Krieg in Ukraine

Tote und Verletzte nach Absturz von russischem Kampfjet auf Wohnviertel

Das Flugzeug stürzte in den Hof eines Wohnkomplexes in Jejsk.
© APA/AFP/Telegram/proc_23/HANDOUT

Russische Flugzeuge tragen Tod und Zerstörung in die Ukraine. Nun trifft der Absturz eines solchen Bombers das eigene Gebiet und die eigenen Leute.

Kiew, Moskau, Genf – Nach dem Absturz eines russischen Kampfflugzeugs in einem Wohngebiet in Jejsk im Süden Russlands ist die Zahl der Toten auf 13 gestiegen. Unter ihnen seien auch drei Kinder, teilten die russischen Behörden am Dienstag in der Früh mit. Am Montagabend war nach dem Absturz des Kampfjets vom Typ Su-34, der auch im Krieg gegen die Ukraine eingesetzt wird, von sechs Toten die Rede gewesen.

Die Leichen hätten Einsatzkräfte des Zivilschutzes nach Beseitigung der Trümmer geborgen, teilte das Gesundheitsministerium in Moskau mit. 19 Menschen seien verletzt worden. Vier Verletzte seien ins Regionalkrankenhaus von Krasnodar gebracht worden, die anderen würden in Jejsk im Krankenhaus versorgt. Die Verletzten erhielten neben medizinischer auch psychologische Hilfe, teilte Gesundheitsminister Michail Muraschko, der selbst in dem Ort am Asowschen Meer war, in der Nacht mit.

📽️ Video | Kampfjet-Absturz in Jejsk: Zahl der Todesopfer steigt

Der Kampfbomber vom Typ Suchoj Su-34 fiel kurz nach dem Start direkt neben ein achtstöckiges Wohnhaus, das zum Teil in Brand gesetzt wurde. Den Angaben zufolge wurden 72 Wohnungen beschädigt.

Das Verteidigungsministerium in Moskau bestätigte den Absturz. Beim Start von einem nahen Fliegerhorst habe eines von zwei Triebwerken Feuer gefangen, hieß es. Die zwei Mann aus dem Cockpit hätten sich mit Fallschirmen gerettet. Präsident Wladimir Putin wurde über den Absturz informiert. Aus Moskau flogen Katastrophenschutzminister Alexander Kurenkow und Gesundheitsminister Michail Muraschko nach Jejsk.

Videos, die angeblich aus der Stadt stammen, zeigten eine große Explosion dicht an dem Hochhaus. Dann waren kleinere Detonationen zu hören. Ein Teil des Gebäudes fing bis zum Dach hinauf Feuer. Nach offiziellen Angaben gelang es 400 Rettungskräften bis zum Abend, den Brand zu löschen. Das Haus sei nicht einsturzgefährdet. In einer nahe gelegenen Schule sei niemand verletzt worden.

Die Maschine sei auf einem Übungsflug gewesen, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Solche Flüge finden den Regeln nach ohne Munition statt. Allerdings deutete die Boulevardzeitung "Komsomolskaja Prawda" die Explosionen so, dass die Maschine bewaffnet gewesen sei. Die Hafenstadt Jejsk liegt so dicht an der Ukraine, dass von dort Luftangriffe gestartet werden können. Die Su-34 sei nicht abgeschossen worden, sondern habe einen Defekt gehabt, sagte ein geretteter Pilot dem Zeitungsbericht zufolge.

Wieder Luftangriffe auf Kiew

In der ukrainischen Hauptstadt Kiew ist am Montagabend zum vierten Mal an dem Tag Luftalarm ausgelöst worden. Um die Millionenstadt war nach Behördenangaben die Luftabwehr im Einsatz, um anfliegende Drohnen der russischen Streitkräfte abzufangen. Ein Abschuss einer solchen Drohne wurde aus dem Ort Browary am östlichen Stadtrand gemeldet. Bei Drohnenangriffen auf Kiew Montagfrüh waren vier Menschen getötet worden.

Abends gab es Luftalarm auch über den südlichen Gebieten Mykolajiw und Odessa. In Odessa waren demnach Explosionen zu hören. Im zentralukrainischen Gebiet Dnipropetrowsk wurde nach ehördenangaben am Tag ein Objekt der Energieversorgung getroffen. „Es brach ein Brand aus, die Schäden sind groß", schrieb Gouverneur Mykola Lukaschuk auf Telegram.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte die Staatengemeinschaft vor diesem Hintergrund um mehr und bessere Waffen zur Luftabwehr. „Den ganzen Tag sind dort Trümmer geräumt worden, wohin die russischen Terroristen trotz allem getroffen haben", sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache am Montag. Allein in Kiew seien vier Menschen getötet worden, darunter ein junges Paar mit einer schwangeren Frau. "Wladimir Putin kann sich eine weitere Leistung zuschreiben, er hat noch eine Schwangere getötet", sagte Selenskyj.

Bereits in der Vorwoche hatte Russland Ziele in Kiew beschossen.
© IMAGO/Aleksandr Gusev

„Wenn wir über Luftabwehr reden, dann reden wir über reale Menschenleben", sagte er. „Das ist nicht nur im Interesse der Ukraine. Je geringer die terroristischen Möglichkeiten Russlands sind, desto schneller endet dieser Krieg." Die russischen Streitkräfte griffen am Montag vor allem mit Kampfdrohnen iranischer Bauart an. Die Ukraine habe seit Sonntagabend 37 solcher Drohnen und mehrere Marschflugkörper abgefangen, sagte Selenskyj.

Am Dienstag in der Früh teilte die ukrainische Armee mit, dass am Montagabend acht Drohnen abgefangen worden seien. Sechs davon seien von Kampfflugzeugen oder Luftabwehreinheiten abgeschossen worden. Um 15 Uhr habe die Luftabwehr auch zwei Kalibr-Raketen abgefangen, die von russischen Kriegsschiffen im Schwarzen Meer aus abgefangen worden seien, meldete die Nachrichtenagentur Ukrinform. (APA/dpa)

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