier ist mit dem 356er im Jahr 1948 der erste Serien-Porsche entstanden. Dazwischen liegen 74 Jahre und es ist kaum zu glauben, welche Entwicklung Porsche seither genommen hat. Vom kleinen Familienunternehmen zum profitabelsten Sportwagenhersteller der Welt. Dabei sollte das im Besitz der Gemeinde befindliche und als Schandfleck abgekanzelte Gebäude abgerissen werden. Das konnte Pfeifhofer durch den Kauf verhindern und ein Stück unschätzbare Automobilgeschichte bewahren. Wer immer auf der Tauernautobahn unterwegs ist, sollte den Abstecher zum Porsche-Museum machen. Es lohnt sich.

Zurück nach Salzburg über den Katschberg und Obertauern. Der Panamera beschert uns abermals reichlich Fahrspaß. Und wir sind überzeugt: Er ist die ideale Kombination aus aufregendem Sportwagen und exklusiver Limousine. Man kann mit ihm gemütlich über Landstraßen gleiten, komfortabel und ermüdungsfrei lange Autobahnstrecken bewältigen oder auch extrem sportlich unterwegs sein. Und 467 Liter Kofferraumvolumen reichen sogar für das Urlaubsgepäck. Ein Alleskönner eben, oder – wie Walter Röhrl meint – „eine eierlegende Wollmilchsau“.

Porsche ist hierzulande im Gegensatz zu einigen anderen Marken ausgesprochen gut unterwegs. „Trotz der Lieferengpässe konnten heuer bereits 1066 Porsche-Modelle abgesetzt werden“, freut sich Hermann Prax, Kommunikationschef bei Porsche Austria. Topseller ist der 911er (282 Stück), gefolgt vom Cayenne (286) und vom Taycan (175). Der edle Panamera, zu haben ab 195.986 Euro, rangiert mit 77 Stück auf Platz fünf. Übrigens: Wenn demnächst ein Porsche am Campingplatz auftaucht, sollte man sich nicht wundern. Porsche bietet, dem wachsenden Campingtrend entsprechend, neuerdings ein komfortables Dachzelt an. Die Lösung für den hotelfreien Städtetrip.